Theodor W. Adorno, Max Horkheimer

Theodor W. Adorno / Max Horkheimer: Briefwechsel

Band IV: 1950-1969
Cover: Theodor W. Adorno / Max Horkheimer: Briefwechsel
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783518584644
Gebunden, 1078 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Christoph Gödde und Henri Lonitz. Im Mittelpunkt des vierten und letzten Bandes des Briefwechsels zwischen Max Horkheimer und Theodor W. Adorno steht die gemeinsame Verantwortung für die Forschung und Lehre an der Frankfurter Universität und am Institut für Sozialforschung in den Jahren des Wiederaufbaus, die von dem schwierigen Versuch geprägt sind, die Kritische Theorie mit der empirischen Sozialforschung zu verbinden. Sorge, ja geradezu "Angst", wie Adorno schreibt, bereitet den beiden auch die Frage nach der Wiederveröffentlichung der Schriften aus der Emigrationszeit, insbesondere der Dialektik der Aufklärung "wegen gewisser exponierter Formulierungen, besonders solcher, welche die institutionelle Religion betreffen".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.07.2007

Als "zentrales Dokument" für die Intellektuellengeschichte in der BRD, das die Etablierung der Kritischen Theorie belegt, würdigt Rezensent Alexander Cammann den vierten Band des Briefwechsels zwischen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, der die Jahre 1950 bis 1969 umfasst. Fast ein wenig vorwurfsvoll blickt Cammann auf diesen Briefwechsel, sieht er in ihm doch vorgeführt, wie schnell Horkheimer und Adorno nach ihrer Rückkehr "mächtige Herrscher über die Diskurse" wurden, die mit ihren Gegnern nicht unbedingt zimperlich umgingen. Dabei geht er so weit, Adorno "denunziatorische Fähigkeiten" zu attestieren, weil dieser in seinen Briefen an Horkheimer zum Beispiel Herbert Marcuse als "einen durch Judentum verhinderten Faszisten" bezeichnete oder meinte, Walter Benjamin habe etwas "von einem wahnsinnig gewordenen Wandervogel". Noch einmal macht der Briefwechsel für ihn auch deutlich, dass die linke Revolte und das Verhältnis zu Herbert Marcuse Adornos Hauptsorgen in seinen letzten Lebensjahren waren. Auch zeigt der Rezensent für Adornos vorsichtige Distanzierung vom rasenden Aktionismus von Teilen der Studentenbewegung wenig Verständnis.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.06.2007

Um nicht den falschen Eindruck aufkommen zu lassen: Rezensent Tim B. Müller entdeckt nicht wenige Perlen in diesem voluminösen Band mit dem Briefwechsel von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer von 1950 bis 1969. Allerdings sind diese Trouvaillen unter einem ganzen Haufen "Müll" versteckt, wie der Rezensent in Anlehnung an Adorno die Hunderte Seiten nennt, die mit dem Berichten über die akademische Verwaltungsarbeit gefüllt sind. Deutlich wird Müller beim Überblättern aber, wie stark es Adorno um "akademische Besitzstandswahrung" ging. Der folgende Bruch mit den aufsässigen Studenten war damit vorprogrammiert. Allerdings merkt der Rezensent auch, wie scharf die Zunge Adornos entgegen der gängigen Vorurteile doch war - wenn er nur wollte. Bei Horkheimer springt ihm dessen langsame Verwandlung in einen Neokonservativen ins Auge Insgesamt gelingen Müller also dank der Briefe einige Erkenntnisse zum späten Adorno, zu Horkheimer und auch zu Marcuse - der an strategisch wichtiger Stelle als "Dritter im Bunde" auftaucht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.02.2007

Als überaus bedeutendes zeitgeschichtliches wie biografisches Dokument würdigt Rezensent Stefan Müller-Doohm den Briefwechsel von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, von dem nun der vierte und letzte Band vorliegt. Doch spiegelt der Band seines Erachtens nicht nur die Entwicklung des philosophischen und politischen Denkens der beiden wichtigsten Köpfe der kritischen Theorie. Auch das Netz persönlicher Beziehungen am Institut für Sozialforschung sowie die Animositäten unter den dort Tätigen werden für ihn sichtbar. Aufschlussreich scheinen ihm die Briefe auch im Blick auf die Rollenaufteilung zwischen Adorno, der zum intellektuellen Impulsgeber avancierte, und Horkheimer, der vor allem darauf bedacht war, das Institut zu repräsentieren und politisch zu steuern. In diesem Zusammenhang hebt Müller-Doohm die Auseinandersetzung um Jürgen Habermas hervor, den Adorno gegen Horkheimers Kritik in Schutz nahm.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.02.2007

Als einmaliges ebenso eindringliches wie instruktives Dokument würdigt Ludger Lütkehaus den nun vorliegenden voluminösen vierten Band des Adorno-Horkheimer-Briefwechsels, mit dem die Ausgabe abgeschlossen ist. Er sieht in dem Band, der die Jahre 1950-1969 umfasst, nicht nur ein herausragendes biografisches Zeugnis für die herausragenden Köpfe der kritischen Theorie und ihre tiefe und zugleich fragile Freundschaft, sondern auch das "wichtigste Dokument" für die Geschichte des "Instituts für Sozialforschung" und dessen Beitrag zur intellektuellen Begründung der Bundesrepublik Deutschland. Aufschlussreich scheint Lütkehaus der Band auch im Blick auf das taktische Geschick Horkheimers, der seine Autorität am Institut souverän zu nutzen wusste. Deutlich wird für ihn auch, wie Adorno zum intellektuellen Kopf der kritischen Theorie avancierte, während Horkheimer immer konservativer wurde und die Rolle des Repräsentanten, Wissenschaftsmanagers und Bankiers ausfüllte. Besonders hebt er eine vierzehnseitige Abrechnung Horkheimers mit Habermas' frühem philosophischem Marxismus hervor, die Adorno mit "skeptisch fragenden, ironischen, widersprechenden Randglossen" versieht. Für ihn ein "einzigartiges Dokument , eine indirekte Konfrontation." Mit hohem Lob bedenkt Lütkehaus die Arbeit der Herausgeber Christoph Gödde und Henri Lonitz.