Thomas Gnielka

Als Kindersoldat in Auschwitz

Die Geschichte einer Klasse. Romanfragment und Dokumentation
Cover: Als Kindersoldat in Auschwitz
Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2014
ISBN 9783863930585
Kartoniert, 184 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort von Norbert Frei. Thomas Gnielka ist 15 Jahre alt, als er 1944 zusammen mit seiner übrigen Klasse zum Kriegsdienst eingezogen wird. In Auschwitz-Birkenau, wo sie zur Bewachung von Häftlingen eingesetzt werden, erleben diese Kindersoldaten das Kriegsende. Traumatisiert, können sie ihr Leben lang das Erlebte nicht vergessen. In "Die Geschichte einer Klasse" hat Thomas Gnielka die letzten Kriegsmonate in einem authentischen Bericht literarisch verarbeitet. Die Dokumentation mit Artikeln und Recherchen von Thomas Gnielka zu den NS-Verbrechen beschließt ein Essay über die Vorgeschichte des Auschwitz-Prozesses von Norbert Frei.
Die dem Romanfragment beigefügte Dokumentation enthält eine Auswahl von Artikeln, die Thomas Gnielka für verschiedene Zeitschriften verfasste. Sie zeigen sein Engagement, die unfassbaren Verbrechen, die "Im Namen des Deutschen Volkes" begangen wurden, aufzuklären. In die Dokumentation aufgenommen wurde ein Artikel von Claudia Michels, die an den mutigen Kollegen und Zeitzeugen erinnert.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.01.2015

Es ist schon merkwürdig, dass einem auch unbeschreibbares auserzählt vorkommen kann, findet Elisabeth von Thadden. Jedenfalls hätte die Rezensentin nicht gedacht, über Auschwitz noch einmal etwas zu lesen, das sie neuerlich überrascht. Das Romanfragment Thomas Gnielkas, das jetzt erstmals gedruckt - und mit sinnfälligem Zusatzmaterial versehen - wurde, hat es geschafft, gibt von Thadden zu. Gnielka, der später als Journalist mit seinen Recherchen die Auschwitz-Prozesse anstieß, war als Berliner Gymnasiast mit seinen Schulkameraden eingezogen und in Auschwitz stationiert worden, wo er sich um Flakbatterien und Häftlinge zu kümmern hatte, fasst die Rezensentin zusammen. Gnielkas jugendlicher Ton ist nicht so stilfertig wie der eines Imre Kertész, der sich für seinen "Roman eines Schicksallosen" ebenfalls für eine naiv-adoleszente Perspektive entschied, aber gerade in seiner Stimmbrüchigkeit wirkt er berückend und authentisch, findet von Thadden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.01.2015

Das Fortleben nationalsozialistischen Denkens in den Kindern der 50er Jahre lernt Ulrich Gutmair in einem Romanfragment des Journalisten Thomas Gnielka kennen, der nach dem Krieg die Frankfurter Auschwitz-Prozesse in Gang brachte und 1965 starb. Aufklärungsarbeit auch hier, meint Gutmair und bewundert Gnielkas Blick fürs Wesentliche, die Abwesenheit von Kitsch oder Pathos in den Texten zum Frankfurter Prozess und im Romanfragment. Gnielkas lakonische und präzise Beschreibungen seiner Zeit als Luftwaffenhelfer und seiner Begegnungen mit den Zwangsarbeitern der Nazis sowie seine Psychogramme von Mitschülern und Soldaten lassen den Rezensenten erschauern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.12.2014

Rezensentin Insa Wilke schreibt recht vorsichtig über dieses Romanfragment, das der Journalist Thomas Gnielka hinterlassen hat. Gnielka ist ein wenig durch Giulio Ricciardellis Film "Im Labyrinth des Schweigens" über den Frankfurter Auschwitz-Prozess bekannt geworden - er war dem damaligen hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer bei den Recherchen zu SS-Verbrechen behilflich. In diesem Romanfragment erzählt er - fiktionalisiert, aber nicht fiktiv, wie die Rezensentin betont - von seinen Erlebnissen als Flakhelfer in Auschwitz, wohin er zusammen mit etlichen Schulkameraden in den letzten Kriegstagen hin abkommandiert wurde. Bedeutsam findet Wilke das alles für das Verständnis einer Generation, die sich selbst für etwas verwildert, aber eigentlich in Ordnung hielt. Sie spricht von literarischen Möglichkeiten und Andeutungen eines Traumas, aber so richtig rückt sie mit einem Urteil nicht heraus, und über den modischen Titel sagt sie nichts.
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