Peter Sprengel

Gerhart Hauptmann

Bürgerlichkeit und großer Traum. Eine Biografie
Cover: Gerhart Hauptmann
C.H. Beck Verlag, München 2012
ISBN 9783406640452
Gebunden, 848 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Der Streit um die "Weber" machte ihn zum bekanntesten Deutschen seiner Generation: Gerhart Hauptmanns (1862-1946) Ruhm überdauerte den Zweiten Weltkrieg und sicherte noch dem Verstorbenen eine Ausreise per Sonderzug aus dem inzwischen polnischen Schlesien sowie die Beteiligung führender SED-Politiker an seiner Bestattung auf Hiddensee. Die erste konsequent aus Originalquellen gespeiste Biografie Gerhart Hauptmanns (1862-1946) erzählt die erstaunliche Erfolgsgeschichte des Gastwirtssohns aus dem schlesischen Salzbrunn, der auszog, um Monumentalbildhauer zu werden, und als größter Dramatiker des Naturalismus in die Literaturgeschichte einging. Dem Ruf einer moralischen Autorität, ja des Gewissens der Nation ist der vor 150 Jahren geborene Nobelpreisträger weder 1914 noch 1933 vollauf gerecht geworden. Dennoch ist Hauptmanns Leben von früh an durch moralischen Idealismus und den utopischen Traum einer besseren Welt geprägt, den er in leidenschaftlichen Liebesaffären zu verwirklichen suchte und in zahlreichen lyrischen und epischen Werken gespiegelt hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.01.2013

Höchste Anerkennung zollt Manfred Koch dieser Biografie über Gerhart Hauptmann von Peter Sprengel. Er schätzt den Literatur- und Theaterwissenschaftler als den wohl besten Kenner des Dichters. Die umfangreiche, ausführliche und gründliche Darstellung von Hauptmanns Leben und Werk zeichnet sich für ihn durch ihre Materialfülle und ihren Detailreichtum aus. Besonders hebt er Sprengels beeindruckende Schilderung von Hauptmanns Berühmtheit in den 1920er-Jahren hervor, als der Dramatiker Großautoren wie Thomas Mann, Brecht, Döblin noch überstrahlte. Auch auf Hauptmanns Verehrung für Hitler geht Koch ein. Er sieht Hauptmanns Hang zur Mythisierung des Deutschtums und zur Selbstmonumentalisierung als Wurzeln für dessen Anfälligkeit für Hitler und den Nationalsozialismus. Zu monieren hat der Rezensent den etwas zu "chronikalen Erzählstil" und den Verzicht auf einen eigenen Hochglanz-Bildteil. Nichtsdestoweniger bleibt sein Fazit überaus positiv: Sprengels Biografie ist in seinen Augen die "konkurrenzlos genaueste, materialreichste und reflektierteste Gesamtdarstellung", die es derzeit zu Hauptmann gibt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.11.2012

Ein wertendes Urteil über Peter Sprengels voluminöse Gerhart Hauptmann-Biografie gibt Peter Kümmel nur am Rande ab, zu gebannt ist er von ihrem Gegenstand, dem großen schlesischen Schriftsteller und seinem bewegten Leben. Zwei Aspekte hebt der Rezensent besonders hervor: einerseits Hauptmanns Selbstwahrnehmung als literarisches Genie und Seelenverwandten Goethes, andererseits seine Rolle als Mitläufer und sogar Repräsentant des Naziregimes. Der Rezensent lässt offen, ob seine Einschätzung, Hauptmanns Werk werde womöglich die nächsten 50 Jahre nicht überdauern, auf das Werk oder eben Hauptmanns unglücklicher Rolle im Dritten Reich zurückzuführen ist. Und Sprengels Biografie? "Unglaublich detail- und kenntnisreich" ist sie, so Kümmel, was ihn auch über die eine oder andere missratene Formulierung hinwegblicken lässt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.10.2012

Ob es nun eine Hauptmann-Renaissance geben wird oder nicht (wohl eher nicht), Jens Malte Fischer findet an Peter Sprengels Hauptmann-Biografie jedenfalls eine Menge mehr als einen Versuch, dergleichen anzustoßen. Dass Sprengel ein, wenn nicht der Kenner Gerhart Hauptmanns und seines Werkes ist, daran besteht für Fischer kein Zweifel. Seine Biografie nennt er faktensatt, lesbar, ja unterhaltsam. Gefallen findet er an dem, wie er schreibt, Maßstäbe setzenden Buch allerdings nicht nur als Anlauf, den Autor der "Weber" dem Vergessen zu entreißen. Auch als Panorama deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts, vor allem der Zeit zwischen Kaiserreich und Ende des Zweiten Weltkriegs taugt es ihm. Dafür steht Hauptmann mit seinem frühen Erfolg und seiner späteren, recht zwielichtigen Haltung zum Naziregime. Auch darüber informiert der Autor den Rezensenten bei aller Sympathie mit seinem Objekt "ohne Beschönigung".
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