Hans Pleschinski

Am Götterbaum

Roman
Cover: Am Götterbaum
C.H. Beck Verlag, München 2021
ISBN 9783406766312
Gebunden, 280 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

An einem Abend im April 2019 macht sich die Münchner Stadträtin Antonia Silberstein auf den Weg zu einer Ortsbesichtigung der besonderen Art. In ihrer Begleitung: die Schriftstellerin Ortrud Vandervelt und die Bibliothekarin Therese Flößer. Das Ziel des launigen Spaziergangs der drei Frauen: die hinter einer Mauer versteckt liegende, einstige Villa eines großen Vergessenen. Antonia Silberstein hat verwegene Pläne für diese Villa, aber sie braucht den guten Rat eines Experten. Schon auf dem Spaziergang sind sich die Frauen, zwischen Autos, Passanten, Verkehrsinseln mäandernd, uneins über Rang, Werk und Vermächtnis des Mannes, dessen einstige Behausung sie in ein spektakuläres Kulturzentrum verwandeln könnten: Paul Heyse. Der erste echte deutsche Literaturnobelpreisträger (1830 - 1914), hochgeehrt, liberal, ein schöner Mann mit einer liebenswerten Ausstrahlung, Autor von Romanen, Theaterstücken und nicht zuletzt 180 Novellen, ist so vergessen, dass in München vor allem eine Unterführung an ihn erinnert. Hat er das verdient? In seinem neuen Roman erzählt Hans Pleschinski von Heyses Leben und Werk, von Ruhm und Vergänglichkeit und dem stets bedrohten Reichtum der Kultur in einer sich verschleißenden Welt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.03.2021

Rezensent Nils Kahlefendt scheint begeistert von Hans Pleschinskis Hommage an den vergessenen Schriftsteller Paul Heyse. Die Idee, Heyse via Kulturgeplauder bei einem Spaziergang durch München wiederzubeleben, findet Kahlefendt nicht übel. Auch wenn die Kolportage manchmal nicht weit ist, wie dem Rezensenten nicht entgeht, funktioniert der kleine, leichte Roman für ihn. Den drei kulturverantwortlichen Damen im Text, die sich auf den Weg zur Heyse-Villa in der Maxvorstadt machen und sich beiläufig über Münchner Verhältnisse, Touristen, Latte Macchiato und Heyse selbst verständigen, lauscht Kahlefendt jedenfalls gerne.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.03.2021

Rezensent Benedikt Herber verzeiht dem neuen Roman von Hans Pleschinski schon deshalb die wenigen Schwächen, weil der Autor Paul Heyse, den ersten Deutschen, der den Literaturnobelpreis erhielt, aus der Vergessenheit holt. Der Kritiker begleitet hier eine Schriftstellerin, eine Stadträtin und eine Archivarin, die aus der Heyse-Villa in München ein "Paul-Heyse-Zentrum" machen sollen und auf dem Weg dorthin "mit Heyse-Strophen auf den Lippen" durch München flanieren. Großartig, wie Pleschinski biografische Episoden und Gedanken zur Gesellschaft mit dem Bummel durch die Stadt verknüpft. Aber auf die "Albernheiten", die der Autor seinen Figuren in den Mund legt, hätte Herber gut und gern verzichten können.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.02.2021

Rezensent Dirk Fuhrig kennt packenderere Texte von Hans Pleschinski. Und über den vergessenen Novellendichter Paul Heyse erfährt er auch nicht sonderlich viel in dem Buch. Das Setting, drei kulturschaffende Damen spazieren durch München zum Heyse-Haus und schwadronieren über den Autor, sein Erbe und die Münchener Kulturpolitik, lässt Fuhrig unbefriedigt zurück. Nicht einmal für einen ordentlichen München-Roman reicht das satirisch angehauchte Geplauder vor Stadtansicht. Die Dialoge wirken aufgesetzt, das Ganze "halbherzig", murrt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.02.2021

Rezensent Thomas Schaefer entgeht nicht der "unzeitgemäße", mitunter betuliche Ton in Hans Pleschinskis Roman um den vergessenen Münchner Schriftsteller Paul Heyse. Dass der Roman ihn dennoch unterhält, liegt daran, dass der Autor im wesentlichen keine konventionelle Romanbiografie vorlegt, sondern eine Art Spaziergang durch München, bei dem sich drei Heyse-Kennerinnen über ihr Idol austauschen. Für Schaefer entsteht so ein durchaus farbiger München-Roman, unzeitgemäß und damit auch "kunstvoll" den alten Heyse widerspiegelnd, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.02.2021

Nicht so ganz überzeugt hat Rezensentin Birthe Mühlhoff diese Gestaltung der Frage, ob und welches Nachleben der Schriftsteller Paul Heyse erlebte beziehungsweise nicht erlebte. Sie würdigt das Verdienst Pleschinskis, an Heyse zu erinnern, aber dieser Roman kommt ihr eher vor wie ein etwas schlechtgelaunter oder kulturpessimistisch eingefärbter Stadtspaziergang durch München, den der Autor drei "geschwätzigen" Trägerinnen des Kulturbetriebs zuteilt. Womöglich sei das alles ganz witzig gemeint, bleibt aber eher "unkomisch" und hat - schlimmer noch - die Kritikerin am Ende einfach nur ermüdet.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 30.01.2021

Den Rezensenten Tilman Krause hat Hans Pleschinski auch mit seinem dritten Nobelpreisträgerroman überzeugt. Man erfährt hier, wie der zu Lebzeiten überaus erfolgreiche Paul Heyse später als "zu gefällig" geschmäht wurde, wobei sowohl die Größe seiner Literatur und Übersetzungen als auch sein Engagement für Frauen, gegen Antisemitismus und vieles mehr in Vergessenheit geriet. Diesmal entsteht das Porträt nicht auktorial, sondern in den Gesprächen vierer mit der Eröffnung eines Heyse-Hauses betrauten Expert*innen, von denen vor allem eine Figur die Arroganz des heutigen deutschen Literaturbetriebs vergnüglich spiegelt, so Krause.