David de Jong

Braunes Erbe

Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien
Cover: Braunes Erbe
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2022
ISBN 9783462052282
Gebunden, 496 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Übersetzt von: Jörn Pinnow, Michael Schickenberg. Die Quandts, die Flicks, die von Fincks, die Porsche-Piëchs, die Oetkers und die Reimanns zählen zu den reichsten deutschen Unternehmerdynastien. Und dennoch ist ihre dunkle Vergangenheit kaum bekannt. David de Jong erzählt, woher ihr Wohlstand kommt, wie sie sich im Nationalsozialismus bereichert haben, und wie sie danach damit umgingen. Anfang 1933 luden die Nationalsozialisten Vertreter der Wirtschaft nach Berlin ein, um sie aufzufordern, für den bevorstehenden Wahlkampf Geld zu spenden. Die Eingeladenen waren erfolgreiche Industrielle und Banker; zu ihnen gehörten Günther Quandt, Friedrich Flick und August von Finck. Nach der Machtübernahme traten sie in die Partei ein und arbeiteten mit dem Regime zusammen. Sie verdienten an der Aufrüstung und bereicherten sich durch Einsatz von Zwangsarbeitern und Raub jüdischer Unternehmen in Deutschland und in den besetzten Gebieten Europas. Warum konnten sie nach dem Krieg nahezu unbehelligt weiterarbeiten? Wie gingen sie mit ihrer Verantwortung für das Unrecht um, dem sie einen Teil ihres Reichtums verdanken? Welche Entscheidungen haben es ihnen möglich gemacht, in den Jahrzehnten danach weiter zu expandieren? Was bedeutete das für die Bundesrepublik? Und wie gehen die Erben heute mit ihrer dunklen Familiengeschichte um?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.08.2022

Rezensentin Julia Hubernagel liest in der Studie des Journalisten David de Jong viel Bekanntes über große deutsche Unternehmerfamilien mit brauner Vergangenheit wie die Quandts, die Fincks, die Oetkers. Da es viele weitere Industrielle gibt, die im NS-Regime mitliefen und sich bereicherten, hätte Hubernagel im Buch gern auch andere Firmengeschichten gelesen, die der Schaefflers und Kühnes etwa. De Jongs Erkenntnis, dass die meisten im braunen Sumpf agierenden Unternehmer "nur" eiskalt rechnende Opportunisten waren, nimmt Hubernagel aus der Lektüre mit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.2022

Rezensent Marcus Jung hält David de Jongs Buch über die "braune Vergangenheit" deutscher Großkonzerne und ihrer Lenker für lesenswert, wenngleich der Autor nicht immer Neues liefert und in seinen Urteilen mitunter zu pauschal ist, wie Jung feststellt. Dass der Autor es als Spross einer von den Nazis verfolgten jüdischen Familie hin und wieder an Differenzierung mangeln lässt, etwa, wenn er die seriöse Aufarbeitung so mancher Unternehmensgeschichte im NS-Staat unter den Tisch fallen lässt, findet Jung verzeihlich angesichts der Detailfreude und der lebendigen Erzählweise der Studie. Die Entwicklung deutscher Konzerne wie Porsche oder Bahlsen und das Handeln der Unternehmerfamilien im "Dritten Reich" kann Jung jedenfalls im Text gut nachverfolgen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.05.2022

Fünf Firmen, die sich dem nationalsozialistischen Regime angedient haben, und wie "atemberaubend naiv", wenn nicht gar "intrigant" sich deren Erben dieser historischen Last mitunter entledigten - allzu neuer Stoff ist das zwar nicht gerade, den der Finanzjournalist David De Jong hier bearbeitet, schreibt Rezensentin Ursula Weidenfeld. Wer bereits in der Materie steckt, erfahre auch wenig Neues. Trotzdem hält sie dieses "akribisch und gleichzeitig spannend" geschriebene Buch für besonders: Nicht, weil es sich sonderlich an ein deutsches Lesepublikum richte, sondern weil es die nationalsozialistischen Verstrickungen von Quandt, Porsche, Flick, von Finck und Oetker insbesondere einem internationalen Publikum niedrigschwellig aufbereite. De Jongs Befund: Nicht nur erhielt Hitler durch die Finanzspritzen der Unternehmer, die sich vor linken Umstürzen wappnen wollten, eine wichtige Anschubhilfe, sondern selbst noch die Enkelgeneration profitierte von diesen Verbindungen und tat rege daran mit, die Firmengeschichte reinzuwaschen. Auseinandersetzungen damit mussten erzwungen werden: Wer im Nationalsozialismus gute Geschäfte trieb, zählte auch in der Bundesrepublik rasch zu den den reichsten Menschen des Landes: "So, als wäre nie etwas gewesen", schreibt Weidenfeld dazu, die das an Anekdoten und Geschichten offenbar reich gespickte Buch mit sichtlicher Aufregung gelesen hat - selbst wenn sie am Ende feststellen muss, dass der Autor bei mancher raunenden Ausschmückung doch "gelegentlich übers Ziel hinaus" schieße.