Werner Siefer, Christian Weber

Ich

Wie wir uns selbst erfinden
Cover: Ich
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783593376769
Gebunden, 307 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

"Erkenne dich selbst!", forderte einst das Orakel von Delphi. Und so sind wir auch heute noch unaufhörlich damit beschäftigt, unser wahres Selbst zu suchen. Doch die neuesten Erkenntnisse der Neurowissenschaft zeigen: Das "Ich" ist eine bloße Konstruktion. Erst unser Ich-Bewusstsein versetzt uns in die Lage, die Welt wahrzunehmen und in ihr zu handeln. Werner Siefer und Christian Weber stellen in ihrem Buch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Bewusstseinsforschung vor und zeigen, wie jetzt ein völlig neues Bild des Menschen entsteht. Eines, das uns frei macht von biografischen Zwängen und uns ermöglicht, unser Ich zu wechseln, uns ständig zu wandeln. Die hoffnungsvolle Botschaft des Buches lautet: Jeder kann sich ändern - wann immer er will!

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.04.2006

Was ist das Ich im Innersten? Die Antwort der beiden Autoren Werner Siefer und Christian Weber und ihrer Gewährsdisziplin, der Neurologie, ist dem Rezensenten nicht neu, "auch wenn die Autoren sich bemühen, sie als grundstürzend hinzustellen". Das Ich also ist wandelbar, offen und fragil. So weit so gut, findet Helmut Mayer, und begnügt sich mit diesem Band als einem "Streifzug durch die Disziplinen", der von der Anthropologie bis zur Philosophie des Geistes "eingängig von Methoden und Ergebnissen" berichtet. Dass dabei der rote Faden nicht immer sichtbar ist, hält Mayer mitunter für einen Vorteil: So geht es über "vielfältiges Terrain", erklärt er, wobei die "rhetorische Bevorzugung der Neurowissenschaft" die Darstellung nicht übermäßig eintrübt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.03.2006

Dass das Ich "nicht immer Herr im eigenen Hause" sei, ist seit Sigmund Freud nicht eben eine überraschende Einsicht, glaubt Ludger Heidbrink. Neu allerdings sind die teils beunruhigenden Fragen, die die neuronale Gehirnforschung für unser Verständnis von Willensfreiheit und Verantwortung aufwirft. Übersichtlich und "gut lesbar" bereitet dieser Band das schwierige Thema auf, so Heidbrink, allerdings scheint die beiden "vorzüglichen Wissenschaftsjournalisten" am Ende wohl Angst vor den eigenen Einsichten gepackt zu haben. Einerseits beschrieben sie ein Selbst, das in "einem zerebralen Kerker lebt" und sich die Welt als "eine Art Online-Simulation vorstellt, die erst im Kopf über Neurotransmitter und Botenstoffe ihre tatsächliche Gestalt annimmt". Andererseits aber empfehlen sie, diesen Befund nicht allzu defätistisch hinzunehmen und weiterhin selbstbestimmt das Beste aus dem Leben zu machen. Dabei, so der Rezensent seien beide Erklärungsansätze - autonomes und illusionäres Ich - durchaus vereinbar: Beide seien Beschreibungebenen für ein und denselben Sachverhalt, "so wie man das Fahren eines Autos auf den Motor oder auf das Gasgeben des Fahrers zurückführen" kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.03.2006

Einen zwiespältigen Eindruck hat Werner Siefers und Christian Webers Buch über die Frage nach der Konstitution des Ichs bei Oliver Müller hinterlassen. Beeindruckend findet er den interdisziplinären Ansatz der beiden Autoren, die sich nicht auf ein Fachgebiet versteifen, sondern die Fragen nach dem Ich, nach Identität, Selbstbild, Gedanken und Gefühlen aus verschiedenen Perspektiven beleuchten - Neurologie, Psychiatrie und Psychologie kommen dabei ebenso zum Zug wie Philosophie, Anthropologie und Kulturwissenschaften. Eine Riesenaufgabe also, die sich Siefer und Weber gestellt haben, und zunächst sieht es für Müller ganz danach aus, als ob Autoren sie auch bewältigen könnten. Allerdings muss er mit fortschreitender Lektüre feststellen, dass die Qualität des Werkes stark schwankt. Neben vorbildlichen, solide recherchierten und gut lesbaren Partien stößt er eben auch immer wieder auf Passagen, die er zusammengestoppelt und unangenehm salopp formuliert findet, und die analytische und argumentative Mängel sowie sachliche Fehler aufweisen. Die gesellschaftsanalytischen und kulturwissenschaftlichen Abschnitte über die soziale Identität etwa können Müller gar nicht überzeugen. Sein Resümee: "in vielen Teilen gelungen, nicht aber im Ganzen."
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