Henry Keazor

Raffaels Schule von Athen

Von der Philosphenakademie zur Hall of Fame
Cover: Raffaels Schule von Athen
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783803136954
Broschiert, 320 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Raffaels um 1510/11 gemaltes Fresko "Die Schule von Athen" in der Stanza della Segnatura des Vatikan zählt zu den berühmtesten Werken der Kunstgeschichte. Aber wieso hat es die Darstellung einer Versammlung von Philosophen über-haupt zu einer solchen Popularität gebracht? Warum wurde und wird gerade dieses Bild immer wieder diskutiert, ausgedeutet und vor allem im Laufe der Geschichte in den unterschiedlichsten Zusammenhängen, auch jenseits von Philosophie und Kunstgeschichte, rezipiert? Wieso konnte es in Kunst und Populär-kultur adaptiert und ebenso gut parodiert werden? Henry Keazor zeigt, dass es Raffael mit dem Fresko auf geniale Weise gelungen ist, die abstrakten philosophischen Disziplinen sowie ihre Geschichte und Zusammenhänge anschaulich darzustellen. Das hierfür entwickelte künstlerische Konzept erwies sich als so tragfähig, dass es bis heute erfolgreich auch auf gänzlich andere Themen und Figuren angewendet werden kann. Der Autor beleuchtet die Entstehungsbedingungen der Schule von Athen, um dann in einem verblüffenden Parcours durch die Kunstgeschichte zu führen: nach Italien, Frankreich, England, Deutschland. Und er landet am Ende bei Künstlern wie Cy Twombly oder Vereinnahmungen durch Musikvideos, Werbung, Lego und Hollywood.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.03.2021

Rezensent Michael Opitz erkennt anhand der Studie des Kunsthistorikers Henry Keazor zur Adaptionsgeschichte von Raffaels "Schule von Athen", dass die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Werk seit dem 16. Jahrhundert vor allem vereinnahmend war, ob im Sinne christlicher Echatologie oder nach popkulturellen Maßstäben (so ersetzte der Maler Casaro Platon durch Marylin Monroe). Ausführlichkeit und Akribie der Studie findet Opitz bestechend.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.03.2021

Was machen Slavoj Zizek und Martha Nussbaum in Raffaels "Schule von Athen"? Ein spanischer Ethikdozent hatte 2017 einen Nachbau aus Legosteinen mit fünfzehn zeitgenössischen Denkerinnen bei Twitter gepostet. Diese und andere spannende Informationen aus der Rezeptionsgeschichte des berühmten Werkes erhält Rezensent Ingo Arend aus diesem Buch des Heidelberger Kunsthistorikers Henry Keazor. Der Kritiker staunt über die Vielzahl an Beispielen, die Keazor zusammengetragen hat, um zu zeigen, wie KünstlerInnen sich das 1511 für Papst Julius II. entstandene Werk aneigneten. In den mit allerhand Fakten angereicherten Beispielen, in denen eine christliche Umdeutung aus dem Jahre 1550 ebenso auftaucht wie ein Plato mit Zahnspange und Mittelfinger in einem Rapvideo, erkennt Arend neben dem Ideenreichtum der RezipientInnen auch die Leidenschaft des Autors für sein Thema. Ein paar tiefergehende geisteswissenschaftliche Analysen hätte er sich dennoch gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.01.2021

Rezensent Ulrich Pfisterer lernt bei Henry Keazor die Rezeptionsgeschichte von Raffaels Fresko "Schule von Athen" in den Vatikanischen Stanzen kennen. Bis ins Heute reicht Keazors Untersuchung, die Pfisterer auch die Details der Arbeit, bis zur Frage, welchen Putz Raffael verwendete, vor Augen führt. Dass der Autor sich gegen eine Identifizierung sämtlicher Figuren auf dem Gemälde ausspricht und stattdessen die endlose Reihe der Adaptionen in Europa genau untersucht, findet Pfisterer sinnvoll. Keazors Erkundung der Wiedergänger von Raffaels Werk in Film, Comic, Werbung, Computerspielen, weckt beim Rezensenten die Frage, ob es sich hier noch um echte Auseinandersetzungen mit dem Fresko handelt oder um Verselbständigungen.
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