Karl Kraus, Herwarth Walden

Feinde in Scharen. Ein wahres Vergnügen da zu sein.

Briefwechsel 1909-1912
Cover: Feinde in Scharen. Ein wahres Vergnügen da zu sein.
Wallstein Verlag, Göttingen 2002
ISBN 9783892446132
Gebunden, 460 Seiten, 44,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von George C. Avery. Schon kurze Zeit nachdem Karl Kraus (1874-1936) den Berliner Komponisten und Schriftsteller Herwarth Walden (1878-1941) kennen gelernt hatte, entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden. Als Walden Anfang 1910 im Streit die Redaktion der Halbmonatsschrift "Das Theater" verließ, ermöglichte ihm Kraus durch finanzielle Unterstützung die Gründung einer eigenen Zeitschrift: Am 10. März 1910 erschien die erste Nummer des "Sturm", die sich schon bald zum publizistischen Zentrum der damals jüngsten Literatur und Kunst in Deutschland entwickelte. In den über 650 Briefen, Postkarten und Telegrammen wird Kraus' bisher unbekannter Anteil an der Entwicklung der Zeitschrift deutlich, der von der Unterstützung Waldens bei verschiedenen Prozessen über Zuschüsse bis zu eigenen Beiträgen in der jungen Zeitschrift reichte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.04.2004

Bernhard Fetz scheint von dem Briefwechsel zwischen Karl Kraus und Herwarth Walden zwischen 1909 und 1912 etwas erschöpft. Er fand es recht schwierig, sich in dem "voluminösen Band" zurechtzufinden und angesichts der vielen "Telegramm- und Briefstafetten", die sich in weiten Teilen mit langwierigen "Ehrenbeleidigungsprozessen" beschäftigen, den "Überblick" zu behalten. Leider trägt der Kommentar mit seinen Anmerkungen und Querverweisen nichts zur Übersichtlichkeit bei, so der Rezensent unzufrieden. Ihm hätte es viel besser gefallen, wenn sich der Herausgeber auf eine Auswahl der Briefe beschränkt hätte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.02.2003

Ein umfangreicher Anmerkungsapparat, zahlreiche Abbildungen, ein kommentiertes Personenregister, und trotzdem alles für die Katz, findet Yaak Karsunke; denn der eigentliche Text - der Briefwechsel zwischen Karl Kraus und Herwarth Walden - gebe keinerlei Anlass für einen solchen editorischen Aufwand. Karsunke kann darin nicht mehr erkennen als einen größtenteils banalen Austausch zwischen dem schon prominenten Herausgeber der "Fackel" und einem jungen Bewunderer, der sich Förderung für sein eigenes Projekt, die expressionistische Zeitschrift "Der Sturm", versprach. Das Verhältnis der beiden sei schnell wieder abgekühlt und der "Briefwechsel" bestehe größtenteils aus Telegrammen ohne Aussagewert. Auch die "die detailliert ausgebreiteten Intrigen, Misshelligkeiten und Hahnenkämpfe zwischen den diversen literarischen Lagern und Cliquen" findet Karsunke heute nicht mehr interessant und urteilt: "Eine schmale Spezialstudie mit ein paar ausführlichen Zitaten, vielleicht auch einem Dutzend Briefe im Anhang, hätte völlig ausgereicht."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.11.2002

Bei der Lektüre dieses Briefwechsels zwischen den beiden Publizisten Karl Kraus und Herwarth Walden aus dem Jahren 1909 bis 1912 ist Burkhard Müller vor allem eines aufgefallen: Ihre mehrmals täglich hastig hingeworfenen Epistel, oft mit Abkürzungen versehen, voller Schreibfehler aber auch immer vertieft in "aktuelle Details" erinnert den Rezensenten an nichts so sehr wie an heutige Emails. Kraus, der in Wien als Einzelkämpfer mit seiner Zeitschrift "Die Fackel" gegen die Verhältnisse anschreibt, hatte eine Allianz mit dem Berliner Walden geschlossen. So versteht Müller die Korrespondenz der beiden Autoren auch als "Archiv zweier verbündeter Mächte, abgefasst jedoch ohne die Bedachtsamkeit des Diplomaten". Tratsch wird freilich wenig geboten, meint Müller, den Eingeweihten ermögliche es jedoch der Band jedoch eine "Perspektivierung von Kraus' Werk". Was dem Rezensenten jedoch fehlt, ist das letzte Detail zum Beispiel über "Ausbrüller", einen "Hörkasten" oder einen Seufzer Waldens, der sein Unglück als verheirateter Mann beklagt (seine Frau war Else Lasker-Schüler): "Die Anmerkungen sind gewissenhaft, gehen aber den Fragen, die man sich bei der Lektüre der Briefe wirklich stellt, nicht selten aus dem Weg", bemängelt Müller.
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