Jiří Leschtina
unterhält sich mit dem Liedermacher und Vorsitzenden des tschechischen P.E.N.-Clubs
Jiří Dědeček über die diversen Einflüsse aus dem Osten, den politischen aus
Russland, den wirtschaftlichen aus
China. Letzterer lasse sich nicht aufhalten, so Dědeček. "China ist ein dichtbevölkertes Land, und vielleicht wird in hundert Jahren jeder Tscheche ein
bisschen chinesisches Blut in den Adern haben. Ich habe keine Angst vor den Rassen, die uns überrollen könnten. Aber ich habe Angst vor diesen Regimes. Bei weitem das gefährlichste ist das von Putin. China hat in dieser Region rein ökonomische Interessen. Putin rasselt mit dem Säbel, weil es seinem Land schlecht geht. Das ist ein in die Ecke gedrängtes
Raubtier. Den Chinesen darf man wenigstens ab und zu etwas glauben, Putin kein einziges Wort." Die angespannte Situation zeigt sich offenbar auch unter den Literaten: "Der
russische P.
E.
N.
-Club ist stark zerrissen. Eine kleine Gruppe lehnt Putin ab, aber ein viel größerer Teil akzeptiert oder verehrt ihn sogar. Der Vorsitzende
Andrej Bitow, der übrigens ein großartiger
Schriftsteller ist, schlägt auf den Sitzungen regelmäßig vor, Russisch als weitere Verhandlungssprache einzuführen, da man Russisch doch in allen ehemaligen Ostblockstaaten, einschließlich der ehemaligen DDR spreche. Seiner Meinung nach spielt es keine Rolle, dass
das Russische diesen Ländern aufgezwungen wurde. Die
britische Kolonialmacht habe die englische Sprache doch auch gewaltsam eingeführt, etwa in Indien." Und die tschechische Politik? Regt das Geklüngel zwischen Babiš und Zeman den Liedermacher Dědeček so wie früher zu
Protestsongs an? "Kein bisschen. Während des Kommunismus war das die einzige Möglichkeit, sich auszudrücken. Heute kann ich meine Meinung in diesem Gespräch hier äußern, ich schreibe Zeitungskolumnen, kann dem Präsidenten einen Brief schreiben oder
mit einem Transparent zum Parlament ziehen. Mein poetisches Schaffen muss ich damit nicht beschmutzen."