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Außer Atem: Das Berlinale Blog
Stichwort: Pulp, Aktualität: 01.02.2010 bis 03.03.2010 - 3 Artikel
Außer Atem: Das Berlinale Blog 15.02.2010 Die Titelsequenz liegt über einem Straßenzug in Berlin Mitte. Ampeln und Leuchtreklamen dominieren das Bild und werfen bunte Schlieren, die nahelegen, dass die Kamera hinter einer Glasscheibe positioniert ist. Danach, in kurzer Folge, drei Einstellungen von Trojan (großartig in seiner körperlichen Präsenz: Misel Maticevic, zuletzt unter anderem in den beiden tollen Dominik-Graf-Filmen "Eine Stadt wird erpresst" und "Das Gelübde" und auf der Berlinale außerdem in Grafs sehnsüchtig erwarteter Serie "Im Angesicht des Verbrechens" zu sehen). Er steht an einer Häuserfassade, blickt sich um und macht sich schließlich auf den Weg in einen Berliner Gangsterfilm. Trojan, gerade aus dem Gefängnis entlassen, betritt zunächst einen Hausflur, dann eine Wohnung, bald darauf eine weitere, er wartet in Straßencafes, er besorgt sich ein Auto, ist damit auf Berliner Straßen und in Berliner Parkhäusern unterwegs, bezieht ein Hotelzimmer mit denkbar unglamouröser Aussicht, funktionalisiert sein Leben wie der Film ihn und die Stadt funktionalisiert. Ziel der Funktionalisierung ist ein Geldtransporter, den Trojan mit einem alten Kollegen gemeinsam ausrauben will. Kriminalität als Handwerk, in Autowerkstätten, Straßencafes und unter Autobahnbrücken: Wie Can in Arslans erstem Genrefilm "Dealer" seine Drogenbriefchen verpackt hat, so lädt Trojan seine Waffe und die Kamera beobachtet ihn dabei: Patrone für Patrone. Und genau wie
Von
Lukas Foerster
Außer Atem: Das Berlinale Blog 13.02.2010 "Vernunft ist keine Option, für die man sich frei entscheidet", sagt Dr. Cawley (Ben Kingsley) an einer Stelle. Die Patientin, über die er spricht, lebt, seit sie ihren Nachwuchs ertränkt hat, in einer fiktiven eigenen Welt, in der Psychologen Postboten, Ärzte Milchmänner und die Kinder in der Schule sind. Im Verlauf von "Shutter Island", Martin Scorseses Rückkehr zum Psychothriller mit Gothic-Horroreinschlag, beschleicht einen zunehmend das Gefühl, dass es dem Regisseur mitunter ähnlich ergeht. Die Karnickel, die er mit großer Geste aus dem Hut zieht, die Tricks aus den Schubladen der Filmgeschichte, die Scorsese hier zur Anwendung bringt, stehen einem als solche lange schon vor Auge, während der Regisseur noch von der Virtuosität seines Treibens völlig überzeugt ist. Von
Thomas Groh