Magazinrundschau - Archiv

Technology Review

4 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 14.06.2016 - Technology Review

Die digitale Kultur in China wirkt hochgradig paradox, schreibt Christina Larson: Auf der einen Seite boomen Apps für mobile Geräte derart, dass der Griff zum Smartphone zur Bewältigung des Alltags zumindest in den Metropolen binnen kürzester Zeit selbstverständlich wurde. Auf der anderen Seite lahmt das Internet wegen der Great Firewall of China aufs Frustrierendste, wenn es darum geht, im internationalen WWW zu surfen. "Dieser krasse Kontrast - ein Internet, das gleichermaßen dynamisch wie lethargisch ist, innovativ und lähmend, befreiend und doch straff kontrolliert - ist leichter verständlich, wenn man sich vor Augen hält, dass es sich dabei nicht notwendigerweise um Widersprüche handelt. Da es ihnen untersagt ist, Tools zu entwickeln, die freie Meinungsäußerung und Transparenz begünstigen, sind chinesische Unternehmer geradewegs gezwungen, ihre Mittel auf Dienste zu konzentrieren, die für Handel, Komfort und Unterhaltung nützlich sind. Und je erfolgreicher diese Unternehmen werden, je mehr Geld sie und ihre Investoren im Spiel haben, desto mehr zementieren sie vielleicht auch den Status Quo."

Magazinrundschau vom 29.10.2013 - Technology Review

Als der Pharmakonzern Sanofi im vergangenen Jahr das Darmkrebsmedikament Zaltrap auf den Markt brachte, geschah etwas nie dagewesenes: die Ärzte des großen New Yorker Krebszentrums Memorial Sloan-Kettering erachteten den Preis von monatlich 11.000 Dollar für zu hoch und erklärten öffentlich, es nicht verschreiben zu wollen. "Es war das erste Mal, dass sich prominente Mediziner gegen die Einführung eines hochpreisigen Krebsmedikaments aussprachen", berichtet Barry Werth. Sanofi halbierte daraufhin den Preis - allerdings nicht für die Patienten: "Der Konzern reduzierte nicht den offiziellen Preis, sondern bot Ärzten Rabatte und andere Vergünstigungen von rund fünfzig Prozent an. Sanofi zahlte also Prämien an Ärzte, die Zaltrap verschrieben. In anderen Worten: die Entscheidung zielte nicht darauf ab, die Kosten für diejenigen zu senken, die für das Medikament bezahlten, sondern Ärzte und Institutionen dazu zu verleiten, aus dem beachtlichen Aufschlag Kapital zu schlagen - so lange das Angebot gilt."
Stichwörter: Memorial, Medikamente, Werther

Magazinrundschau vom 12.06.2012 - Technology Review

Nicholas Carr verabschiedet in der Technology Review mehr oder weniger das Google-Book-Search-Projekt: Der Konzern habe sich in Prozessen aufgerieben und konzentriere sich wegen der Konkurrenz zu Facebook jetzt auf anderes. Bleibt noch Robert Darntons ehrgeiziges Konkurrenzprojekt, die Digital Public Library of America, die allerdings mit ähnlichen Copyright-Problemen zu kämpfen hat wie Google. Als Not-for-Profit-Projekt hat sie vielleicht mehr Chancen als Google, so Darnton, aber "die DPLA bleibt in vieler Hinsicht mysteriös. Niemand weiß genau, wie sie funktionieren und was sie eigentlich genau sein soll. Die Vagheit ist zum Teil gewollt. Als das Berkman Centre der Harvard Universität das Projekt lancierte, wollte es, dass die Entscheidungen in kollaborativer Weise getroffen werden und dass Dekrete von oben herab, die viele der Beteiligten befremden könnten, vermieden werden. Aber laut den DPLA-Offiziellen und den 17 Mitgliedern des Lenkungsausschusses gibt es eben auch noch eine Menge Unstimmigkeiten zwischen den Betiligten über Sinn und Zweck der Bibliothek."

Magazinrundschau vom 03.01.2012 - Technology Review

Wenn Steve Jobs einst in einem berühmten Werbespot vor Big Brother warnte, dann nur, weil er auf dessen Stelle scharf war, meint Jonathan Zittrain in der Technology Review. Die Welt der geschlossenen Apps, die er für Iphone und Ipad entwickelte und die Google für Android nachmacht, droht das offene Netz zu zerstören: "Das Ganze ist umso beunruhigender, als die Regierungen gemerkt haben, dass dieses Konzept eine Zensur viel einfacher macht. War es vorher eine Sysyphus-Arbeit, all die Bücher, Traktate und Webseiten unter Kontrolle zu halten, genügen jetzt ein paar Anordnungen an die digitalen Torhüter wie Apple oder Google, um unliebsame Inhalte zu entfernen."