Nora Koldehoff, Stefan Koldehoff

Aktenzeichen Kunst

Die spektakulärsten Kunstdiebstähle der Welt
Cover: Aktenzeichen Kunst
DuMont Verlag, Köln 2004
ISBN 9783832174354
Gebunden, 264 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Kunstraub zählt nach Schätzungen von Interpol neben dem Drogen- und Menschenhandel zu den lukrativsten kriminellen Delikten. Der italienische Anstreicher, der die Mona Lisa aus dem Louvre 'befreit', um sie in das Heimatland Leonardos zurückzubringen; der erfolgreiche Coup einer Diebesbande, die 30 Werke Van Goghs in Amsterdam aus dem Museum schafft, dann aber gefasst wird, als ihr Fluchtwagen mit einer Panne liegen bleibt; ein Picasso-Gemälde, das Unbekannte einem saudischen Milliardär von dessen Yacht stehlen: so spannend wie die Taten der größten Kunsträuber aller Zeiten ist ihr Hintergrund. Nicht der verrückte Sammler, der die angebeteten Van Goghs in seinem Kellerverlies versteckt, sondern international agierende Banden sind in diese Fälle zwischen Geldwäsche, Drogenhandel und Erpressung verwickelt. Die Einblicke in eine noch weitgehend unbekannte Kriminalwelt mit Hintergrundinformationen aus erster Hand in Gesprächen mit Fahndern und Tätern machen dieses Buch selbst zu einem Krimi.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.03.2005

Zwar findet Rezensent Alexander Kluy die Lektüre dieses Buch über Kunstraub "unterhaltsam". Dennoch hat es bei ihm einen "zwiespältigen Eindruck" hinterlassen. Geradezu "schmerzlich" vermisst er jenseits kurioser Eposiden einen "größeren Zugriff" auf die Thematik. So scheinen ihm die verschiedenen Teile des Buchs - die Schilderung der Diebstahlsfälle, Interviews mit Fahndern, Kunstversicherern und Archivaren sowie eine Chronik des Kunstdiebstahls seit 1950 - recht unverbunden nebeneinander zu stehen. Zudem beklagt er die für ein Kunstbuch "merkwürdig unsinnlich, ausschließlich auf visuelle Effekthascherei abzielende Gestaltung" des Bands. Das Resümee des Rezensenten: "Etwas weniger Originalität und dafür etwas mehr Analyse hätten dem Buch gut getan."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.12.2004

"Spannend wie Kriminalreportagen" findet Volker Breidecker dieses Buch, in dem Nora und Stefan Koldehoff die "spektakulärsten Kunstdiebstähle der Welt" schildern. Die beiden Kölner Kunsthistoriker behandelten fünfzehn Raubzüge in Sachen Kunst - von der Entwendung der "Mona Lisa" aus dem Louvre 1911 bis zum Raub des "Schreis" und der "Madonna" von Edvard Munch aus der Osloer Nationalgalerie Ende August dieses Jahres. Wie Breidecker berichtet, geht es den Tätern nicht um Kunst, sondern um Geld, das sie entweder erpressen oder das ihnen aus den schwarzen und grauen Märkten des Kunsthandels und den Waschanlagen des organisierten Verbrechens zufließt. Den "verrückten Milliardär", der für seine geheime Privatsammlung den Diebstahl von Meisterwerken aus aller Welt in Auftrag gibt, gebe es nicht. Breidecker hebt hervor, dass die Autoren in Interviews auch Fahnder, Versicherer und andere Experten befragten. Täter haben sie zu seinem Bedauern keine zur Rede gestellt. Störend findet er, dass der Verlag die mit Fallberichte nach Art von Polizeiprotokollen in "allerlei störenden Schnickschnack des Layouts" verpackt hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.12.2004

"Alles andere als harmlos" sind die Fälle, die Nora und Stefan Koldehoff in ihrem neuen Buch darstellen. Das Autoren-Duo erzählt die 15 spektakulärsten Kunstraubgeschichten der jüngeren Vergangenheit auf eine Art, die das Buch zu einem "spannenden Roman" macht, lobt Rezensentin Katja Blomberg. Der Leser erfahre nicht nur, welche Kunstwerke derzeit als verschollen gelten, sondern auch, dass 80 Prozent der Fälle nie ganz aufgeklärt werden. Nora und Stefan Koldehoff schildern die Taktiken der Diebe, die mal "in Polizeiuniform" auftreten, mal "Alarmanlagen mit Bauschaum mattsetzen." Persönliches aus dem Umfeld der Kriminellen werde dabei ebenso wenig ausgespart wie eine Analyse "so ziemlich aller Motive" zum Kunstraub. Endlich ein Buch, das vor allem mit einem der hartnäckigsten Klischees "aufräumt", nämlich dass Kunsträuber fanatische, aber wenig kriminelle "Gentlemen" seien.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.11.2004

Nora und Stefan Koldehoff erzählen in diesem Buch von den spektakulärsten Kunstdiebstählen der Welt, und sie tun das, wie Tim Ackermann lobt, spannend und informativ. Am besten findet der Rezensent die Geschichte des Lkw-Fahrers Kempton Bunton, der 1961 Goyas Porträt des Herzogs von Wellington aus der Londoner National Gallery gestohlen hatte. Mit dem Lösegeld wollte er eine Stiftung gründen, erzählt Ackermann amüsiert, um armen Menschen die Fernsehgebühren zu bezahlen. Leider sind heutige Kunsträuber nicht mehr ganz so sympathisch, und die obsessiven Kunstliebhaber stellen eine verschwindende Minderheit, wie die Koldehoffs laut Ackermann nach ausführlichem Studium von Prozessakten und Archiven nachweisen. Stattdessen geht es des den Kunsträubern um Lösegeld oder um Strafmilderung für ihre Drogenbosse. Dass diese Deals funktionieren, weil alle Beteiligten mitspielen, daran lässt "Aktenzeichen Kunst" für Ackermann keinen Zweifel: Im Versicherungsjargon heißen entsprechende Zahlungen dann "Belohnungen für Informationen".