Magazinrundschau - Archiv

The Boston Globe

18 Presseschau-Absätze - Seite 2 von 2

Magazinrundschau vom 20.04.2010 - Boston Globe

Erfindungen sind schön und gut, meint Drake Bennett im Boston Globe, aber Nachahmungen, erklärt ihm Oded Shenkar, Professor für Management und Autor des Buchs "Copycats: How Smart Companies Use Imitation to Gain a Strategic Edge", sind mindestens genauso wichtig. "Wir mögen Imitationen als den bequemen Weg herabsetzen - vor allem verglichen mit wegweisenden Erfindungen - aber es gibt auch eine Kunst des guten Kopierens. Wissenschaftler, die die Dynamik sozialer Systeme modellieren, haben herausgefunden, dass die Frage, wie man kopiert und wann, den entscheidenden Unterschied macht zwischen demjenigen, der seine Konkurrenten überholt, und demjenigen, der als blasser, imitierender Mitläufer abgeschrieben wird. 'Es passiert nicht einfach so, man muss wissen, wie man es macht', sagt Shenkar. 'Was für Innovationen gilt, gilt auch für Imitationen: Man muss es richtig machen.'"
Stichwörter: Boston, Drake, Nachahmung

Magazinrundschau vom 02.02.2010 - Boston Globe

Chris Wright, der zur Zeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebt, nimmt an einem Wettbewerb für Gedichte über das Kamel statt. Er rechnet sich allerdings wenig Chancen aus, den als ersten Preis ausgelobten Range Rover zu gewinnen: Das Gedicht muss nämlich im Nabati-Stil verfasst sein. Nabati ist derzeit, nicht zuletzt durch die Nabati-Talent-Show "Million's Poet" ungeheuer populär. Auch die Regierung, schreibt Wright, unterstützt es finanzkräftig, weil Nabati für eine arabische Kultur steht, die viele in den modernen Emiraten vermissen. Es ist eine uralte Tradition, aber dem Breakdance ähnlicher als dem Menuett. "Es soll locker und spontan sein, in einer alltäglichen Sprache vorgetragen, gewöhnliche Dinge ansprechend. Die Regeln sind verhandelbar: Wenn es sich beim Verspeisen einer Platte al Haree gut anhört, hat man einen Treffer gelandet. Und während Nabati-Themen zwar gelegentlich zum Lyrischen tendieren - Si'dun Al Wajis 'Mein Herz ist entflammt von Ängsten' fällt einem ein - ist es doch genauso gut möglich, ein Gedicht darüber zu hören, wessen Ziegen auf wessen Territorium herumgestreunt sind. 'Nabati', sagt Ghassan Al Hassan, ein Nabati-Forscher und Jurymitglied bei 'Million's Poet', spricht die Sprache der einfachen Leute.'"

Hier ein kurzer Bericht über den Wettbewerb von Gulf News TV bei Youtube. Frauen dürfen übrigens auch mitmachen:



Magazinrundschau vom 08.12.2009 - Boston Globe

Das neue Shangri-La? Drake Bennett stellt im Boston Globe Ideas die Ideen des Yale-Politologen James C. Scott über die wilden Bergvölker Asiens vor. Sie leben in "Zomia" - nach einem vom Amsterdamer Historiker Willem van Schendel geprägtem Begriff. Gemeint sind damit die bergigen Regionen von der vietnamesisch-chinesischen Grenze über Tibet bis hin zu Afghanistan. Scott entwickelt über diese Gebiete eine Art anarchistisch inspirierter politischer Theorie Diese Völker, sagt er, haben in ihrer Abkehr von den großen Zivilisationen der Tiefebene bewusst auf zivilisatorischen Fortschritt verzichtet und eine antihierarchische Kultur ausgebildet: "In seinen spekulativsten Argumentationen sieht Scott sogar das Fehlen der Schrift bei vielen Zomia-Völkern als eine bewusste gesellschaftliche Entscheidung. Für Bauern war Schrift in erster Linie ein Instrument staatlicher Kontrolle - das Instrument, mit dem die Eliten Geld, Arbeit und Muilitärdienst von ihnen erzwingen wollten. Folglich haben diese Bauern nach ihrem Rückzug in die Berge die Schrift verworfen um zu verhindern, dass ein neuer hierarchischer Zwang in den von ihnen gebildeten Gesellschaften entstand." Hier ein längerer Artikel aus Crooked Timber über James C. Scott, hier noch einer und hier eine Kritik seines letzten Buchs, in dem er seine Ideen über "Zomia" darlegt: "The Art of not Being Governed".

Magazinrundschau vom 19.05.2009 - Boston Globe

Richard Thompson Ford, Jurist und Bürgerrechtler und einer der bekanntesten schwarzen Intellektuellen Amerikas, zieht kurz nach der Wahl des ersten schwarzen Präsidenten Bilanz zu den Fragen der Rassendiskriminierung. Rassismus ist nicht mehr das eigentliche Problem, meint Ford, sehr wohl aber die soziale Trennung, die aus dem Rassismus von einst erwuchs: "Das größte Rassenproblem liegt in der Ungleichheit, die fast zwei unterschiedliche Amerikas geschaffen hat, ein schwarzes und armes Amerika und einen wohlhabenderen, vielrassigen Mainstream... In der Isolation entwickeln die Ghettobewohner eigene Sprachmuster und Haltungen, die mögliche Arbeitgeber abschrecken und so die ökonomische Bedürftigkeit noch verschärfen. Jenseits legaler Arbeitsmöglichkeiten stolpern dann viele auf den halblegalen grauen Markt oder ins Verbrechen."

Magazinrundschau vom 20.05.2008 - Boston Globe

Elaine McArdle zitiert in der "Ideas"-Sektion zwei neue aufsehenerregende Studien zum "Gender Gap" in den Naturwissenschaften - warum gibt es so viel weniger Frauen in diesen Bereichen? Ist es allein Sexismus? Sie befragten mathematisch begabte Frauen, und "ein wichtiger Teil der Erklärung, die sie fanden, sind die Vorlieben der Frauen selbst. Wenn es um bestimmte Jobs mit mathematischem oder wissenschaftlichem Charakter geht, dann bleibt ein großer Teil der Frauen - obwohl höchst qualifiziert für diese Jobs - fern, und zwar ganz schlicht, weil sie lieber etwas anderes tun wollen."

Magazinrundschau vom 22.04.2008 - Boston Globe

Francie Latour stellt in einem ausführlichen Essay eine aufsehenerregende und unter amerikanischen Historikern bereits heftig diskutierte These eines jungen Forschers vor. Der Mann heißt Nathan Nunn (Harvard-Website), und er behauptet in einem Aufsatz im Quarterly Journal of Economics (hier als pdf), statistisch belegen zu können, dass heute jene afrikanischen Länder am ärmsten sind, die vor Jahrhunderten am stärksten unter dem Sklavenhandel gelitten hätten. Am schlimmsten habe dabei der transatlantische Sklavenhandel gewütet. "Schon heute zeigt die Forschung dass der Raub von Afrikanern durch Afrikaner bis heute tiefe ethnische Spaltungen, weit reichende Korruption und einen Kollaps staatlicher Systeme auslöst. Aber wenn tatsächlich die durch Nunn identifizierten Länder mit dem größten Sklavenexport eine Art tödlicher Dosis dieses Gifts verabreicht bekamen - und seine Studien weisen darauf hin -, dann eröffnet sich hier vielleicht auch ein Weg für eine neue Entwicklungspolitik..., die vor allem darin besteht, wirtschaftliche und politische Institutionen langfristig wieder aufzubauen."

Magazinrundschau vom 28.08.2007 - Boston Globe

Unter dem Titel "The Elegant Assassin" porträtiert Christopher Shea "die Geißel John Updikes, Toni Morrisons, Thomas Pynchons, Don DeLillos" und außerdem noch Salman Rushdies und Zadie Smith': Der neue amerikanische Großkritiker heißt James Wood, ist Engländer und für seine scharfen und gelehrten Verrisse berühmt. Er wechselt von The New Republic zum New Yorker und erhält somit Papststatus. Nun will der 41-Jährige seine negativen Energien allerdings zügeln und sich neuen Autoren zuwenden: "Wood sagt, dass er nun in größerem Maßstab auf die literarische Kultur Einfluss nehmen will, und er gesteht ein Gefühl schleichender Schalheit ein: 'Ich hatte das Gefühl, immer wieder die gleichen Autoren zu besprechen - Rushdie, Roth, Updike', sagt er in einem Telefoninterview, das seine Ferien in Martha's Vineyard unterbricht... Im New Yorker will Wood nun häufiger und kürzer schreiben (obwohl er manchmal auch ausführlicher werden will), zwölf Artikel im Jahr. 'Das impliziert eine andere Art von Buch', sagt Wood. 'Ich will Schriftsteller suchen, die ihr zweites oder drittes Buch bringen, Leute, die dem New Yorker Publikum noch unbekannt sind.'" Als Woods Hausgötter nennt Shea Saul Bellow und außerdem W.G. Sebald, Norman Rush und Alan Hollinghurst. Hier und hier und hier einige Artikel von Wood.

Magazinrundschau vom 14.06.2005 - Boston Globe

Im Wochenendmagazin des Boston Globe weist Wesley Yang auf ein Buch hin, das Michel Foucaults Artikel zur islamistischen Revolution im Iran auf englisch versammelt und interpretiert: Kevin Andersons und Janet Afarys "Foucault and the Iranian Revolution" (University of Chicago Press, mehr hier, und hier ein Auszug). Yang resümiert: "Es gibt eine lange Tradition westlicher Intellektueller, die in ferne Länder reisen, um das Hohelied dortiger Revolutionen zu singen und die in diesen Revolutionen eigene Hoffnungen erfüllt sehen. Die Ironie von Foucaults Feier der Iranischen Revolution liegt darin, dass frühere Intellektuelle das Lob von Tyrannen im Namen absoluter Wahrheiten - wie dem Marxismus, dem Humanismus, der Vernunft - sangen, die Foucault in seinem Lebenswerk überwinden wollte. Er selbst wollte dagegen den Stimmen revoltierender Randfiguren lauschen und sie durch seinen Diskurs sprechen lassen. In der Praxis machte das keinen Unterschied."