Holger Hof

Gottfried Benn - Der Mann ohne Gedächtnis

Eine Biografie
Cover: Gottfried Benn - Der Mann ohne Gedächtnis
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011
ISBN 9783608938517
Gebunden, 539 Seiten, 26,95 EUR

Klappentext

Als Dichter und Prosaist zählte Gottfried Benn (1886-1956) zu den einflussreichsten Figuren der deutschen Geistesgeschichte, ein radikaler Modernist, ein genialischer Verächter seiner Zeit, ein Übervater der jungen Nachkriegsliteratur. Durch seine Parteinahme im "Dritten Reich" kompromittiert, führte dieses "gezeichnete Ich" ein spannungsreiches "Doppelleben" zwischen dem unglamourösen Betrieb seiner Berliner Arztpraxis und den ekstatischen Höhenflügen der Literatur. Diese umfassende Biografie Gottfried Benns berücksichtigt erstmals die Tageskalender des Dichters aus den 1940er- und 50er-Jahren und bislang unerschlossene Briefwechsel. So entsteht eine neue Sicht auf Gottfried Benn.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.02.2012

Gottfried Benns Kniff klingt für Manfred Koch schon im Titel dieser Biografie an: Schaffen aus dem Vergessen. Darauf rekurriert Holger Hof, wenn er Benns "Tageskalender" auswertet und dessen naturwissenschaftliche Lektüre offenlegt. Dass er sich dabei eng an die Lebensgeschichte des Dichters hält und auf (über-)ambitionierte Werkdeutungen wie auch auf tiefenpsychologische Exkurse verzichtet, gefällt Koch. Hofs gelassene Sachlichkeit auch bei der Erkundung von Benns Amouren und seines zweifellos komplexen Charakters, scheinen ihm angenehmer als die üblichen theoretischen Muskelspiele.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.12.2011

Rezensent Diedrich Diederichsen weiß Holger Hofs neue Biografie über Gottfried Benn zu schätzen. Ob hier aber wirklich ein ganz neues Bild des umstrittenen Dichters gezeichnet wird, wie der Verlag meint, bezweifelt er. Jedenfalls attestiert er dem Autor, auf Grundlage umfangreichen Quellenmaterials Benn zu zeigen, wie er eben war. Er hebt hervor, dass Hof nicht nur die bekannten selbststilisierenden Briefe, sondern auch bislang unausgewertete Notizen und Aufzeichnungen herangezogen hat. Besonders gefällt ihm, wie Benn zwischen den Höhe- und Tiefpunkten seines Lebens geschildert wird als einer, "der sein Schicksal so wenig versteht, wie er dies generell Menschen zubilligt". Diederichsen spricht in seiner Rezension auch über seine eigene Benn-Erfahrung als Schüler und Student, der den Dichter als linken Schriftsteller verteidigte und ihm die Begeisterung für den Nationalsozialismus ohne weiteres verzieh. Heute scheint ihm dagegen klar, dass das Antibürgerliche Benns von vielen überschätzt wird.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.12.2011

Verhalten nimmt Helmut Böttiger die neue Biografie Gottfried Benns von Holger Hof auf, die ihm ein weiterer Beleg für die anhaltende Aktualität des Schriftstellers ist. Nicht nur schlecht findet der Rezensent, dass sich Hof akribisch an die Fakten hält und so zwar nichts grundsätzlich Neues zutage fördert, aber zumindest helleres Licht auf Benns alltägliche Aktivitäten oder seine Anfangsjahre wirft. Allerdings überzeugt den Rezensenten dieses Buch dann eher als "Materialsammlung" denn als deutende Lebensgeschichte. Die Gründe für Benns Hinwendung zum Völkischen beispielsweise hätte Böttiger gern schärfer ins Auge gefasst gesehen, wie er deutlich macht. Auch stilistisch und formal ist diese Biografie nicht immer geglückt, wie er findet, und so erscheint ihm dieses Buch über weite Strecken vor allem als "Aneinanderreihung von interessanten Belegstellen". Begeisterung sieht wohl anders aus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.10.2011

Mit großem Lob bedenkt Rezensent Andreas Kilb diese neue Biografie Gottfried Benns, die Holger Hof vorgelegt hat. Es scheint ihm keineswegs übertrieben, dieses Werk schon heute "kanonisch" zu nennen. Hof hat sämtliche Quellen ausgewertet und das Leben des Dichters aus diesen Quellen, Benns eigenen Texten und denen der Zeitgenossen, zum Sprechen gebracht, lobt Kilb. Nicht zuletzt schätzt der Rezensent dabei Hofs Zurückhaltung hinsichtlich großer Thesen. Er attestiert dem Autor, dem Ideal einer "unverzerrten Darstellung" von Benns Leben sehr nahe zu kommen - eines Lebens zwischen Bierdunst, einer Arztpraxis für Geschlechtskrankheiten und zeitweiliger Nähe zum Nationalsozialismus auf der einen und hoher Dichtung auf der anderen Seite. Das Fazit des Rezensenten: eine Biografie, die sich "hinter keiner der klassischen Benn-Studien zu verstecken braucht".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de