Ausgerechnet jetzt, wo der Herbst begonnen hat und alle arbeiten - oder wenigstens wählen - gehen sollen, singt
Culturas, das Kulturmagazin der katalanischen Zeitung
La Vanguardia, dankenswerterweise einmal mehr das
Lob des Müßiggangs: Jordi Ibanez Fanes
klassifiziert die Energieleistung der großen Philosophen - "Stünden
Descartes und
Wittgenstein angesichts der gegenwärtigen akademischen Hyperaktivität nicht als
totale Schlafmützen da, die den Mund nicht aufkriegen, geschweige denn jemals all das publiziert bekämen, was man heutzutage zu publizieren hat?" Gloria Soler
untersucht die Geschichte der
Sommerfrische am Sonderfall des (katalanischen) Großbürgertums, insbesondere dessen "Kultur des Zweitwohnsitzes" in ländlicher Abgeschiedenheit, die durch zunehmende Verstädterung vor dem Verschwinden steht. Und Enric Soria
kommt mit der Bibel zu dem Ergebnis: "Wir hatten die
paradiesische Muße nicht verdient."
Passend hierzu eine ausführliche Rezension von "Memorias de mis putas tristes", dem neuen Roman von
Gabriel Garcia Marquez, in dem ein Neunzigjähriger seine Mußestunden mit der Betrachtung einer
schlafenden Schönen verbringt. Offensichtlich sehr zufrieden mit der Lektüre
lobt J. A. Masoliver Rodenas insbesondere die Melancholie,
Delikatesse und Abgeklärtheit von Autor und Erzähler. Voll des Lobes über die Sprache, Feinfühligkeit und
Erzählkunst von Altmeister Garcia Marquez zeigt sich auch der
Schriftsteller Marcelo Birmajer in seiner
Rezension für das argentinische Magazin
Radar - Birmajer rät, das kunstvolle kleine Werk keinesfalls in einer (Liebes)Nacht durchzufetzen, sondern häppchenweise zu genießen -, und selbst die "argentinische F.A.Z.", die strenge
La Nacion aus Buenos Aires,
rühmt "die lächelnde und verspielte Melancholie" des Buches. Die hymnische Besprechung aus
El Pais ist dagegen leider nicht im Netz nachzulesen.