Richard J. Evans

Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien

Wer sie in die Welt gesetzt hat und wem sie nutzen - Von den "Protokollen der Weisen von Zion" bis zu Hitlers Flucht aus dem Bunker
Cover: Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2021
ISBN 9783421048677
Gebunden, 368 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt. Nichts in der Geschichte passiert zufällig, alles ist Ergebnis geheimnisvoller Machenschaften - diese Vorstellung ist so alt wie die Geschichte selbst. Gerade jetzt, in Zeiten der Verunsicherung, von Populismus und Fake News, finden Verschwörungstheorien immer mehr Anhänger und treten nirgendwo offensichtlicher zutage als in den revisionistischen Geschichtserzählungen über das Dritte Reich. Längst diskreditierte Märchen erwachen zu neuem Leben, weil es angeblich neue Beweise gibt. Von den "Protokollen der Weisen von Zion", über die "Dolchstoßlegende", den Reichstagsbrand und Rudolf Heß' "Friedensangebot" an die Briten bis zu Hitlers Flucht aus dem Bunker zerlegt der Historiker Richard Evans die fünf einflussreichsten Legenden des Dritten Reichs höchst unterhaltsam und mit forensischer Genauigkeit und erkennt darin überraschende Muster.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.11.2021

Rezensent Dietmar Süß verdankt Richard J. Evans nicht unbedingt gänzlich neue Erkenntnisse zu Verschwörungstheorien im, über und nach dem Dritten Reich. Der renommierte britische und ehemals in Cambridge lehrende Deutschland-Historiker definiert darin die verschiedenen Arten von Verschwörungstheorie und fokussiert sich dabei vor allem auf fünf spezielle Theorien, darunter auch die bis heute wirkenden "Protokolle der Weisen von Zion", erklärt Süß. Da die im Buch aufgezeigten Beispiele schon älter sind, erscheinen sie dem Rezensenten ein wenig durchgenudelt. Zudem hätte sich Süß eine tiefergehende Einbettung in die Zeit nach 1945 gewünscht. Trotzdem kann der Rezensent von dem Werk und vor allem von der Eindringlichkeit des ersten Kapitels überzeugt werden. Ein Buch, das lehrreich ist und zugleich nachdenklich macht, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.11.2021

Gar nicht so verstaubt wie man denkt sind die Verschwörungstheorien zum Nationalsozialismus, die Richard J. Evans in seinem Buch entkräftet, bemerkt Rezensent Otto Langels - so seien im 21. Jahrhundert etwa mehr Bücher zu Hitlers Flucht aus dem Berliner Bunker 1945 erschienen als in den Jahren davor, wie er von Evans erfährt. Auch um andere bekannte Legenden wie eine jüdische Weltverschwörung oder die Verantwortung für den Reichstagsbrand geht es dem englischen Historiker, der für Langels völlig überzeugend und detailliert die Argumente der Verschwörungstheoretiker auseinandernimmt und dabei deren Intention - eine Umschreibung der NS-Geschichte - offenlegt. Außerdem lobt der Kritiker Evans' Hinweis auf den digitalen Raum als Nährboden für fake news und Verschwörungen, dem sich nur mit "akribischer" wissenschaftlicher Arbeit entgegengestellt werden könne, wie Langels den Autor zitiert - diesem Buch ist das gelungen, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.11.2021

Rezensent Florian Keisinger erfährt aus dem Buch des Historikers Richard J. Evans, dass Verschwörungstheorien keine Erfindung des 21. Jahrhunderts sind. Desweiteren kann ihm der Autor glaubhaft machen, dass Hitler kein Verschwörungstheoretiker war und weder die "Protokolle der Weisen von Zion" noch die "Dolchstoßlegende" besonderen Einfluss auf seine Strategien hatten. Weitere Beispiele für Verschwöungsmythen rund ums "Dritte Reich" behandeln laut Keisinger den Reichstagsbrand, Rudolf Hess' Großbritannien-Flug und Hitlers Flucht nach Südamerika. Die Beispiele zeigen Keisinger nicht zuletzt, wie dauerhaft solche Mythen sind.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.10.2021

Es gibt fünf wesentliche Verschwörungstheorien im Kontext des Nationalsozialismus, lernt Rezensent Rudolf Walther bei Richard J. Evans: "die Protokolle der Weisen von Zion", die "Dolchstoßlegende", den Reichstagsbrand, den Flug von Rudolf Heß am 10. Mai 1941 nach Schottland und das "Weiterleben" von Adolf Hitler und Eva Braun. Akribisch und äußerst aufschlussreich analysiere der britische Historiker diese Mythen. Ihr Funktionieren ist immer ähnlich, wenn man Walther folgt: Es kommt weniger darauf an, ob Hitler und seine Leute an diese Theorien "glaubten" (zumindest bei den "Protokollen" scheint dieser Glaube weit verbreitet gewesen zu sein), sondern wie sie sie zu Instrumenten für ihre Politik machten. Die "Protokolle" seien so zu einem wesentlichen Eckpfeiler der Nazipropaganda geworden. Oft enthielten Verschwörungstheorien zudem Überraschungsmomente, die halfen, ihre Plausibilität erhöhen, so Walther - für ihn ein Aspekt, der weitere Untersuchung verdient. Das Buch legt er mit großen Erkenntnisgewinnen aus der Hand.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de