Magazinrundschau - Archiv

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Magazinrundschau vom 16.12.2014 - Rue89

Xavier de la Porte unterhält sich mit der Regisseurin Laetitia Masson über ihre Arbeit, vor allem aber ihre Experimentierlust, auch die digitale Technik neu einzusetzen und etwa einen ganzen Film mit einer Fotokamera zu drehen. Auch synthetische Bilder hat sie schon erzeugt, aber "es ist ziemlich teuer, solche Bilder herzustellen. Je komplexer die Software, desto teurer. Der Effekt von Regen zum Beispiel kostet 200 Euro. Und anschließend braucht es stundenlange Berechnungen. Aber diese Zwischenschritte sind auch von großer Schönheit. Während die Berechnungen laufen, werden Bilder produziert. Ich habe solche Bilder aus dem Entstehungsprozess, die sonst nie gezeigt werden, weil man sie für unfertig, für unschön hält, schon in Filme übernommen. Ich finde es sehr schön zu zeigen, wie ein Computerbild entsteht. Es gibt einen magischen Aspekt in diesen Bildern, auch wenn er nur den Berechnungen des Computers entstammt."

Magazinrundschau vom 11.09.2014 - Rue89

Anna Diatkine denkt über die Biografie-Lastigkeit des Herbstprogramms in Frankreich nach und fragt sich, weshalb die Schriftsteller - unter anderem Frédéric Beigbeder, der ein Buch über "Oona et Salinger" vorlegt - es so lieben, über Berühmtheiten zu schreiben und dabei Ungesichertes gern hinzuerfinden: "Im besten Fall profitiert der Schriftsteller davon, ohne Exhibitionismus über sich selbst zu reflektieren - er geht hinter dem Helden in Deckung, um von seiner Abhängigkeit oder seinem Liebeskummer zu erzählen, er betrachtet sein Spiegelbild im Spiegel, den ihm der Erwählte vorhält … Darüber hinaus hat der Autor durch die Verwendung einer nicht-fiktiven Figur bereits die Struktur seines Textes. Jeder wird geboren, jeder stirbt, das ist die egalitärste gegebene Größe überhaupt."

Magazinrundschau vom 02.09.2014 - Rue89

Pierre Haski schreibt in seinem Blog über die Veränderung der Presselandschaft in Südafrika anhand der Geschichte des 1951 gegründeten Magazins Drum. Diese Zeitschrift sei einmal für Südafrika das gewesen, was das Magazin Ebony für das schwarze Amerika der 1950er und 1960er Jahre repräsentierte. Beide wandten sich an eine schwarze Mittelklasse, die den "Verdammten der Erde" den Rücken kehrte, so Haski. "Drum war ein kleines Wunder: eine Zeitschrift, die ein gemischtrassiges Team in einem Land realisierte, das dabei war, unmittelbar nach dem Wahlsieg der National Party 1948 die Trennmauern und den Hass der Apartheid aufzubauen. Eine von einer positiven Energie beseelte Truppe, die erst die Eiszeit der Apartheid ein Jahrzehnt später zum Schweigen bringen sollte." Inzwischen, so bedauert Haski, sei aus Drum - einst zur Hälfte feurig, literarisch und engagiert, zur andern Hälfte Promizeitschrift - eine ganz "normale" Allerweltszeitschrift geworden.

Magazinrundschau vom 06.06.2014 - Rue89

Porno, erfahren wir auf Rue89, ist eine ernsthafte Angelegenheit, die inzwischen unter dem Label porn studies auch wissenschaftlich erforscht wird. In einem Gespräch mit dem Geisteswissenschaftler François-Ronan Dubois, der jüngst eine einschlägige Einführung in das - natürlich aus Nordamerika importierte - Fach vorlegte, versucht Renée Greusard mehr darüber herauszufinden. Dubois erklärt es zum einen als eine universitäre Disziplin, zum anderen als eine "militante Bewegung", die einen kritischen und einen positiven Aspekt habe. Ersterer beschäftige sich mit den Stereotypen, Mainstream-Fragen und den konkreten Aufnahme- und Darstellungsformen der Studios, Letzterer "berücksichtigt auch bereits bestehende Initiativen, die jedoch noch Minderheiten darstellen oder Existenzprobleme haben, wie eine ethische, feministische oder schwule Pornografie". Auf die Frage nach der Akzeptanz des Sujets im akademischen Milieu meint er: "Ein junger Forscher, muss es sich schon überlegen, wenn er einen Artikel oder eine Arbeit zu diesem Thema schreibt. Er ist gezwungen, sich zu fragen, ob das eine gute Karrierestrategie ist. Es gibt einen spontanen Vorbehalt dagegen. Wenn man über Balzac arbeitet, muss man sich solche Fragen jedenfalls nicht stellen."

Magazinrundschau vom 30.05.2014 - Rue89

Greift der Open-Source-Gedanke am Ende noch in der Medizin um sich? Thierry Crouzet erzählt in Rue89 die erbauliche Geschichte des Schweizer Arztes Didier Pittet, der ein innovatives Mittel zur Desinfizierung der Hände entwickelte, das seitdem in Abertausenden Krankenhäusern rund um die Welt benutzt wird. Rechnungsweise acht Millionen Leben hat er durch die verbesserte Hygiene gerettet. Als er in Kenia sah, das die Afrikaner für das Mittel doppelt so viel Geld ausgeben müssen wie die Europäer, "entscheidet sich Doktor Pittet, die Formel zu veröffentlichen und daraus ein Gemeingut zu machen. Und damit all den Firmen, die sich auf dem Rücken der Kranken bereichern, das Geschäft zu vermiesen. Wie die meisten Wissenschaftler hätte Pittet ein Patent anmelden und eine wohlhabende Firma gründen können. Er hat sich entschlossen, seine Erfindung zu teilen."

Magazinrundschau vom 02.05.2014 - Rue89

Yohav Oremiatzki stellt sechs neue Instrumente vor, darunter das Karlax, die Baumgitarre und die saitenlose Harfe (Bild), aber auch eine App, die Alltagsgeräusche in Musik verwandeln kann. Während das Karlax aussieht wie eine Mischung aus Klarinette und Laserpistole und den Datenaustausch zwischen verschiedenen elektronischen Geräten erlaubt, hat die saitenlose Harfe ihre traditionelle Form zwar behalten, ist aber eine Art Bewegungsmelder: "Die Harfe ist mit einer 3D-Kamera verbunden. Sie funktioniert wie eine Webcam, aber es wurden Infrarot-Sensoren hinzugefügt, um die Position der Daumen zu orten, wie bei den Spielkonsolen. Das Sichtfeld der Kamera ist eingeschränkt, man hat nur die Töne von zehn Saiten. Fügt man ihr eines Tages jedoch Kameras auf die Gesamtharfe hinzu, ist man in der Lage, den Klang sämtlicher Saiten wiederzugeben." Hier ein kurzer Eindruck.
Stichwörter: Musikinstrumente, Rue89, Harfe

Magazinrundschau vom 14.02.2014 - Rue89

Pierre Haski interviewt die Journalistin Florence Hartmann, die sich in ihrem Buch "Lanceur d'alerte" mit der Rolle und Bedeutung von Whistleblowern beschäftigt. Dabei plädiert sie gar nicht für grenzenlose Transparenz, aber einen rechtlichen Schutz der Whistleblower: Wir müssen "anerkennen, dass der Bürger das Recht hat, sich Fragen zu stellen, wenn er eine Kluft sieht zwischen dem, was gessagt, und dem, was getan wird."
Stichwörter: Rue89, Whistleblower

Magazinrundschau vom 16.12.2013 - Rue89

Kate Barry, die erste Tochter von Jane Birkin, hat sich letzte Woche im Alter von 46 Jahren das Leben genommen. Sophie Caillat präsentiert auf Rue89 eine Dokumentation über Barry, die von Yamina Benguigui, der heutigen französischen Integrationsministerin, Ende der neunziger Jahre gedreht wurde. Barry erklärt darin, warum sie auf dem Land ein Heim für Drogensüchtige gegründet hat, das nach dem Muster der Anonymen Alkoholiker funktioniert. "So schön und sensibel wie ihre Schwestern Charlotte Gainsbourg und Lou Doillon, scheint sie doch so viel zerbrechlicher", schreibt Caillat. Das Heim funktionierte allerdings nach strikten Regeln: "Man versucht nicht zu verstehen, warum jemand gefallen ist, sondern nur, wie er wieder herauskommen kann, obwohl doch das eine manchmal nicht ohne das andere geht. Die Familie des Patienten wird in die Therapie einbezogen und dabei stets von Schuld freigesprochen. Entstanden aus der Verhaltenstherapie konfrontiert diese Methode eine Person direkt mit dem Heilungsprozess. In diesem Kampf entsteht ein enormer Druck, jeder Tag ist eine Schlacht, die zu gewinnen ist."

Magazinrundschau vom 19.11.2013 - Rue89

Französische TV-Serien sind in Hollywood ganz schön angesagt, berichtet Noémie Taylor stolz in Rue89. Allerdings handelt es sich nicht um die verschnarchten Produkte des Staatsfernsehens, sondern eher um Produktionen von Canal Plus, die in Los Angeles auf einer eigenen Messe präsentiert wurden: "Vor einigen Jahren wäre ein derartiges Ereignis in L.A. völlig undenkbar gewesen. Die Hollywoodgiganten haben nie ein großes Aufhebens um unsere bescheidenen Serien made in France gemacht. Aber seit einigen Monaten hat sich die Situation gedreht: Mit Serien wie 'Braquo', 'Engrenages' oder 'Les Revenants' hat Frankreich einen hübschen Erfolg erzielt - vor allem über Plattformen wie Hulu oder Netflix." Besonders erfolgreich, so Taylor, war sowohl in UK also auch in den USA die Serie "Les Revenants", die das Thema der Zombies modernisiert.
Stichwörter: Netflix, Rue89, Zombies, Zombie

Magazinrundschau vom 12.11.2013 - Rue89

Falls Sie etwas an der Bretagne verstanden haben, ist sie Ihnen schlecht erklärt worden, schreibt Rémi Noyon in einem lesenswerten Dossier über die rätselhaften Proteste in der Region. Bekleidet mit roten Zipfelmützen, die an einer Steuerrevolte in der Region unter Ludwig XIV. erinnern, "grillen" die Protestler die Mautportale, mit denen die Pariser Zentralmacht Gebühren von LKWs eintreiben will. Ein Protest gegen Steuern in einem Land, das alles vom Staat will! Hintergrund ist die Krise der bretonischen Landwirtschaft - denn die Bretagne ist das Niedersachsen Frankreichs: "Frankreich zählt 14,5 Millionen Schweine, davon 8 Millionen in der Bretagne. Ein Schwein kostet 45 bis 50 Minuten Arbeit im Jahre, während es in den Niederlanden nur 35 bis 40 Minuten sind..." Und Deutschland spielt auch eine Rolle: "In Deutschland wird osteuropäische Arbeitskraft genutzt, die nur ein Drittel der französischen Angestellten verdienen. Kurz: die Bretagne kann nicht konkurrieren." Die roten Zipfelmützen wurden übrigens von der berühmten bretonischen Matrosen-T-Shirt-Firma Armor Lux verteilt.