Norbert Christian Wolf

Streitbare Ästhetik

Goethes kunst- und literaturtheoretische Schriften 1771-1789
Cover: Streitbare Ästhetik
Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2001
ISBN 9783484350816
Kartoniert, 566 Seiten, 110,44 EUR

Klappentext

Die Studie bemüht sich um eine Rekonstruktion des ästhetischen Denkens Goethes bis zur Weimarer Klassik. Im Untersuchungsgebiet zeichnen sich schon sehr früh Tendenzen zur Autonomisierung der Kunst- und Literaturtheorie ab. In Anlehnung an Pierre Bourdieus Konzept des literarischen Feldes werden paradigmatische theoretische Schriften einer intertextuellen Mikroanalyse unterzogen und zugleich sowohl mit den unmittelbaren Entstehungsumständen und künstlerischen Bezugspunkten, als auch v.a. mit ihren europäischen Kontexten in Beziehung gesetzt. Die Spezifik wie auch die Exemplarität der nicht-systematischen Ästhetik Goethes sind somit vor einem erweiterten Horizont neu zu diskutieren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.07.2001

Niclas Dewitz bezeichnet dieses Buch als "große Studie", in der gezeigt werde, dass Goethe keineswegs so theoriefeindlich gewesen sei, wie oftmals behauptet wird. Vielmehr habe sich Goethe nach Wolf durchaus "auf der Höhe der zeitgenössischen Diskurse" befunden. Dewitz erläutert, dass die vermeintliche Theoriefeindlichkeit Goethes oft aus seinen recht unsystematischen Schriften zur Kunst und Literatur geschlossen wurde, was jedoch "Programm" gewesen sei. An dieser Stelle wird allerdings nicht ganz deutlich, ob es sich dabei um die Diagnose des Rezensenten oder des Autors handelt. Man hat oft - wie der Leser erfährt - versucht, Goethe in der Tradition des deutschen Pietismus zu sehen, obwohl er (so Wolf?) eher dem französischen Sensualismus nahe stand. Wenn man dies berücksichtigt, zeige sich Goethe durchaus als "origineller Theoretiker von europäischem Zuschnitt". Davon abgesehen erfährt der Leser, dass Wolf in seiner Studie einen immensen analytischen Aufwand betreibt und dass er die "Feldtheorie" Pierre Bourdieus mit einbezieht. Dies findet Dewitz besonders deswegen spannend, weil Wolf den "Beginn der Autonomisierung des literarischen Feldes" im deutschen Sprachraum bereits beim Sturm und Drang ansetze.