Der Musikjournalist Axel Brüggemann hat in seiner Kolumne bei
Crescendo mehrfach auf die äußerst innigen Beziehungen des Dirigenten
Teodor Currentzis zu Waldimir Putin und den ihm nahe stehenden Oligarchen, die Putins Krieg und ihn finanzieren, hingewiesen (unsere
Resümees). Currentzis ist auch Chefdirigent des
SWR-Sinfonierorchesters, und auch auf die äußerst verschlossene Kommunikationspolitik dieses aus Gebührengeldern bezahlten Senders hatte Brüggemann wiederholt hingewiesen. Nun hatte Brüggemann auch eine Kolumne im
SWR, und die ist
ihm nun abgestellt worden mit der Begründung, dass er die Gesamtleiterin des
SWR-Orchesters,
Sabrina Haane "herabgewürdigt" habe. Obwohl ihm gegenüber vorher immer beteuert worden war, dass das Orchester mit der Redaktion unter Leitung des Intendanten
Kai Gniffke nichts zu tun habe. "Das ist schon ein Skandal",
kommentiert Moritz Eggert im Blog der
Neuen Musikzeitung an die Adresse des
SWR: "Nicht nur Brüggemann, auch andere kritische Fragensteller wie zum Beispiel unser Blogger Alexander Strauch werden seit nun schon einiger Zeit bei jeder Anfrage mit kryptischen kurzen Statements abgespeist, die Kafkas 'Das Schloss' in ihrer
Hermetik und Rätselhaftigkeit nicht fernstehen. Kurzum: Kai Gniffke und auch seine Programmchefin Anke Mai wollen das exakt so. Sie
wollen nicht antworten. Sie wollen nicht, dass diese Fragen gestellt werden. Leider wäre es aber
Ihre Pflicht, darauf zu antworten, denn zu dieser notwendigen Transparenz verpflichtet Sie unser Rundfunkbeitrag."
Auch Brüggemann selbst hat sich in seiner letzten
Crescendo-Kolumne zum Verhalten des
SWR geäußert. Er erwarte von einem öffentlich-rechtlichen Sender eine transparente Kommunikation: "Beim
SWR haben wir derzeit allerdings die Situation, dass das Sinfonieorchester von einem Dirigenten geleitet wird, der
nebenbei Geld bei VTB und Gazprom verdient, der sagt: 'Wer Russland liebt, braucht Russland nicht zu fürchten' und dessen MusikerInnen bei 'musicAeterna'
deutsche Journalisten '
Faschisten' nennen (Currentzis hat sich davon nie distanziert)."
Deutschland hat eine Klassenjustiz, legt der
SZ-Journalist
Ronen Steinke in seinem
vielgelobten Buch "Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich" dar. Jochen Zenthöfer hat nachgeforscht und wirft Steinke in der
FAZ arge Verknappungen vor. So schreibe Steinke in einer
SZ-Kolumne und seinem Buch über einen Obdachlosen, er sei zu 540 Euro Strafe verurteilt worden, weil er
in einem Bahnhof geschlafen habe. "Im
SZ-Artikel bleiben zusätzliche Straftaten und weitere Ereignisse freilich unerwähnt: dass der Obdachlose eine Justizvollzugsbeamtin als 'dreckige Fotze, Nutte, Schlampe, Nazi und Schwänze lutschendes Dreckstück' bezeichnete und drohte, ihr ein
Messer in den Körper zu rammen und ihr Gesicht mit Säure zu übergießen... Die erwähnte Strafe von 540 Euro gibt es am Ende für fast
90 Straftaten, eben nicht nur Schlafen im Bahnhof."