Francis Wheen

Karl Marx

Cover: Karl Marx
Bertelsmann Stiftung Verlag, München 2001
ISBN 9783570004951
Gebunden, 352 Seiten, 24,54 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Helmut Ettinger. Unzählige Bücher interpretieren das Werk Karl Marx`, doch dem Menschen wurde bisher wenig Beachtung geschenkt. Der englische Journalist Francis Wheen hat nun eine Biografie vorgelegt, die beide Aspekte berücksichtigt und miteinander verknüpft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2002

Der Marxismus ist tot. Es lebe (angesichts der Globalisierungskritik) der Marxismus, mutmaßt Werner Bührer. Zumindest könnte die Biografie des britischen Journalisten Francis Wheen das nahe legen, so der Rezensent. Wheen sei es darum gegangen, den "Schleier des Mythos" Marx zu lüften und stattdessen in seiner Biografie den Menschen zu präsentieren. Werkgeschichte wird hier daher auch eher persönlich als wissenschafts- und ideengeschichtlich abgehandelt, so Bührer. Das Buch sei zwar "flott" geschrieben, vielleicht auch deswegen auf Platz 6 der Sachbücher des Monats gelandet, doch mag der Rezensent ihm nicht allzuviel abgewinnen. Denn "ernsthafte Anstrengungen, die Aktualität des erratischen Werkes zu prüfen", habe der Biograf nicht unternommen. Stattdessen berichte er über die menschlichen Stärken und Schwächen der Ikone Marx. Besonders "enttäuschend" findet Bührer Wheens Passagen über die Globalisierung. Gerade hier, ist der Rezensent überzeugt, hätte der Autor die Aktualität der Marxschen Werke überprüfen können.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.06.2001

Wo nun schon Karl-Marx-Stadt wieder Chemnitz heißt, unkt Martin Bauer, wolle man wohl noch mal in Erinnerung rufen, wer dieser Mann gewesen ist. Nach Bauer sucht der englische Journalist Francis Wheen Zugang zu seinem Gegenstand von der rein menschlichen Seite her. Eine solide recherchierte Biografie sollte es sein, keine Werk- oder Ideengeschichte. Allerdings gab es nicht viel zu entdecken: und schon gar nichts Neues, meint Bauer. Das Leben des Gelehrten sei nun mal monoton und in ärmlichen Verhältnissen abgelaufen. Weder die äußeren Lebensumstände noch die Person Karl Marx bieten sich darum zur Ikonisierung oder Dramatisierung von Weltgeschichte an, meint der Rezensent. Ob Marx' Werk heute überhaupt noch oder wenigstens in Kalkutta aktuell ist, interessiert Wheen nicht, bedauert Bauer, auch wenn dieser dauernd Kronzeugen für die Aktualität seines Unternehmens anrufe.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.04.2001

H. D. Kittsteiner hat sich überzeugen lassen: Marx lebt! Wenigstens in dieser "lebendig geschriebenen Einführung in das Leben eines Revolutionärs" tut er das, und zwar, wie es scheint, weil der Autor sich weniger mit philosophischen Problemen, mit Hegel und den Junghegelianern etwa, als mit Marx als Jüngling und mit Marx auf Sauftour beschäftigt. "Romanhaftes Dahinerzählen" nennt der Rezensent das auch - plastisch und mitfühlend, ganz ohne Weltanschauungszwänge und also für ein breiteres Publikum geeignet. Eigene Bedenken, der Autor habe es sich mit dem einen oder andren wichtigen Thema vielleicht doch etwas zu leicht gemacht - so, wenn er die Entwicklung der "Weltformen" aus dem "Kapital" zum surrealistischen Gesamtkunstwerk erklärt -, wischt Kittsteiner beiseite: Marx lebt! Und basta.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.03.2001

Wenn das nicht ein mehr als dickes Lob ist: "Ich kenne kein Buch über Marx, das ich mit so viel Vergnügen und Spannung gelesen hätte wie dieses", schreibt Iring Fetscher. Dabei dürften alle Historiker, Wirtschaftswissenschaftler und Soziologen sofort auf Abstand gehen, wenn sie erfahren, dass Francis Wheen ein einfacher Journalist ist, der sich traut, das Leben und Denken von Marx zu porträtieren, mutmaßt der Rezensent. Zu Unrecht, denn die Biografie ist solide und gut recherchiert, urteilt Fetscher. Sie enthält zwar mehr über das Leben denn über die geistige Arbeit des großen Denkers, aber über letztere erfährt der Leser jedenfalls nichts Falsches. Und zum Ausgleich liefert der Journalist eine Menge Details, die der Marx-Forschung bisher durch das Raster gefallen sind. Etwa Marx Hang zu Humor und Satire, den bisher keiner in seinen abstrakten Schriften entdeckt haben will, erzählt der Rezensent. Nur einen sachlichen Fehler kann der Marx-Kenner dem Autor nachweisen. Und der ist so randständig, dass er Fetschers überaus positive Bewertung in keinster Weise schmälert.
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