Ende April ist der Comiczeichner
Neal Adams gestorben, der in den siebziger Jahren maßgeblich dazu beitrug, den
Superheldencomic zu modernisieren - dass Batman heute nicht mehr ein
naiver Unterhosenstrampler ist, hat er maßgeblich Adams zu verdanken. Das
Comics Journal hat in seinem Archiv gewühlt und ein episches Interview mit Adams aus dem Jahr 1982
ausgegraben. Unter anderem geht es um das Verhältnis zwischen
Comic-
und Filmindustrie. Der moderne Blockbuster war damals erst wenige Jahre alt. Im Rückblick aus einer Zeit, in der das Kino von Superheldenfilmen geradezu belagert scheint, erweist sich Adams in seiner Einschätzung als erstaunlich hellsichtig und unterstreicht nochmal beeindruckend die Tatsache, dass in der weitgehend parallel ablaufenden Geschichte von Comic und Film häufig nicht etwa der Comic das Derivat des Films darstellte, sondern sich der Film immer wieder am Comic orientiert hat (dass Godard sich seinen Jump-Cut aus Comics abgeschaut hat, wissen Sie ja sicher). Damals arbeitete Adams gerade an einem eigenen Film, den er, wie er sagt, als Comic allerdings nicht hätte umsetzen können, "weil er einfach nicht
aus den Vollen der Imaginationskraft schöpfen kann. Das hat mit den
Budgetproblemen zu tun. Wissen Sie, ich verstehe das Comic-Publikum. Das Comic-Publikum fühlt sich nicht von den Sachen unterhalten, die bei einem TV-Publikum gut ankommen. Man setzt keine Seifenoper in Comicform um, weil es einfach viel besser ist, sich so etwas im Fernsehen anzusehen. Der einzige Bereich, in dem wir als Comickünstler überleben können, ist jener, an dessen Darstellung Film und Fernsehen scheitern. In gewisser Hinsicht sollten Leute wie
George Lucas uns eigentlich
richtig Angst einjagen, weil er tatsächlich in der Lage war, viel von unserem Zeug auf die Leinwand zu bringen. Aber nur als Beispiel: Würde man 'Star Wars' auf ein Comicheft eindampfen, dann ist es nun einmal Fakt, dass dieses 'Star Wars'-Heft beileibe nicht so interessant wäre wie die 'Avengers' oder die 'Fantastic Four'. In diesen Bereich der Imaginationskraft ist es noch nicht vorgedrungen. Dort, wo wir unsere Fantasie
bis an die Grenzen des Vorstellbaren erweitern, liegt unser Erfolg. Offensichtlich haben wir diese Grenze jetzt noch nicht erreicht - und wir werden sie auch noch lange nicht erreicht haben." Im selben Jahr 1982 revolutionierte übrigens Alan Moore mit seinem "Swamp Thing"-Zyklus - und mit seiner Vorstellungskraft - den Mainstream-Comic. Und heute, da das digitale Kino keine Grenzen mehr kennt, darbt die Comicindustrie in einer seit Jahren anhaltenden Krise.