Johannes Nichelmann

Nachwendekinder

Die DDR, unsere Eltern und das große Schweigen
Cover: Nachwendekinder
Ullstein Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783961010349
Gebunden, 272 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Lukas erfuhr erst vor kurzem durch den Anruf eines Unbekannten, dass sein Vater für das Regime spioniert hat. Maximilian fühlt sich wie ein Einwandererkind, dessen Herkunftsland seine Identität prägte, obwohl es nicht mehr existiert. Franziska ringt noch mit der Aufarbeitung der DDR-Geschichte in ihrer Familie. Dem blinden Fleck in der Geschichte vieler ostdeutscher Familien spürt der Hörfunk-Journalist Johannes Nichelmann in vielen Begegnungen nach. Die O-Töne wirken wie ein Echolot der problematischen Erinnerungskultur, aus der sich auch die Konstellation für aktuelle gesellschaftlich-politische Schieflagen im Osten speist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.10.2019

Cornelia Geißler empfiehlt Johannes Nichelmanns Buch gegen Konflikte durch Schweigen. Wie die 1989 geborenen Kinder von ostdeutschen Eltern sich selbst und ihre Umgebung Ost wie West wahrnahmen, erfährt Geißler aus Nichelmanns mittels gründlicher Recherche gewonnen Aussagen und Erkenntnissen. Welche Rolle dabei Fremdzuschreibungen spielten und spielen, vermittelt der Band laut Geißler ebenso wie die Bedeutung der Unterrepräsentation Ostdeutscher in Politik und Wirtschaft für die Sozialisation der "Nachwendekinder". Ein erhellendes wie teils auch verstörendes Buch, findet Geißler.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2019

In einer Sammelbesprechung zur Kritik an der Wiedervereinigung rezensiert Dietmar Süss drei neue Bücher zum Thema 30 Jahre nach der historischen Wende. Sehr beeindruckt haben ihn die Porträts, die sich aus den Interviews mit vielen jungen Erwachsenen - und ihren Eltern - ergeben haben, die um 1989 herum geboren wurden. Ihre Fragen haben teilweise dramatische Antworten bekommen - etwa die über den Opa, der sich 1985 als Stasi-Mitarbeiter erschoss. Die Fragen der nachgeborenen Generation, so erfahren wir, ergaben sich dabei nicht selten aus dem Verteidigungsreflex ihrer Eltern, der einsetzte, wenn die DDR angegriffen wurde. Der von der Sensibilität des Journalisten Nichelmann sehr beeindruckte Rezensent wünscht einer solchen Aufarbeitung, die sich auf Schwarz-Weiß-Zeichnungen gar nicht erst einlässt, eine große Leserschaft.
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