Theodor W. Adorno

Vorlesung über Negative Dialektik

Nachgelassene Schriften, Abteilung IV: Vorlesungen, Band 16
Cover: Vorlesung über Negative Dialektik
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518583647
Gebunden, 464 Seiten, 32,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Rolf Tiedemann. Die "Vorlesung über Negative Dialektik" ist die letzte der vier Vorlesungen aus den Jahren 1960 bis 1966, die die Entstehung von Adornos Negative Dialektik begleiteten. Zusammen mit den drei vorangehenden Vorlesungen - "Ontologie und Dialektik", "Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit" sowie "Metaphysik - Begriff und Probleme" - bildet sie sowohl eine Propädeutik als auch den Selbstkommentar zu Adornos Hauptwerk von 1966. In der Variation von Themen, die sich dort unter dem Titel "Einleitung" finden, entfaltet Adorno in den Vorlesungen eine "Theorie der geistigen Erfahrung", in der er diejenige Philosophie zu charakterisieren versuchte, die ihm stets vorschwebte. Diese Theorie galt ihm denn auch für nichts weniger als eine Methodologie seiner Philosophie überhaupt. Die "Vorlesung über Negative Dialektik" vom Wintersemester 1965/66 ist nur zu einem guten Drittel im Wortlaut überliefert, während vom Rest lediglich die Stichworte, anhand deren Adorno gesprochen hat, abgedruckt werden können.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.08.2003

Der Gipfel von Adornos "Kunst des Lehrens" waren seine Vorlesungen, schwärmt Tim B. Müller. Spärlich seien die Notizen Adornos gewesen, staunt Müller, in Anbetracht des Reichtums der Vorlesungen. Zehn Vorlesungen, die unter dem gleichen Titel, "Negative Dialektik", wie das 1966 veröffentlichte Buch liefen, sind in voller Länge erhalten, da es Tonbandaufzeichnungen davon gab; die anderen fünfzehn sind leider nur fragmentarisch überliefert, bedauert Müller. Für ihn bestätigt sich in den Vorlesungen einmal mehr der politisch wache Geist Adornos, der für Müller entgegen der weitverbreiteten Ansicht in seiner Theorie keineswegs ästhetisch wurde, sondern die "Selbstaufklärung des Denkens" betrieb. "Raunendes Schamanentum" sei Adorno fremd, erklärt Müller, auch wenn dieser eine Nähe zu Heidegger bekannt habe. Mit dem Erscheinen dieses letzten Vorlesungsbandes geht für Müller auch eine Epoche der Adorno-Welt zu Ende, erklärt er, da sich der langjährige Leiter des Adorno-Archivs Rolf Tiedemann mit diesem Buch auch von seiner Tätigkeit als Herausgeber verabschiedet.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.06.2003

Warum bloß ist Adorno der Negativität verfallen?, fragt der Rezensent Uwe Justus Wenzel. Und die Antwort lautet: Er ist ihr nicht verfallen. Dies belegen die nun verschrifteten fragmentarischen Tonbandaufnahmen der Frankfurter Vorlesung über Negative Dialektik aus dem Jahr 1965/66. Adorno erscheint hier, so Wenzel, als jemand, der gegen die Gleichsetzung von Gegebenheit und Positivität, gegen die Bejahung des Gegebenen, rebelliert. Die Negativität sei darum eher eine kritische Position, gegen die Hegelsche positive "Synthese", als eine "Fetischisierung" des Negativen. Interessant findet Wenzel an diesen Aufzeichnungen vor allem, dass Adorno die Karten des Denkers auf den Tisch legt, und den kritischen Prozess offenbart, der ihn vom "nervösen" Denken, von der Intuition, zur bewussten Theorisierung führt.
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