Marco Balzano

Ich bleibe hier

Roman
Cover: Ich bleibe hier
Diogenes Verlag, Zürich 2020
ISBN 9783257071214
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Maja Pflug. Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol - doch die Zeiten sind hart. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand - mit Leib und Seele.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.08.2020

Rezensent Christian Mayer bewundert Marco Balzano für sein Erzähltalent und die Fähigkeit, in seinem Roman um Leid und Vertreibung in Südtirol und das Schicksal einer jungen Lehrerin, den fast vergessenen Opfern der Staudammbaus im Vinschgau eine Stimme zu verleihen. Dass der Autor sich nicht so recht entscheiden kann zwischen der Nacherzählung der Geschichte Südtirols im 20. Jahrhundert und der Geschichte der Lehrerin, sieht Mayer ihm schließlich nach. Zu kunst- und stimmungsvoll erscheint ihm die Verknüpfung der beiden Ebenen. Am intensivsten, bewegendsten aber ist der Roman für Mayer, wenn Balzano ganz nah an seiner Figur bleibt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.08.2020

Rezensentin Christiane Pöhlmann verfolgt mit Marco Balzano das Schicksal eines südtiroler Dorfes unter Mussolini während und nach der Italienisierung. Der Text besticht laut Pöhlmann durch eingängige Sprache und packende Bilder und weniger durch eine fugenlos zusammenpassende Geschichte, meint sie. Dass historische Leerstellen bleiben, wenn Balzano in "guten Szenen" die Zeit des Zweiten Weltkriegs beschreibt, empfindet Pöhlmann durchaus als Mangel.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 01.08.2020

Rezensent Marc Reichwein empfiehlt Marco Balzanos "feinen, leisen" Roman über die Geschichte Südtirols allen Urlaubern am Reschenpass. Wie der Autor anhand eines Dorfes und einer Familie und ihrer Zerrissenheit durch staatlich verordnete Identitäten das Thema angeht, findet Reichwein überzeugend. Wie sich das Trauma kultureller Entwurzelung in Blicken und Gesten manifestiert, schildert der Mailänder Autor in leisen Tönen als Mischung aus Dorfchronik und persönlichem Bericht, erläutert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 30.07.2020

Keine stilistischen Kunststücke lenken hier ab von der Tragödie, die das Südtiroler Dorf Graun erlebte, versichert Rezensentin Ursula März. Ruhig und sachlich erzähle Marco Balzano die wahre Geschichte des Dorfes anhand der fiktiven Hauptperson, der Lehrerin Trine. Zwei Ereignisse bestimmen ihr Leben, denen sie vergeblich erbitterten Widerstand entgegensetzt: Die verfügte Abstimmung 1939, wonach sich die Südtiroler entscheiden mussten zwischen Deutschland und Italien, die die Familie Trines auseinander sprengt. Und der Bau eines Stausees, der 1950 das Dorf vernichtete und damit die Heimat Trines. Ein "Seelenmelodram", dass der Rezensentin an die Nieren gegangen ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.06.2020

Rezensentin Susanne Lenz ist getroffen von Marco Balzanos Roman und wundert sich nicht, dass er für einen wichtigen italienischen Literaturpreis nominiert war. Balzano erzählt hier, mit einer jungen Deutschlehrerin im Mittelpunkt, von der Übernahme eines kleinen Dorfs in Südtirol durch Mussolini. Der Rezensentin gefällt, wie der Autor dabei die Bedeutung von Sprache für die Identität herausarbeite und den Untergang einer Heimat erfahrbar werden lasse. Trotz des ernsten Themas handle es sich um einen lehrreichen Unterhaltungsroman, aber im besten Sinne, betont sie. Die zweisprachigen Menschen und Straßenschilder in Südtirol dürften nach dieser Lektüre für Beklemmung sorgen, schließt sie.