9punkt - Die Debattenrundschau - Archiv

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2006 Presseschau-Absätze - Seite 6 von 201

9punkt - Die Debattenrundschau vom 16.12.2023 - Medien

Der arabische Dienst von Al Jazeera strahlt ausschließlich Hamas-Propaganda aus, schreibt der israelische Autor Hagai Dagan in der taz. Der Sender ist meist die einzige Informationsquelle der arabischen Bevölkerung: "Al Jazeera wird von Katar aus ausgestrahlt, kontrolliert und finanziert. Eine interessante Frage ist, warum Katar, ein reiches autokratisches Fürstentum, die Muslimbruderschaft und die Hamas unterstützt und sich so bemüht, Israel in der Welt zu entfremden. Wenn man diskutieren will, ob Al Jazeera geschlossen werden soll, müsste man zunächst die grundlegende Frage klären: Sollten Propagandasendungen im Rahmen der Meinungsfreiheit erlaubt sein?"

Aucb die dpa sprach zunächst von "Hamas-Kämpfern", benutzt aber jetzt den Begriff "Hamas-Terroristen", im Gegensatz zu den meisten anderen Agenturen. In der FAZ wirbt Froben Homburger, Nachrichtenchef der dpa, um Verständnis: "Selbst dieses kurze Zögern mag befremden. Auch der sachliche Schreibstil vieler dpa-Meldungen kann irritieren bei einem so monströsen Verbrechen, für dessen Schilderung Nachrichtensprache an ihre Grenzen stößt. Nachrichtenagenturen sind grundsätzlich zurückhaltend darin, Zuschreibungen zu verwenden, die ein Geschehen nicht nur einordnen, sondern bewerten. Das gilt besonders für den Beginn großer Konfliktlagen, wenn nüchterne Beschreibung mit neutralen Formulierungen im Fokus steht."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 15.12.2023 - Medien

Der Axel-Springer-Verlag hat eine Kooperation mit dem ChatGPT-Anbieter Open AI gschlossen, meldet die FAZ. Für Springer soll die Vereinbarung "achtstellige Erlöse pro Jahr" bringen. Wie genau dieser Profit zustande kommen soll, wird aus dem Artikel nicht ganz klar: "Konkret erhalten Nutzer von ChatGPT im Rahmen der Kooperation von Springer und Open AI weltweit Zugang zu ausgewählten Nachrichteninhalten von Medienmarken aus dem Hause Springer wie Bild, Welt, Politico und Business Insider. Dazu gehören auch Zusammenfassungen kostenpflichtiger Inhalte, wie Springer am Mittwoch mitteilte. Zusammen mit den Inhalten des Verlagshauses werden von ChatGPT Quellenangaben und Verweise auf die entsprechenden Internetseiten der Springer-Medien ausgespielt."
Stichwörter: ChatGPT, Axel Springer Verlag

9punkt - Die Debattenrundschau vom 08.12.2023 - Medien

Recht illusionslos und von Hoffnung auf Veränderung gänzlich frei schildert Michael Hanfeld in der FAZ den SWR-Intendanten Kai Gniffke als "Techniker der Macht". Gniffke wird nun wiedergewählt. Er hat ein SPD-Parteibuch, setzt die politisch richtigen Journalisten an die richtigen Stellen und wird sowohl von der Landespolitik in Rheinland-Pfalz (SPD), als auch in Baden-Württemberg (grün-schwarz) als pflegeleicht geschätzt: "Er kündigt an, wie sehr sich die ARD verändere, zieht den Prozess aber so in die Länge, dass Einsparungen sich ja nicht auf den von 2025 an fälligen Rundfunkbeitrag anrechnen lassen. Dass ihm 'seine' beiden Landesregierungen deshalb auf die Pelle rücken, muss Gniffke nicht fürchten. Er zeigt sich ja - siehe Personalpolitik in Mainz - erkenntlich. Im Programm tut das sein Sender - in Rheinland-Pfalz zumindest - auch. Der SWR in Mainz ist, was die journalistische Betrachtung der Landesregierung angeht, ein Streichelzoo."
Stichwörter: SWR, Gniffke, Kai, ARD

9punkt - Die Debattenrundschau vom 02.12.2023 - Medien

Viele Bilder, die wir aus dem Gaza-Streifen sehen, stammen vom katarischen Sender Al Jazeera. Aber Katar ist auch Unterstützer der Hamas, und das ist spürbar, schreibt  Mohamed Amjahid in der taz: "Al Jazeera ist pro-palästinensisch, oft gegen die alten Regime im Nahen Osten und Nordafrika gerichtet, die teilweise eng mit dem Westen kooperieren wie beim Thema Abwehr von Flüchtenden. Der Sender zeigt sich kritisch gegenüber Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, reiche Länder, zu denen Katar in direkter, teils feindseliger Konkurrenz steht. Bei Al Jazeera sucht man vergeblich Berichte zur Rolle des Emirats in der Welt oder zu seiner politischen Nähe zur Hamas."

In der SZ denkt der Kunsthistoriker Horst Bredekamp darüber nach, was die Hamas und andere Terroristen mit den Bildern von ihren brutalen Attacken erreichen wollen. Die Strategie dahinter, erklärt er, "folgt dem 2006 von Abu Bakr Naji veröffentlichten Manifest 'Die Organisation der Barbarei'. Der al-Qaida-Führer Mohammad Hasan Khalil al-Hakim, der sich wohl hinter dem Pseudonym verbarg, gab darin das Ziel aus, nicht etwa Werbung für die eigene Seite zu machen, sondern eine weltweite Fassungslosigkeit bei den Gegnern und Widersachern zu erzeugen" und den "hypostasierten Feind erstarren zu lassen. Nach dem Modell des Blickes der Medusa ist, was die Hamas produziert, ein versteinernder, petrifizierender Bildakt. Es gibt keine Gegenwehr außer dem Gebot, das Ansehen der Bilder des Terrors unter Strafe zu stellen. Im Fall von Kinderpornografie ist dies der Fall. Umso mehr muss dies für Morde, Vergewaltigungen und Geiselnahmen gelten, deren Zweck darin liegt, gesehen zu werden. Das Ansehen dieser Bilder ist Komplizenschaft."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 27.11.2023 - Medien

Völlig absurd findet es Steffen Grimberg in der taz, dass die BBC ihren Mitarbeitern untersagt hat, an einer Demo gegen Antisemitismus teilzunehmen. Wer in den "factual journalism"-Redaktionen der BBC arbeitet, "sollte nicht an öffentlichen Demonstrationen oder Zusammentreffen zu kontroversen Themen teilnehmen", heißt es in den Leitlinen, so Grimberg: Aber eine Demonstration gegen Antisemitismus als "Kontroverse" einzustufen erweise der Sachen einen "Bär*innendienst: "Die ganze Mär vom unpolitischen oder neutralen Journalismus ist ohnehin überholt (falls sie überhaupt je gestimmt hat). Gerade die Zeiten, in denen Populist*innen und Demagog*innen aller Couleur die Errungenschaften der Aufklärung wieder einreißen wollen, verlangen klare, transparente Kante. Journalist*innen sollten ihre Position offenlegen und gleichzeitig fair und ausgewogen arbeiten. Die Trennung von Bericht und Meinung hilft da schon eine ganze Menge weiter. So zu tun, als stehe man außen oder über den Dingen, ist Quatsch. Wer das von sich behauptet, ist jedenfalls keinE Journalist*in. Was vor allem in den USA namhafte Medienmenschen nicht daran hindert, sogar zu postulieren, Journalist*innen sollten besser gar nicht erst wählen gehen."

Im Tagesspiegel-Interview mit Jana Ballweber spricht die Kommunikationswissenschaftlerin Elke Grittmann über die mediale Darstellung von Geschlechterrollen und erklärt, wie Stereotype durchbrochen werden können. "Was die Quantität betrifft, mag die Darstellung und Realität in einer gewissen wechselseitigen Beziehung stehen, das sieht man am zunehmenden Anteil von Frauen in der Berichterstattung. Es gibt mehr Frauen, die in der Gesellschaft ganz unterschiedliche Rollen übernehmen, die nicht auf das Private reduziert werden wollen und dann auch nicht so dargestellt werden. Emanzipation und Gleichberechtigung in der Gesellschaft wird auch in die Redaktionen getragen, das wirkt sich auch auf die Geschlechterbilder in den Medien aus. Die konkrete Darstellung von Männern und Frauen trägt mit zu Vorstellungen gesellschaftlicher Geschlechterordnung bei, die wiederum der Orientierung dienen. Wir werden in Bildern ständig damit konfrontiert, wie Männer und Frauen 'sind', was sie tun und wie sie zu sein haben. Gleichzeitig sollten wir diese heteronormative Darstellung hinterfragen, über andere Geschlechtsidentitäten haben wir dabei noch gar nicht gesprochen."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 23.11.2023 - Medien

Sasha Filipenkos Vater wurde für das Teilen eines Links des Exilmediums Zerkalo verhaftet, schreibt in der FAZ der Historiker Felix Ackermann: "Infolge solcher physischer Verfolgung wegen der Verlinkung digitaler Inhalte löschen Millionen Menschen im östlichen Europa nachträglich ihre Fotos, Texte, Links und andere Informationen aus Instagram, Telegram und anderen Plattformen. (…) Wie nach der Niederschlagung der Proteste in Belarus im Herbst 2020 wird in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine die Fähigkeit, Elemente des eigenen digitalen Erzählens nachträglich zu löschen, existenziell bedeutsam. Die auf dem Mobiltelefon gespeicherten Daten sind nicht nur bei Rasterfahndungen in Minsk und Kontrollen an der EU-Außengrenze, sondern auch in russischen Filtrationslagern im Osten der Ukraine Grund für Festnahmen und Freilassung, Deportation oder Mord seitens staatlicher Akteure. Mitten in Europa dient Folter als Mittel, um an die Zugangsdaten zu Mobiltelefonen und Plattformen zu gelangen. Die Methoden digitaler Forensik ermöglichen es, auch mit großem zeitlichen Abstand die Spuren gelöschter Daten sichtbar zu machen."

Außerdem: Mehrere Journalistinnen und Journalisten des unabhängigen Mediums AbzasMedia wurden diese Woche vom Regime in Aserbaidschan festgenommen, berichtet Barbara Oertel in der taz: "Kritik an dem autoritären Regime Alijews, der in der Südkaukasusrepublik seit 2003 an der Macht ist, bleibt nicht folgenlos. Das bekommen vor allem Journalist*innen zu spüren. Zu den gängigen Repressionen gehören Mord, Festnahmen, Folter, Haftstrafen oder der erzwungene Gang ins Exil."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 22.11.2023 - Medien

Die Reichweite von Al Jazeera wird auf bis zu 430 Millionen Menschen geschätzt, oft ist Al Jazeera in der arabischen Welt der erste Sender vor Ort. Aber immer wieder kommen Zweifel an der Unabhängigkeit auf, nicht erst seit der Berichterstattung über die Hamas, schreibt Kira Kramer, die in der FAZ mit dem Medienforscher Asiem El Difraoui gesprochen hat: Er "hebt gewisse Verdienste des Senders hervor, betont aber zugleich dessen Ambivalenz. Al Jazeera wurde nicht nur von einem Mitglied der qatarischen Herrscherfamilie, Hamad bin Chalifa Al Thani, gegründet, sondern wird nach wie vor von der Familie Al Thani finanziert. 'Bei Al Jazeera kann man vieles machen, aber sicher nicht die Herrscherfamilie kritisieren', sagt El Difraoui. Die qatarischen Scheichs gäben zwar nicht direkt das Programm vor, 'bestimmen aber die großen Leitlinien.' Qatar ist zugleich einer der größten Geldgeber der Hamas: Aus dem Golfemirat flossen seit 2012 etwa 1,3 Milliarden Dollar in die Palästinensergebiete, die, so betont Qatar, nicht an den militärischen Arm der Hamas gegangen seien, sondern an das Hilfswerk für Menschen in Gaza. 'Nicht abzustreiten ist eine Nähe Al Jazeeras zu den Muslimbrüdern, die eine eigene, wenn auch umstrittene Fraktion im Sender bilden', sagt El Difraoui."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 17.11.2023 - Medien

In den sozialen Netzwerken teilen gerade tausende Menschen einen Brief Osama bin Ladens von 2002 an Amerika, in dem er die Anschläge des 11. September zu rechtfertigen suchte, berichtet Kira Kramer in der FAZ (mehr im Guardian) Der Brief strotzt vor antisemitischen Parolen, mit denen bin Laden die Amerikaner vor einer drohnenden Versklavung durch kapitalistische Juden warnt: "Die vornehmlich jungen Menschen, die diese Zeilen nun feiern, tun das nicht trotz der antisemitischen Einlassungen über ein vermeintliches Finanzjudentum, das im Geheimen die Staatsgeschicke steure, wie Bin Laden behauptet, sondern genau wegen dieser. Der Knackpunkt des Briefes in ihren Augen: 9/11 sei eine Reaktion darauf gewesen, dass die USA sich mit den 'israelischen Besatzern' verbündet habe. ... Der Krieg im Nahen Osten förderte in den letzten Wochen allerlei widerwärtigen Judenhass zutage, der ganz offensichtlich nicht erst seit Anfang Oktober in den Köpfen gärt und nur darauf gewartet hat, einen Anlass zu finden, an die Oberfläche zu brechen."

Der Journalist Hubert Seipel war ein "Instrument des Kremls", und die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender, die ihn gern in ihre Talkshows eingeladen haben, hatten damit offenbar jahrzehntelang kein Problem, weil sie selbst kremlfreundlich waren, kritisiert in der FAZ Markus Wehner, Co-Autor des Buchs "Die Moskau-Connection": "Ein Beispiel für die Verflechtung: Ende 2006 durfte der russische Botschafter Wladimir Kotenjow, ein Scharfmacher Putin'scher Schule, am Sonntagabend seine Sicht über die angeblich in Deutschland grassierende Russophobie in der Talkshow 'Sabine Christiansen' verbreiten. Der russische Oppositionelle Garri Kasparow wurde aus der Sendung wieder ausgeladen, weil Kotenjow sonst nicht gekommen wäre. Dafür war 'Russland-Expertin' Gabriele Krone-Schmalz in der Sendung dabei, die mit ihren Büchern Putin und die Kreml-Politik jahrelang verharmlost hat. Talkshow-Moderatorin Christiansen war regelmäßig Gast bei den rauschenden Feiern Kotenjows, die der sogenannte Party-Botschafter in der russischen Botschaft Unter den Linden veranstaltete und bei der die Berliner Politprominenz zahlreich erschien."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 16.11.2023 - Medien

Hubert Seipels Nähe zu Putin war weder in seinen zahlreichen Talkshow-Auftritten, noch in seiner NDR-Doku "Ich, Putin - ein Porträt" oder in seinen bei Hoffmann und Campe erschienenen Büchern ein Geheimnis. Auch nach den Enthüllungen des "Cyprus Confidential"-Projekts, für das 270 Journalisten aus 69 Medienhäusern geleakte Daten aus Zypern ausgewerteten, und das der Spiegel und das ZDF jetzt publik gemacht haben, beteuert Seipel weiterhin seine journalistische Unabhängigkeit. 600.000 Euro Honorar hat Seipel 2018 laut der Recherchen von einer Briefkastenfirma erhalten, hinter der der russische Oligarch, TUI-Investor und Putin-Vertraute Alexej Mordaschow steckt (und über den der Spiegel zusätzlich ein großes Porträt bringt). Ein Vermerk lässt darauf schließen, dass es einen ähnlichen Vertrag bereits im Jahr 2013 für eine "Putin biography" gab, ist der Spiegel-Recherche zu entnehmen. Zu den Vorwürfen befragt erhält der Spiegel von Seipel ein achtseitiges Schreiben: "Der Tonfall wechselt, mal ist er aggressiv, meist selbstgerecht, an manchen Stellen wird es wirr. Es ist die lange Erwiderung auf Fragen, die Spiegel und ZDF dem Absender gestellt haben, ohne dass er diese wirklich konkret beantwortet. Stattdessen verweist der Mann vor allem auf seine Filme und Bücher, auf sein ganzes Lebenswerk, das nun keines mehr sein dürfte."

Der Verlag hat die Auslieferung inzwischen gestoppt, der NDR, für den Seipel weitere Filme, unter anderem über China drehte, will die Produktionen und rechtliche Schritte prüfen. "Beim NDR hätte man auch früher misstrauisch werden können", kommentiert Michael Hanfeld in der FAZ: "Jetzt scheint man zu ahnen, dass der Fall Seipel sich zur Relotius-Affäre der Öffentlich-Rechtlichen auswachsen könnte. Man darf gespannt sein, was der NDR herausfindet. Ein von Moskau heimlich finanziertes öffentlich-rechtliches Programm, den Fall hatten wir bislang nicht."

Auf X (ehemals Twitter) zeigt sich die Osteuropa-Historikerin Franziska Davies wenig überrascht:


"Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen sich fragen lassen, warum sie den Einflussaktionen des Putin-Regimes in der Vergangenheit nicht mehr Widerstand entgegengesetzt haben", kommentiert Clemens Wergin in der Welt: "War es Russlandnähe, Lust am Krawall, bloße Naivität oder antiwestliche Ideologie, die dazu führten, dass Moskaus Positionen in deutschen Talkshows so breiten Raum einnahmen? Es sollte jedenfalls klar sein, dass die Öffentlich-Rechtlichen nun sehr viel mehr tun müssen, als nur den Fall Seipel zu überprüfen. Genauso wie die Bundesrepublik die Russland-Connection in der deutschen Politik aufklären muss, müssen die Öffentlich-Rechtlichen die Kreml-nahen Netzwerke in ihren eigenen Häusern offenlegen."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 14.11.2023 - Medien

In den sozialen Medien werden Bilder vom Krieg in einer Zahl verbreitet, wie noch nie zuvor in der Geschichte der Medien. Das hat auch Auswirkungen auf unser Realitätsempfinden, meint im Interview mit der taz der Wissenschaftler Andrew Hoskins: "Die digitalen Kriege des 21. Jahrhunderts scheinen ungeklärt. Konflikte, die über Smartphones erlebt werden, sind offen für eine endlose Rekontextualisierung. Im aktuellen Krieg zwischen Israel und Hamas kursieren Bilder aus früheren Kriegen und sogar aus Videospielen, die zu Propagandazwecken genutzt werden. Menschen sind mit einer Mischung von Inhalten aus Vergangenheit und Gegenwart konfrontiert. Das schwächt das Vertrauen. Wir leben in einer Post-Trust-Ära, in der wir unseren Augen nicht trauen können."

Der Glaube an Falschinformationen, Verschwörungstheorien und andere Formen zweifelhafter Informationen liegt seit Jahrzehnten auf einem ähnlichen Niveau, konstatiert dagegen der Politologe Joseph E. Uscinski in der Welt: "Dies legt nahe, dass ein Großteil der Schuld, die Social-Media-Unternehmen, Internetverlagen und digitalen Medien zugeschrieben wird, unangebracht ist. Die Gründe für den nicht vorhandenen Zuwachs bedenklicher Überzeugungen dürften auf der Hand liegen. Um an ihren gebildeten Überzeugungen und Weltanschauungen festzuhalten, sind Menschen durchaus geschickt darin, Informationen zu ignorieren, an die sie nicht ohnehin zu glauben neigen. Sozialwissenschaftler bezeichnen dies als motiviertes Schlussfolgern, die meisten Menschen nennen es wohl eher Voreingenommenheit. Zudem suchen viele Menschen ihre Informationen aus Quellen, die ihnen das sagen, was sie hören wollen."
Stichwörter: Hamas