Heinrich Blücher

Versuche über den Nationalsozialismus

Cover: Versuche über den Nationalsozialismus
Wallstein Verlag, Göttingen 2020
ISBN 9783835337664
Gebunden, 173 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Ringo Rösener. 50 Jahre nach seinem Tod erscheint die "unpublished political philosophy" von Hannah Arendts Ehemann Heinrich Blücher. Hannah Arendt hat die "Origins of Totalitarianism" ihrem zweiten Ehemann Heinrich Blücher gewidmet. In der amerikanischen Erstauflage ist diese Widmung noch um den Zusatz "This book could hardly have been written without the unpublished political philosophy of the person to whom it is dedicated" ergänzt. Bis heute ist völlig ungeklärt, inwieweit der frühere Kommunist und linke Aktivist Heinrich Blücher wirklich Arendts Denken beeinflusst hat. Zwei kürzlich entdeckte Texte geben Aufschluss. Diese "Versuche über den Nationalsozialismus" hat Blücher in den 1940er Jahren verfasst und sie sind das Bemühen, Nationalsozialismus und Totalitarismus zu verstehen. Mit der Herausgabe wird ein Licht in die bis heute verborgene Arbeitsbeziehung zwischen der akademisch geschulten Schriftstellerin und dem proletarischen Autodidakten geworfen. Ein umfassendes Nachwort geht auf Blüchers kommunistische Vergangenheit ein und rekonstruiert Aspekte von Arendts Nachdenken über den Totalitarismus als Ergebnisse eines Dialogs mit Blücher. Die "Versuche" Blüchers zeigen, dass Arendts politische Theorie auch eine Auseinandersetzung mit den praktisch-politischen Erfahrungen ihres Mannes darstellen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.04.2021

Rezensentin Kathrin Meier-Rust hält die Publikation zweier unbekannter politisch-philosophischer Texte Heinrich Blüchers für eine Sensation. Inhaltlich scheinen die beiden Blücher zugeordneten Typoskripte weniger interessant. Im Kontext mit dem Schaffen von Blüchers Frau Hannah Arendt jedoch bekommen sie laut Rezensentin Bedeutung. Ringo Rösners Nachwort scheint ihr da hilfreich, da der Herausgeber Arendts "The Origins of Totalitarianism" von 1951 mit Blüchers Texten analytisch vergleichend unter die Lupe nimmt. Deutlich wird dabei für Meier-Rust, wie beide dieselben Begriffe und Gedanken wälzen, Arendt sie jedoch präzisiert. Der erstmals mögliche Vergleich der Texte offenbart für Meier-Rust einen spannenden Dialog.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.12.2020

Rezensent Detlev Claussen hat diese beiden nun erstmals veröffentlichten Texte des Ehemanns von Hannah Ahrendt mit gemischten Gefühlen gelesen. Einerseits bescheinigt er ihnen eine scharfe Analyse der Gründe, aus denen die Nationalsozialisten an die Macht gelangten, auf der anderen Seite erscheint ihm die Darstellung von Nationalsozialismus und Bolschewismus, die als Fetische behandelt werden, simplifizierend. Die Verwendung systematisierender Begriffe wie Faschismus und Kommunismus hätte Blüchers Denken gut getan, glaubt Claussen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.11.2020

Rezensent Stephan Speicher ist neugierig, welcher Mensch und welche Philosophie sich hinter der nebulösen Figur Heinrich Blücher verbergen. Die relative Unbekanntheit des Ehemannes von Hannah Arendt scheint sich für Speicher etwas zu lichten mit den zwei im Band enthaltenen Texten. Wenn der Autor im Text von 1943 zunächst den Totalitarismus-Begriff "zurückweist" und im zweiten Aufsatz Totalitarismen in der Moderne betrachtet, ihre Wahrheitsbehandlung, erkennt Speicher Parallelen zum Werk Arendts, eine "intellektuelle Gemeinsamkeit" der beiden. Deutlich wird auch, dass Arendt die bessere Autorin ist, meint er.
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