Magazinrundschau - Archiv

World Affairs

3 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 08.02.2011 - World Affairs

2007 hat Vaclav Havel ein Theaterstück über einen Staatsmann geschrieben, der sein Amt abgeben muss. Jetzt hat er es selbst verfilmt, erzählt der tschechische Botschafter in Großbritannien Michael Zantovsky, der eine kleine Nebenrolle als Paparazzo hatte. Zantovsky war etwas unbehaglich mit dem Stück. Politik werde hier als absurde Farce gezeichnet. Was sagt das über Havel, den ehemaligen Präsidenten der Tschechischen Republik? "Havel tut die Frage nicht ab, aber überlegt sie gründlich ud ernsthaft: 'Ich weiß nicht, ob man wirklich über Absurdität nachdenken kann ohne einen starken Begriff von Sinn. Absurdität wirkt überhaupt nur vor einem Sinnzusammenhang. Tiefere Bedeutung wirft Licht auf das Absurde."
Stichwörter: Havel, Vaclav

Magazinrundschau vom 27.05.2008 - World Affairs

Jacob Heilbrun erzählt die (amerikanische) Geschichte der Ideologien des 20. Jahrhunderts als Geschichte des politischen Konvertitentums - von Arthur Koestler bis Christopher Hitchens. Es ist allerdings, daran lässt er keinen Zweifel, eine Verfallsgeschichte: "Mit lebenslangen Kämpfen über Einstellungswechsel, Vorwürfe des intellektuellen Verrats und qualvollen Erklärungen zur Verteidigung der Parteilinie war das Politische in den 30er und 40er Jahren fraglos eine persönlichere Angelegenheit als in den 60ern. In den letzten Jahren aber hat sich etwas verändert. Wer sich heute als öffentlicher Intellektueller installiert hat, hat meist ein sehr genaues Bewusstsein dafür, wie Debatten mit hohem ideologischem Einsatz früher geführt wurden..., und versucht unter Einsatz geschickter Bezugnahmen und mit entschlossener Selbstreferentialität, sich mit maximalem Effekt zu positionieren. Die Intellektuellen unserer Tage ... begreifen sich gerne als Celebrities und beschimpfen sich lieber auf FOX News und MSNBC als ihre Ideen und Vorstellungen in Büchern oder Zeitschriften darzulegen."

Magazinrundschau vom 15.04.2008 - World Affairs

Die neue Zeitschrift World Affairs setzt sich mit der amerikanischen Außenpolitik auseinander. Jetzt ist die Nummer 1 vom Januar 2008 online freigeschaltet. Peter Collier, der unter anderem ein Buch über die Kennedys geschrieben hat, legt einen langen Essay über die von Perlentaucher und signandsight.com lancierte Debatte zum "Islam in Europa" vor. Diese Debatte war durch einen riesigen Essay von Paul Berman in der New Republic verlängert worden. Collier nimmt Stellung gegen Ian Buruma und Timothy Garton Ash: "Vor zwei Jahrzehnten, als Salman Rushdie wie heute Ayaan Hirsi Ali bedroht wurde, traten ihm diese Intellektuellen noch instinktiv und eindeutig zur Seite. Warum haben sie nun die Nerven verloren? Zwei Dinge, laut Berman: der Aufstieg des Islamismus in den Jahren nach der Fatwa und die Verbreitung des Terrorismus. Aber da ist noch ein dritter Grund: die Neocons und ihr Krieg. Weder Buruma noch Garton Ash haben explizit auf Bermans Artikel in der New Republic repliziert. Aber Buruma nutzte die Gelegenheit einer Rezension von Norman Podhoretz' Buch "World War IV" (das er natürlich verreißt) in der New York Review of Books für eine Breitseite auf Berman, den er als 'Kanzelredner für Bushs Krieg' beschreibt. Schlimmer noch, er ist einer dieser Neolinken, die heimlich die Argumente eines Podhoretz teilen und so Neokonservatismus mit anderen Mitteln betreiben und die 'liberalen Prinzipien verraten, die sie vorgeben zu verteidigen'."