Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945

Band 11: Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren April 1943 - 1945
Cover: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945
De Gruyter Oldenbourg Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783110364996
Gebunden, 822 Seiten, 59,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben im Auftrag des Bundesarchivs, des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin und des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Freiburg von Lisa Hauff. Im Frühjahr 1943 hatte die Gestapo die meisten der verbliebenen Juden aus dem Deutschen Reich deportiert und löste die letzten jüdischen Gemeinden auf. Neben einer größeren Zahl von in "Mischehe" lebenden Juden und ihren Kindern blieben einige tausend Untergetauchte zurück. Auf Befehl Hitlers kamen seit April 1944 zudem jüdische Zwangsarbeiter ins Reich, die in der Rüstungsproduktion eingesetzt wurden. Der Band dokumentiert ihr Schicksal genauso wie die Entwicklung der in Berlin koordinierten Politik der Judenverfolgung in Europa, die internationalen Reaktionen auf das Bekanntwerden der Verbrechen und die Haltung der deutschen Bevölkerung zum Massenmord an den Juden. Im Protektorat Böhmen und Mähren gab es in den beiden letzten Kriegsjahren nur noch wenige Juden außerhalb des Gettos Theresienstadt. Der Band schildert die antijüdische Politik der deutschen Behörden im Protektorat bis Mai 1945 und die Situation im Getto, das als Durchgangslager nach Auschwitz diente, von den Nationalsozialisten aber auch als Vorzeigegetto genutzt wurde, um die internationale Öffentlichkeit zu täuschen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.07.2020

Gleich zu Anfang bemerkt Rezensent Arno Widmann in einer Doppelbesprechung von Band 10 und 11 der Reihe über "Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 - 1945", dass wohl niemand die umfangreichen Dokumentationsbände "einfach durchlesen" wird, dass vielmehr jeder zu "fliehen" versuchen würde vor diesen Dokumenten. Und vielleicht kann man auch immer nur einzelne Dokumente herausgreifen, so wie der Kritiker es hier tut. Aus Band 11 hat Widmann u.a. das Beispiel einer Rundfunkrede von 1943 gewählt, in der ein kanadischer Dozent sehr deutlich von der europäischen Judenvernichtung sprach und davon, dass man diesen Krieg nur zu gewinnen "verdiene", wenn man im eigenen Land "Mitmenschlichkeit" entwickele gegenüber Schwächeren und Minderheiten; der Kritiker zitiert aus dieser Rede eine sehr bewegende Passage von einer Jüdin, die Jesus als einen der ihren von den Christen einfordert. Hinzugefügt wird von dem Rezensenten ein kleines Dokument - vielleicht der "Scham", wie er meint: da wurde im März 1944 angeordnet, Verbotsplakate für die jüdische Bevölkerung abzuhängen, da es ja nun keine Juden mehr im Reichsgebiet gebe. Der Kritiker hofft, dass man die Plakate auch abgehängt wissen wollte, weil man mit beschämten Deutschen rechnete.