György Dalos

Für, gegen und ohne Kommunismus

Erinnerungen
Cover: Für, gegen und ohne Kommunismus
C.H. Beck Verlag, München 2019
ISBN 9783406741036
Gebunden, 312 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Als der 1943 als Sohn ungarisch-jüdischer Eltern in Budapest geborene György Dalos im Frühjahr 1960 dem Kommunistischen Jugendverband beitrat, war er plötzlich von Gleichaltrigen umgeben, die sich als Avantgarde der Nachkriegsgeneration begriffen. Das schien der Ausweg aus der von den Toten umgebenen Einsamkeit des Jüdischseins. Der glühende Kommunist wurde mit einem Studienplatz in Moskau belohnt. Aber dann kam alles ganz anders.  Für den Kommunismus: Das begann schon damit, dass die Rote Armee im Januar 1945 die Mauern des Budapester Ghettos durchbrochen hatte. Dadurch bewahrte sie den 1943 geborenen György und seine Eltern vor dem Abtransport in ein deutsches Vernichtungslager. Ohne den Kommunismus: Das war das Resultat des Ernüchterungsprozesses, dem sich der kommunismustrunkene Geschichtsstudent in der sowjetischen Wirklichkeit ausgesetzt sah. Ebenso unerwartet begann über Nacht im Jahr 1968 das Leben als Dissident gegen den Kommunismus, als der nach Ungarn zurückgekehrte Schriftsteller wegen angeblicher maoistischer Umtriebe zu sieben Monaten Haft verurteilt wurde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2019

Sehr angetan ist von diesen Erinnerungen Rezensent Jens Bisky, der in seiner Besprechung die Chronologie des Lebens von György Dalos ein wenig nacherzählt. Dabei beginnt er mit einer Anekdote aus Moskau, als dem jungen ungarischen Studenten der Spind aufgebrochen und alle guten Westsache geklaut worden waren. Der Versuch, neue Kleidung zu kaufen, wurden dann zu einer ersten Begegnung mit der Moskauer Wirklichkeit. Desillusionierung, so legt es Jens Bisky nahe, hat sich wie ein roter Faden durch dieses Leben gezogen, jedenfalls was den Kommunismus anging. Viel entscheidender aber waren persönliche Beziehungen - von Lukacs über Enzensberger zu Friedrich Christian Delius und Herta Müller -, die den Schriftsteller weit mehr beeinflussten und beeindruckten, als ihm als jungem Mann selbst bewusst gewesen ist, so schreibt er jetzt ein wenig wehmütig. Der Lebensbericht zieht sich bis 1989, als der Umbruch begann und Dalos "ein europäischer Intellektueller" wurde. Wunderbar spiegelt sich bei Dalos Leben und Politisches ineinander, meint der stark berührte Rezensent und lobt den Sound dieses "lebensklugen, menschfreundlichen" Buches.
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