Magazinrundschau - Archiv

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2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 12.03.2019 - livemint

Was Peter Beinart im Guardian beschreibt, ist allerdings nur die halbe Wahrheit: Universalistisch ist die Linke vielleicht bei Christen und Juden. Was die Unterdrückung von Frauen im Islam angeht, lässt sie sich dagegen oft nur allzu gern von konservativen muslimischen Führern beruhigen. Salil Tripathi erinnert daran, wie eine kleine Gruppe indischer Frauen es 1989 wagte, Salman Rushdie zu verteidigen, dessen "Satanische Verse" auch in Indien verboten worden waren. Unterstützt wurden sie dabei von zwei britischen Frauenorganisationen, den Women Against Fundamentalism (WAF) und den Southall Black Sisters (SBS). Zu letzten gehört die ehemalige Leiterin der "Gender Unit" von Amnesty International, Gita Sahgal, die auch die Doku "Hullaballoo Over The Satanic Verses" (mehr hier) gedreht hatte. "Die Kampagne für Rushdie war extrem wichtig, sagt Sahgal. 'Er war als Schriftsteller von enormer Bedeutung. Ich verschlang seine Bücher. Er erzählte die Geschichte von Indien, Pakistan, Bangladesch und Großbritannien auf eine neue Weise, die wir sofort verstanden. Er war in lokalen Kämpfen um den Antirassismus verwurzelt und führte heftige Debatten mit einigen der anspruchsvolleren jungen schwarzen Filmemacher. Alles, was er sagte, sprach sehr direkt zu mir. Er ist die große literarische Figur und der öffentliche Intellektuelle unserer Generation.' Für SBS wurde die Rushdie-Affäre zu einem bemerkenswerten Wendepunkt. Bis zur Fatwa hatte die SBS ihre schwarze, weltliche und feministische Identität als selbstverständlich angesehen. [SBS-Mitglied Pragna] Patel sagt: 'Die Affäre hat es uns ermöglicht, Verbindungen zu knüpfen, die über die Grenzen von Klasse, Ethnizität, Kaste und Religion hinaus gingen.' Als die Medien authentische Stimmen der Minderheiten verstehen wollten, sprachen Journalisten zwangsläufig mit selbsternannten Führern, die oft die fundamentalistischsten unter ihnen waren, sagt Patel. Der Betrieb arbeitete gerne mit ihnen zusammen."

Magazinrundschau vom 06.12.2016 - livemint

In einem schönen Interview spricht der britische Autor Martin Amis über das neue Buch, an dem er arbeitet, über Poesie, rhythmische Sicherheit, Handwerk und Genie  und die jüngsten politischen Entscheidungen für den Brexit, für Trump: "Ich glaube, die normalen Leute haben eine psychische Veränderung erlebt. Zum Beispiel die Schwächung der Wahrheit als Standard. Die Leute interessiert die Wahrheit nicht mehr wie früher, weil sich sich an Dinge gewöhnt haben, die nicht notwendigerweise wahr sind. ... Sie vertrauen auch nicht der Fiktion. Statt dessen vertrauen sie dieser diesig trüben wenn-es-sich-wahr-anfühlt-dann-ist-es-wahr-Wahrheit. Meiner Ansicht nach hat Trump weder Tiefblick gezeigt noch ein spezielles Verständnis für Modernität. Gelegentlich zeigt er ein unbewusstes Gespür für das, was los ist, wenn er zum Beispiel sagt: 'Ich könnte mitten auf der Fifth Avenue stehen und jemanden erschießen und würde keinen einzigen Wähler verlieren.' Also, das verrät eine Wahrheit. Er stolpert hier über etwas wahres, denn ich glaube, die Leute halten ihn nicht für echt. Und wenn sie lesen, wie er eine Schönheitskönigin angrapscht, dann ist das in Ordnung, weil sie die auch nicht für echt halten. Sie verbinden das nicht mit echten Menschen. Er ist ein Konstrukt aus dem Fernsehen."