Angela Steidele

Aufklärung

Ein Roman
Cover: Aufklärung
Insel Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783458643401
Gebunden, 603 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Leipzig im 18. Jahrhundert, in seiner glänzendsten Zeit. Von den Messen tragen die Händler nicht nur Waren, sondern auch Ideen nach ganz Europa. Johann Sebastian Bach vermisst das Universum in Tönen, unterstützt von seiner Frau, der Kammersängerin Anna Magdalena, und seiner ältesten Tochter Dorothea. Derweil erforscht das Ehepaar Gottsched die deutsche Sprache und verbreitet unermüdlich das Licht der Aufklärung. Empört über die Biografie, die Johann Christoph Gottsched nach dem frühen Tod seiner Frau Luise veröffentlicht, beschließt Dorothea Bach, ihre eigenen Erinnerungen zu Papier zu bringen. Es war doch alles ganz anders mit Voltaire, Lessing und dem jungen Goethe! Schließlich leben wir im Zeitalter des hochgelahrten Frauenzimmers! Angela Steidele zeichnet in ihrem Roman ein Porträt der Aufklärung aus Frauensicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.12.2022

Wer hat eigentlich den Text für Bachs Weihnachtsoratorium geschrieben? Rezensent Andreas Platthaus kann nach der Lektüre von Angela Steideles "Aufklärung" einen Vorschlag machen: Vielleicht war es Luise Gottsched, deren Gatten man zumindest dem Namen nach noch kennt. Sie ist eine der Protagonistinnen des aus der Perspektive von Bachs Tochter Dorothea geschriebenen Lobgesangs auf die Stadt Leipzig als Zentrum geistiger Elite, erfahren wir. Und sie habe bereits als Schriftstellerin gearbeitet. Luise, Dorothea und ihre Stiefmutter Anna Magdalena dürfen sich bei Steidele angeregt und klug unterhalten, freut sich der Rezensent, ohne, dass der Roman zu "bildungsbeflissen" daherkommt, vielmehr werde die Fabulierlust der Autorin deutlich. Und ihre Liebe zu starken Frauenfiguren, denen der Kritiker schon zu ihrer Zeit mehr Aufmerksamkeit gewünscht hätte. Dass Luise Gottsched letzten Endes nicht die Dichterin des Oratoriums gewesen sein kann, ist für Platthaus dann auch nicht mehr so wichtig. Bald ist Weihnachten und da ist das Buch allemal ein gutes Geschenk, meint er.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.11.2022

Rezensentin Kristina Maidt-Zinke liest Angela Steideles "Aufklärung" dezidiert nicht als historischen Roman, sondern als feministischen und obendrein unterhaltsamen. Die Geschichte um Bachs Tochter aus erster Ehe, Dorothea, und ihre Freundschaft zu Luise Gottsched strotzt vor Anachronismen, Schwindeleien und "kühnen Erfindungen", erkennt Maidt-Zinke  recht schnell: Steidele will hier keine Geschichte gerade rücken, sondern ihr Publikum ins Gespräch mit der Vergangenheit bringen, erklärt die Rezensentin, die sich mit Vergnügen dem Disput mit Sachsens Gelehrten stellt, aber eben auch mit einer Theaterprinzipalin, einer Musikerin und einer lebenslustigen Gräfin.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.10.2022

Als "farbenfrohes Zeitgemälde" bezeichnet Martin Oehlen Angela Steideles neuen Roman, der uns ins Leipzig des 18. Jahrhunderts, der Aufklärung, entführt. Schon häufiger hat sich die Autorin historischen Frauenbiografien gewidmet, weiß der Rezensent, hier sind es Luise Gottsched und Dorothea Bach, die beide im Schatten ihrer berühmten männlichen Verwandten stehen. Es geht ums Schreiben, ums Forschen und ums Frausein und das trotz ernster Themen stets "heiter und verspielt" und auch rhythmisch-melodisch. Trotz der Verankerung in der Vergangenheit absolut tauglich und wichtig für die Gegenwart, findet Martin Oehlen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 12.09.2022

Rezensentin Angela Gutzeit liest die angeregten Salon-Diskussionen der Aufklärung in Angela Steideles Roman mit Vergnügen. Vermittels ihrer Protagonistin, der Tochter des Thomaskantors Johann Sebastian Bach, taucht die Autorin und mit ihr die Leserin ein in die Ideenwettbewerbe des 18. Jahrhunderts in Leipzig, erklärt Gutzeit den Charme des Buches. Dass die Heldin dabei mitunter recht heutig spricht, denkt und fühlt und Steidele historisch Verbürgtes und Erdachtes munter mischt, geht für Gutzeit in Ordnung. Das Besondere ist für sie die dezidiert weibliche Perspektive auf ein von Männern dominiertes Zeitalter und Denken.