Paul Mason

Postkapitalismus

Grundrisse einer kommenden Ökonomie
Cover: Postkapitalismus
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518425398
Gebunden, 430 Seiten, 26,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Stephan Gebauer. Paul Mason nimmt Überlegungen auf, die vor über 150 Jahren in einer Londoner Bibliothek entwickelt wurden und laut denen Wissen und intelligente Maschinen den Kapitalismus eines Tages "in die Luft sprengen" könnten. Im Zeitalter des Stahls und der Schrauben, der Hierarchien und der Knappheit war diese Vision so radikal, dass Marx sie schnell in der Schublade verschwinden ließ. In der Welt der Netzwerke, der Kooperation und des digitalen Überflusses ist sie aktueller denn je. In seinem atemberaubenden Buch führt Paul Mason durch Schreibstuben, Gefängniszellen, Flugzeugfabriken und an die Orte, an denen sich der Widerstand Bahn bricht. Mason verknüpft das Abstrakte mit dem Konkreten, bündelt die Überlegungen von Autoren wie Thomas Piketty, David Graeber, Jeremy Rifkin und Antonio Negri und zeigt, wie wir aus den Trümmern des Neoliberalismus eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft errichten können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.05.2016

Mehr als bloße Thesen kann Werner Plumpe den beiden Neuerscheinungen zur Überwindung des Kapitalismus leider nicht entnehmen. Während der Kritiker Robert Misiks "Kaputtalismus" immerhin noch einigermaßen folgen kann, erscheint ihm Paul Masons "Postkapitalismus" größtenteils als Erzählung einer "endzeitlichen Erlösung", in der alles schlicht passend gemacht wird, um seine Thesen zu unterstützen: Die moderne Informationstechnologie könne und müsse die Marktwirtschaft restlos beseitigen, zunächst über rigorose Verstaatlichung bis auch der Staat im letzten Schritt abgeschafft werden könne, liest der Rezensent bei dem Journalisten. Gegenargumente und Logik scheinen dem Autor bei den radikalen Ausführungen seiner Thesen völlig egal zu sein, moniert Plumpe.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.04.2016

René Scheu bekommt den Feuilletonaufmacher, um mit Paul Masons "Postkapitalismus" abzurechnen. Scheu hat eigentlich nur Spott für diese antikapitalistische Streitschrift übrig, in deren globaler Leserschaft er weniger ein neues Proletariat erblickt, als junge und gebildete "konsumorientierte Opportunisten", die sich mit ein bisschen marxistischer Rhetorik umgeben. Wenn Mason oder überhaupt andere Autoren von Turbo- und Raubtierkapitalismus sprechen, kann Scheu nur lachen: Bei einer Fiskalquote von 43 Prozent selbst in der Schweiz und dem Staat als Preissetzer, Eigentümer, Arbeitgeber und Steuereintreiber hält Scheu es eher mit Peter Sloterdijk, der uns in Zeiten eines Semi-Sozialismus sieht. Allerdings gesteht Scheu am Ende ein, dass Mason einen Punkt trifft, wenn er die Verflechtung von Big Business und Big Government zur Sprache bringt. Nur möchte der Rezensent das eben nicht Neoliberalismus nennen, sondern Etatismus. Oder eben Semi-Sozialismus.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.04.2016

Der Kapitalismus wird heute nicht mehr von Revolutionen, sondern von Reformen aus der Welt geschafft, erfährt Philipp Rhensius von Paul Mason, dessen Analyse er weniger bespricht denn exzerpiert. So lege die Digitalisierung weiter Teile der Produktion die Grundlage dafür, dass klassisch-kapitalistische Mechanismen nicht mehr greifen und somit die Entwicklung von Sharing-Economys befördern - ob nun bei Wikipedia im Netz oder konkret im krisengeschüttelten Griechenland. Das findet der Kritiker zwar merklich interessant, im einzelnen bleibe die Analyse aber "diffus", auch geht ihm Masons "Technikoptimismus" zu weit - auf Gewerkschaften und Parteien als Akteure auf dem Feld der politischen Kämpfe möchte Rhensius jedenfalls auch bis auf weiteres nicht verzichten. Plausibler erscheint ihm Masons Vorschlag zur Nationalisierung der Zentralbanken und sein Plädoyer für die Rückkehr des starken, umverteilenden Staates, der Sharing-Economys schützt und blühen lässt. Bedauerlich allerdings findet der Kritiker, dass Mason nicht darauf eingeht, in welchem Maß diese historisch umwälzende Etappe auch für die Bevölkerung mit Einschnitten einhergehen würde: Denn "Postkapitalismus ist harte Arbeit", weiß Rhensius.