Martin Hartmann

Die Praxis des Vertrauens

Cover: Die Praxis des Vertrauens
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783518295946
Kartoniert, 541 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Vertrauen ist als Thema allgegenwärtig. Ob von Politikverdrossenheit, Bankenkrise oder Missbrauchsskandalen die Rede ist stets wird vorausgesetzt, dass Vertrauen eine zentrale Ressource sozialen Handelns ist, die nur schwer hergestellt, aber schnell zerstört werden kann. Aber was ist Vertrauen? Wie wird es geschaffen, wie zerstört? Wem sollten wir vertrauen, wem eher mit Misstrauen begegnen? Martin Hartmann unternimmt in dieser profunden Studie den Versuch, Vertrauen sowohl begrifflich als auch historisch zu klären. Er veranschaulicht seine theoretischen Überlegungen immer wieder mit konkreten Beispielen aus Politik, Wirtschaft und Familie. Vertrauen, so zeigt er, reduziert nicht Komplexität, wie oft vermutet, es ist selbst ein hochkomplexes Phänomen, das deutlich macht, wie zerbrechlich und anspruchsvoll Prozesse der Vertrauensbildung sind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.06.2012

So "schlicht wie wichtig und wahr" findet Rezensent Hans Bernhard Schmid die These, die der Luzerner Philosoph Martin Hartmann in seiner Habilitationsschrift über die Praxis des Vertrauens verfolgt: Wer gemeinsam handeln will, muss vertrauen. Dies legt Hartmann, wie der Rezensent berichtet, theoriegeschichtlich ebenso dar wie in Analysen zum Grundvertrauens und zu Phänomenen der Kommunikation. Leider mit reichlich "akademischem Drumherum", wie Schmid bedauert, der die Früchte empirischer Forschung dagegen in dieser Arbeit vermisst. Und da der Rezensent ein großer Charlie-Brown-Fan ist, hätte er auch gern etwas über die Gefahren allzu großer Vertrauensseligkeit erfahren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.01.2012

Die Kritik Ludger Heidbrinks, seines Zeichens Professor für Kulturwissenschaften in Essen, liest sich eher als ein eigenes Extempore über das Thema des Vertrauens und nicht so sehr als Auseinandersetzung mit dem Buch. Mag sein, dass Heidbrinks Reflexionen den Gang der Überlegungen Hartmanns indirekt abbilden. Vertrauen, so Heidbrink, sei zu verstehen als ein "Teil einer 'Praxis'", ohne die jede Gesellschaft zusammenbricht. Der Patient vertraut dem Arzt, der Passagier dem Piloten. Zugleich muss Vertrauen stets verdient werden als ein Respekt, der über das bloß Instrumentelle hinausgeht, denn "wer anderen nur vertraut, um seine Interessen durchzusetzen, dem schlägt nach kurzer Zeit Misstrauen entgegen". Vertrauen, so Heidbrink weiter, sei nicht an sich gut - denn auch die Mafia basiert zum Beispiel auf Vertrauen, aber ohne Vertrauen lässt sich keine stabile Gesellschaft aufbauen. An einer Stelle nennt Heidbrink Hartmanns Buch "überaus klug uns lesenswert".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.11.2011

Reiches Buch, das, findet Rezensent Josef Früchtli, der uns gern auch den aktuellen Kontext herstellt. Den Zusammenhang von Vertrauen und ökonomischer Ungleichheit erkennt er nach der Lektüre von Martin Hartmanns philosophischer Begriffseinkreisung gleich viel besser. Umsichtig, anregend und gewinnbringend verlegt sich der Autor dabei laut Rezensent auf ein Konzept der Praxis, definiert Vertrauen als rationale, normative Einstellung mit Handlungsspielraum und macht dem Rezensenten im systematischen Wechsel von Argumentation und Beispiel vertrauensvoll, aber handfest klar, dass es leichte Lösungen in dieser Sache nicht gibt. Dass der bedeutende fiktive Aspekt des Vertrauens kaum behandelt wird, kann Früchtli verzeihen.
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