Heimo Schwilk

Ernst Jünger

Ein Jahrhundertleben
Cover: Ernst Jünger
Piper Verlag, München 2007
ISBN 9783492040167
Gebunden, 624 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

In den 'Stahlgewittern' des Ersten Weltkrieges wurde er berühmt. Er schrieb eines der größten Kriegsbücher aller Zeiten. Er war glühender Nationalist und Antidemokrat, aber beteiligte sich am Widerstand gegen Hitler, wofür sein ältester Sohn mit dem Tode büßen musste. Schließlich wurde er zum europäischen Klassiker: Ernst Jünger, der 1998 im Alter von 102 Jahren starb, verkörpert das deutsche Jahrhundert wie kein anderer. Heimo Schwilk, mit dem Dichter persönlich gut bekannt, erhielt exklusiven Zugang zu Jüngers Nachlass und konnte so ein einzigartiges Bild dieses faszinierend-widersprüchlichen Mannes zeichnen. Seine umfassende Biografie beschönigt und entschuldigt nichts, sie macht vielmehr deutlich, warum sich der deutsche Bundeskanzler und der französische Präsident in einer nie gekannten Geste vor Jünger und dessen Lebenswerk verneigten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.01.2008

Nicht als erster bespricht Stephan Schlak die beiden neuen Jünger-Biografien von Heimo Schwilk und Helmuth Kiesel im Vergleich miteinander. Ausdrücklich warnt er aber davor, die eine - wie es mitunter geschah - gegen die andere auszuspielen. Was nicht heißt, dass es keine Unterschiede gibt. So zeichne Schwilk ganz entschieden "das schärfere Charakterprofil". Auch den "Rabaukenton" des von ihm Biografierten treffe er eindeutig besser. Nichts dagegen einzuwenden hat Schlak, dass Schwilk aus seiner Nähe und "Sympathie" zu Ernst Jünger keinen Hehl macht. Umso dichter bleibe er ihm denn auch auf den Fersen, bis in den "Drogenrausch", bis in die "Bordelle des Krieges". Die Zeiten, in denen man mit Jünger-Sympathien freilich selbst vorzugsweise den Skandal suchte, sind vorbei. Auf billige Mitnahmeeffekte dieser Art zählt denn zu Schlaks Befriedigung auch Schwilks Biografie nicht. Sie überzeugt vielmehr durch "ungeheure Materialfülle" und ist nicht weniger als die von Helmuth Kiesel Zeugnis eines umfassenderen, aber auch abgekühlten Blicks auf den einst so umstrittenen Autor, so der zufriedene Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.11.2007

Stefan Breuer hat zwei neue Ernst-Jünger-Biografien gelesen, die beide, wie er positiv vermerkt, von der verbesserten Quellenlage fast zehn Jahre nach Jüngers Tod profitieren. Als versierter Erzähler legt Heimo Schwilk das Hauptgewicht seiner Lebensbeschreibung auf die Person Jüngers, seine Lebensstationen und seine Psyche, konstatiert der Rezensent. Dabei stelle der Autor Jünger als von Gefühlen tiefer Fremdheit geprägte Persönlichkeit dar, deren Leben von "Fluchtbewegungen" geprägt war, die ihn immer wieder aus verbindlichen Beziehungen heraustrieben, so Breuer weiter, der diese Interpretation sehr überzeugend findet. Erstaunlich und nicht recht nachvollziehbar an beiden Biografien scheint ihm das Ungleichgewicht in der Behandlung von Jüngers Leben vor und nach dem Zweiten Weltkrieg und er fragt sich, ob in der ungleich kürzer ausgefallenen Darstellung der zweiten Lebenshälfte, in der Jünger sich zugegebenermaßen stärker ins Privatleben zurückzog, auch die Erschöpfung seiner Biografen zutage tritt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.11.2007

Angesichts der überbordenden Forschungsliteratur müssen sich laut Rezensent Ulrich Baron neue Jünger-Biografen immer die Frage gefallen lassen, ob sie etwas bisher Unbekanntes zu dem Schriftsteller aufzubieten haben. Spektakuläre Offenbarungen teilt Heimo Schwilk, der 1988 bereits eine Bildbiografie des Schriftstellers vorgelegt hat, zwar in seiner Lebensbeschreibung von Ernst Jünger nicht mit, räumt der Rezensent ein. Dafür aber spreche aus der Biografie eine gewisse "Geistesverwandtschaft" zwischen dem Autor und Jünger, so dass es ihm gelinge, das Leben des Schriftstellers einfühlsam, aber mit kritischer Distanz zu schildern, lobt Baron. Insbesondere die für Jünger traumatische Schulzeit gewinnt bei Schwilk Plastizität und dem Leser wird deutlich, wie stark der Schriftsteller von seiner Erfahrung als Schulversager geprägt war, so der Rezensent anerkennend. Außerdem vermag es der Autor, Jüngers irritierende Kriegsverherrlichung in ihren emotionalen Kontext einzuordnen und so lobt der Rezensent abschließend, dass es mit dieser Biografie gelingt, Jünger nach der Lektüre tatsächlich "besser zu verstehen".