Klappentext
Aus dem Englischen von Helmut Dierlamm und Norbert Juraschitz. Unter der Herrschaft Xi Jinpings prägt der Maoismus bis heute die Politik Chinas. Umso wichtiger ist es, seine Geschichte zu verstehen. Revolutionär, brutaler Diktator, Pop-Ikone: Mao Zedong war eine der prägendsten Personen des 20. Jahrhunderts. Das kleine Rote Buch, bis heute knapp eine Milliarde Mal gedruckt, verbreitete sein Denken weltweit. Antikoloniale Bewegungen beriefen sich ebenso auf den Großen Vorsitzenden wie Politsekten und Terrororganisationen. Rudi Dutschke propagierte den "Langen Marsch durch die Institutionen". Andy Warhol wählte Mao als sein erstes nichtwestliches Motiv. In ihrem monumentalen Buch zeigt Julia Lovell, wie der Maoismus in China und zahlreichen anderen Ländern rund um den Globus zu einer so wirkmächtigen Ideologie werden konnte. Dabei verschiebt sie die Koordinaten der herkömmlichen Geschichtsschreibung. Fernab von Moskau und Washington beeinflusste Peking zur Hochzeit des Kalten Krieges den Konflikt in Vietnam, verhalf den Roten Khmer in Kambodscha an die Macht und inspirierte Guerillas in Indien und Peru. Lovell erklärt, warum Intellektuelle in Westeuropa von einer Weltanschauung fasziniert waren, die sich an chinesische Bauern richtete. Sie folgt den Wegen revolutionärer Kämpfer aus Afrika, Südamerika und den USA.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.07.2023
Rezensent Daniel Leese ist vor allem von den letzten Kapiteln dieser "Weltgeschichte des Maoismus" überzeugt. Die britische Sinologin Julia Lovell legt hier, gestützt auf aktuelle Forschungsliteratur, eine Analyse der "komplexen Auswirkungen maoistischer Theorien" weltweit vor, die für Leese einige interessante Punkte bereithält. Die Autorin liefert historische Hintergründe und zeigt die Faktoren auf, die dazu führten, dass Maos Kulturrevolution zum Idol für antiimperialistische Kämpfe weltweit wurden, so Leese. Sie frage aber auch, wie es dazu kommen konnte, dass ein "revolutionäres Ideal" solch schreckliche Auswirkungen haben konnte. Teilweise konzentriert sich die Studie etwas zu sehr auf die Person Maos und die "Sogwirkung drastischer Anekdoten", meint Leese. Fesselnd findet er vor allem das Ende des Bandes: hier zeigt Lovell, in welchem Maße staatliche Repressionen, Ausbeutung und Ausgrenzung von Minderheiten die Attraktivität maoistischer Ideen steigerten.
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buecher.deRezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 18.07.2023
Günter Kaindlstorfer empfiehlt die Studie der Sinologin Julia Lovell über den großen Steuermann. Gut gefällt ihm, dass die Autorin eindrucksvoll die Gründe für die weltweite Faszination an Mao und seiner Ideologie als vergleichsweise dynamischem, antikolonialistisch gefärbtem, agrarischem Kommunismus herausarbeitet, aber zugleich Zweifel an Maos Vorbildfunktion nicht unter den Tisch fallen lässt. Auch die Rolle Maos im heutigen China analysiert Lovell laut Rezensent auf übersichtliche und gut lesbare Weise.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.06.2023
Der hier rezensierende Historiker Gerd Koenen nimmt das Buch der Sinologin Julia Lovell als Materialberg mit rotem Stern drauf. Lovell bietet ihm viel Stoff zum Nachdenken über das China Maos und seine Rolle in der Zeit. Den Bogen ins 21. Jahrhundert muss Koenen allerdings selbst schlagen. Und noch einen Kritikpunkt hat der Rezensent: Die Autorin sieht sich vor allem die prägenden Texte an, weniger die Kontextualisierungen, die Mao und andere vornahmen. Doch damit ist Lovell keineswegs allein in der Kommunismus-Forschung, erklärt Koenen.
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