Peter Sloterdijk

Den Himmel zum Sprechen bringen

Über Theopoesie
Cover: Den Himmel zum Sprechen bringen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518429334
Gebunden, 352 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Umwege sind die direktesten Wege zum Zentrum. Das neue Werk von Peter Sloterdijk ist ein Beleg für diese These: Außerhalb der Aktualität angesiedelt, handelt Theopoesie, auf den ersten Blick betrachtet, von den in der Bibliothek der Menschheit gespeicherten Versuchen, Gott oder die Götter zum Sprechen zu bringen: entweder reden sie unmittelbar selbst oder sie werden von den Dichtern mittelbar in ihrem Tun und Denken wiedergegeben. Damit ist für Sloterdijk die Einsicht unausweichlich: Religionen berufen sich in ihren theopoetischen Gründungsdokumenten auf mehr oder weniger elaborierte literarische Verfahren, auch wenn die begleitende Dogmatik dazu dient, diese Tatsache vergessen zu machen. Religionen sind "literarische Produkte, mit deren Hilfe die Autoren um Klienten auf dem engen Markt der Aufmerksamkeit von Gebildeten konkurrieren".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.01.2021

Rezensent Ingo Arend lauscht Gott mit dem neuen Buch von Peter Sloterdijk. Der Philosoph listet hier jene "intermedialen Schaltstellen" auf, durch die Gott zu den Menschen sprach, erklärt der Kritiker. So liest er hier vom Engel im brennenden Busch im Buch Mose, von der altisraelischen Bundeslade oder vom "theologeion" im antiken Theater. Darüber hinaus besticht das Buch für ihn aber auch durch die "nachsichtige Ironie", die der Polemik des Religionskritikers gewichen sei: Religion verstehe Sloterdijk nun mehr als "Rest des Prozesses der Säkularisierung", klärt Arend auf, der den "intellektuellen Kreuzweg" dieses Buches schon aufgrund der Lesefreundlichkeit, Spannung und Quellenfülle gern auf sich genommen hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.12.2020

Johann Hinrich Claussen folgt dem Hermes gleich durch die Epochen fliegenden Peter Sloterdijk erst willig und gebannt ob des Autors Kenntnissen, dann ermüdet und schließlich wieder verblüfft angesichts eines unerwarteten Endes. Die "zweite Chance" nach einem für Claussen enttäuschenden Buch zum Reformationsjubiläum nutzt der Autor laut Rezensent mit einem assoziationsreichen Wurf ins Offene. Das ist für den mit Sloterdijk durch die Religions- und Theologiegeschichte streifenden Leser so aufregend wie fordernd, meint Claussen, und mündet beim Rezensenten nach einer Weile in eine gewisse Erlahmung des Lesegenusses. Doch dann weckt ihn der Autor mit einer unerhörten Idee von Religionsfreiheit, die Claussen gefällt, nicht zuletzt, da sie, ungewollt zwar, die (schweigende) Rolle der Religion in der Pandemie in ein anderes Licht setzt, wie der Rezensent findet.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.12.2020

Der hier rezensierende Schriftsteller Daniel Kehlmann bewundert Peter Sloterdijks heiter gelassene Darstellung des religiösen Sprechens. Kritisch, aber voller Sympathie für die "theopoetischen" Sprachspiele des Menschen erkundet der Autor laut Kehlmann elegant ihre unterschiedlichen Erscheinungsformen vom antiken Theater bis in die Gegenwart. Für Kehlmann liegt der Reiz des Buches unter anderem darin, dass der Autor kein System konstruiert, sondern sein "überwältigendes" Wissen und sein "helles" Urteilsvermögen alles andere als didaktisch zwischen den Epochen flanieren und Zusammenhänge herstellen lässt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.11.2020

Rezensent Johan Schloemann sucht mit Peter Sloterdijk das Göttliche in der Sprache beziehungsweise Formen religiöser Rede. Das geht bei diesem Autor nicht ohne Abschweifungen und gelehrte Aphorismen ab, weiß Schloemann, der sich daran aber freuen kann. Kein Alterswerk, meint er, sondern eine Fortführung von Sloterdijks immer schon starken Interesses an der Religion. Ideengeschichtlich Funken sprühend, einfühlsam berichtet ihm der Autor etwa von altbabylonischen schriftlichen Zeugnissen über den Gott Marduk oder wie Platon das Göttliche ohne Dichtung begreifen wollte. Dass es sich bei dem Buch eigentlich um eine Festschrift für Jan Assmann handelt und manches darin "sprunghaft" erscheint, darauf weist Schloemann uns Leser vorsichtshalber hin.
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