Essay

Der Katechontische Imperativ

Von Daniele Dell'Agli
19.05.2021. "Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch". Hölderlin kannte weder das nihilistische Wachstum der Wirtschaft um seiner selbst willen noch den irren Glauben, in einer Welt endlicher Ressourcen unendlich verbrauchen und expandieren zu können. Sich heute auf die Assoziationsmacht von Wachstum zu berufen, entbehrt daher nicht eines sinistren Beiklangs. Versuch über Latenzzeit.
Vorbemerkung

Glücklich die Zeiten, da Poeten unverblümt eine frohe Botschaft verkünden konnten, ohne sogleich der evangelischen Anmaßung, des Größenwahns oder gar ideologischer Hintergedanken bezichtigt zu werden. Doch der späte Hölderlin würde seinem Ruf als dunkler, sperriger Dichter nicht gerecht, hätte er nicht auch in seinen meistzitierten Versen so manche Interpretationsfalle ausgelegt, über die man erst bei genauerer Lektüre stolpert. Eine aktualisierende Deutung muss ihrerseits mindestens die Frage offen lassen, ob das poetisch Verdichtete sich in eine Prosa übersetzen lässt, die Verbindlichkeit und Klarheit nicht mit Austauschbarkeit und Banalität erkauft.

I

"Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch": es ist das zeitlose Präsens, das diesem Satz seine Faszination verleiht. Im Kontext des Gedichtes verweist es zusammen mit dem syntaktisch akzentuierenden "aber" lediglich auf die unmittelbar vorangehenden Verse: Nah ist / und schwer zu fassen / der Gott - aber. Gemeint ist interlinear, wir mögen davor gerettet werden, den Gott nicht zu fassen zu kriegen. Denkbar ist allerdings auch eine Version, die vor dem Gott selbst und dessen gefährliche Nähe warnt. In beiden Fällen käme die Rettung nicht von einer höheren Instanz, wenn sie denn überhaupt käme. Die naheliegende Übersetzung: Nah und schwer zu fassen ist das Namenlose, der Abgrund. Am Abgrund aber, da wächst etwas, an das man sich klammern kann, das vor dem Absturz bewahrt, ein Strauch, ein Wort. Ende der Interpretation.

Das zeitlose Präsens indes erlaubt uns, diesen Kontext zu ignorieren. Es verleiht dem Satz in der immer wieder in Krisenperioden bemühten vulgären Lesart die Aura einer allgemeinmenschlichen Weisheit - und das ist zugleich sein Problem. Mit kosmischem Urvertrauen setzt er voraus, dass dort, wo dem Menschen Ungemach droht, in gleichsam prästabiliertem Gleichgewicht auch das passende Gegenmittel zur Hand ist. Nach zwei Jahrhunderten seitdem ausgebliebener, unterlassener, verhinderter oder schlicht unmöglicher Hilfeleistungen in historisch größter Not hat der Spruch viel von seiner Suggestionskraft verloren. Wenn aber der Erfahrungsgehalt des ontologischen Präsens schwindet, wird dessen Gültigkeit fraglich. Doch der Reihe nach.   

Die Gefahr droht nicht irgendwann, sie ist schon da. Und da, wo sie ist, macht sich  auch schon das Rettende auf den Weg. Aber das Rettende ist nicht schon per se die Rettung, es ist nur das Partizip davon, wörtlich "es nimmt daran teil", ohne sich jeweils auf die Seite des Verbs oder die des Adjektivs zu schlagen, konkret: Hilfe ist zwar unterwegs, aber noch im Entwicklungsstadium, und es ist keineswegs sicher, ob oder wann sie die Reife erreicht, in der sie ihre Wirkungsmacht entfalten oder auch nur als solche wahrgenommen werden kann. Grundsätzlicher und zeitgemäß gewendet: sind wir bereit oder auch nur in der Lage, Rettung Verheißendes überhaupt zu erkennen, wenn es irgendwo Gestalt annimmt, womöglich dort, wo man es nicht vermutet? Und sind wir davor gefeit, es an der falschen Stelle zu erkennen - in  falschen Technologien zum Beispiel oder falschen Propheten? Diese Frage darf nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts getrost mit Nein beantwortet werden.

Der präsentisch drängenden Gefahr gesellt sich eine vergleichsweise gelassene  Rettungsdynamik: sie wächst. Wachstum will Weile haben. Bäume wachsen über Jahrzehnte, Wälder über Jahrhunderte und selbst Menschen müssen zwanzig Jahre lang wachsen, um als Erwachsene den Herausforderungen des Lebens gewachsen zu sein. Und auch dann wachsen sie zwar mit den Aufgaben, aber um Gefahren abwehren zu können, müsste das erst noch wachsende Bewusstsein dafür unwahrscheinlich früh alarmiert werden. Denn Gefahren warten nicht auf optimale Bedingungen zu ihrer Bekämpfung, weder auf langsame Lernprozesse noch auf schwerfällige Mentalitätswechsel; Rettung könnte nur ein anderes Verb versprechen oder zumindest in Aussicht stellen: "Kommen". Wo Gefahr ist, kommt das Rettende auch - die Revolution, der Impfstoff, das Technische Hilfswerk. Was hingegen im Entstehen begriffen ist, bewegt sich intransitivisch, bestenfalls heliotrop auf seine Zukunft, nicht auf eine bestimmte Gefahr zu.

Wachsendes kann also schon per definitionem nicht rechtzeitig kommen, zumal es im Deutschen nicht die lateinische Verwandtschaft von crescere und creare gibt, die das Schöpferische, Kreative von Wachstumsprozessen evoziert. Retten wiederum hat schon etymologisch durch seine Verwandtschaft mit "reißen", "fortreißen" einen dramatischen Index, der nicht so recht zur organischen Gemächlichkeit von "wachsen" passen will. Die Befreiung von einer Gefahr kann nur in actu als zupackende Intervention vorgestellt werden, nicht jedoch als allmählich sich aufbauende Abwehrinstanz.

Hölderlin dürfte eine vorindustrielle, agrarromantische Konnotation von Wachstum vorgeschwebt haben, die biozyklische Metabolismen von beruhigend steter und selbstverständlicher Präsenz impliziert. Er kannte weder das nihilistische Wachstum der Wirtschaft um seiner selbst willen noch den irren Glauben, in einer Welt endlicher Ressourcen unendlich verbrauchen und expandieren zu können. Sich heute auf die Assoziationsmacht von Wachstum zu berufen, entbehrt daher nicht eines sinistren Beiklangs: zu einem Zeitpunkt, da es in all seinen Formen auf unserer Erde, von der Fertilitätsrate der Südhemisphäre bis zur Verschwendungssucht des Nordens als das Grundübel erkannt wurde, das unsere Lebensgrundlagen aufzehrt; wo also Wachstum die größte Gefahr für das Überleben der Menschheit geworden ist und jede Korrektur des ruinösen Kurses mit seinem Gegenteil beginnen muss, sollte deren Modus nicht auch als etwas Wachsendes imaginiert werden.

Nach erster Prüfung spricht demnach vieles dafür, die mittlerweile inflationär - bis hin zur Infektionsprophylaxe - gebrauchte Hölderlinsche Maxime ad acta zu legen und uns von der Wachstumsmetaphorik zu verabschieden.


II

Es brauchet aber Stiche der Fels
Und Furchen die Erd,
Unwirtbar wär es, ohne Weile;
Was aber jener tuet, der Strom,
Weiß niemand.
(Der Ister)

Aufgabe der Dichtung ist es nicht, Zukunft zu präjudizieren, auch nicht seismografisch als Frühwarnsystem, sondern den Erwartungshorizont des Unbekannten, das kraft eigener, prinzipiell nie gänzlich berechenbarer Kausalität auf uns zukommt, offen zu halten - jenseits der Komplementarität von Gefahr und Risiko, ohne wahrscheinlichkeitstheoretische Extrapolationen des Status quo und ohne Projektionsflächen für Hoffnungen und Ängste. Damit fällt der Poesie wie allgemein den Künsten die Aufgabe zu, die kulturell gut eingeübte Reduktion von Ungewissheit und Kontingenz auszugleichen, die ihrerseits das manische Bedürfnis nach Verplanung künftiger Gegenwarten erzeugt. Das widerspricht nur scheinbar der Forderung nach ökologisch weitsichtigen Langzeitfolgeabschätzungen.  

Richtig an der dramaturgischen Verklammerung von Gefahr und Rettung ist, dass Menschen erst angesichts der Gefahr begreifen, was auf dem Spiel steht und sich ernsthaft um Vorkehrungen bemühen. Doch im "angesichts" steckt das eigentliche Dilemma: welches Gesicht hat die Gefahr und ist es nicht oft zu spät, ist sie nicht schon zu nahe, wenn wir ihr von Angesicht zu Angesicht begegnen? Auf jeden Fall ist es dann zum Wachsen zu spät. Angesichts von Gefahren gibt es nur drei Optionen: flüchten, erstarren oder kämpfen. Ist die Gefahr unabwendbar, nimmt das Unglück seinen Lauf, spricht man vom Ernstfall. Heute sind wir in der historisch beispiellosen Situation, angesichts der größten Bedrohung, der sich die Menschheit je konfrontiert sah, nicht sagen zu können, wann der Ernstfall eintreten, welche Ausmaße er annehmen wird oder ob er sich nicht vielleicht längst ereignet hat. Der Mensch ist zwar bereit, einen Ernstfall als solchen anzuerkennen, wenn es ums Ganze, also ums Überleben geht, doch der Ernstfall des Klimawandels kommt für ganze Zivilisationen ungefähr so schleichend, gleichsam in Zeitlupe wie das langsame Altern eines Menschenlebens, das seinen Tod - außer in schweren krankheits- oder unfallbedingten Zwischenfällen - bis zuletzt nicht realisiert. Und warum auch, ist dieser ohnehin nicht abwendbar, allenfalls minimal aufschiebbar.

So wächst mit der Gefahr erst die Sorge, die Angst, gefolgt von der Einsicht, guten Absichten, dann von Trägheit und Fatalismus. Das Verhaltensmuster offenbart jene verhängnisvolle Tendenz, die Walter Benjamin auf die berühmte Formel brachte:  "Dass es so weitergeht, ist die Katastrophe!". Doch die Sequenz wäre unvollständig und würde das epochale Versagen der verantwortlichen Akteure nicht erklären, wenn wir sie nicht um einen eher unauffälligen Aspekt der Hölderlinschen Sentenz erweiterten: die Gefahr, die immer schon da ist, kommt nämlich nicht von außen, diese Gefahr sind wir selbst. Und nur weil wir uns unser eigenes Grab schaufeln, können wir uns auch selbst davor bewahren, darin begraben zu werden. In diesem Sinne wäre das änigmatische Echo des späten Nietzsche (1888) auf Hölderlins Verse zu verstehen: wo Gefahr ist, /  da bin ich dabei,/  da wachse ich aus der Erde.

Zurück also zum Wachstum. Was traditionell das gemächliche Entwicklungsgesetz aller Organismen bezeichnet, haben neoliberale Ökonomen, Politiker und Marktideologen übernommen um zu suggerieren, dass in der Wirtschaft erstens eine Gewalt am Werk ist, die wie alles Naturgesetzliche alternativlos ist und gegen die sich gesellschaftlich oder politisch zu stemmen töricht wäre; dass zweitens dieses naturwüchsige Geschehen linear fortschreitet, also unumkehrbar ad infinitum und ungeachtet der Volatilität des Hochfrequenzhandels, börsenbedingter Tagesschwankungen, aber auch von Konjunkturzyklen und periodischen Finanzkrisen. Unterschlagen wird dabei, dass es in der Natur nirgends unendliches Wachstum gibt, sondern alles Gewachsene früher oder später einer immanenten Zerfallslogik folgend im kontrollierten Zelltod endet. Für das unkontrollierte Wuchern kapitalistischer Profitmaximierung hingegen findet man in biologischen Systemen eine einzige Entsprechung in einer immer noch nicht verstandenen Anomalie: den Krebs. Mittlerweile gibt es keine Satellitenaufnahme unseres Planeten mehr, die nicht genau diesen Eindruck vermittelt: hier wuchert auf dem ganzen Erdball ein gigantisches Krebsgeschwür.

So gesehen kann es hilfreich sein, das Wachstumsparadigma kontraintuitiv vor seinem neoliberalistischen Missbrauch zu retten und es als kritisches Konzept wieder ins Spiel zu bringen. Was wächst, drängt sich nicht auf, will vielmehr entdeckt, behütet und gefördert werden. Das gilt für Pflanzen und mehr noch für Kinder und Adoleszenten. Ausnahmslos alle im Zeichen von Pisa und Bologna inaugurierten Neuerungen zur Gleichschaltung und Modularisierung von Studienverläufen dienen indes der marktkonformen und leistungsorientierten Disziplinierung junger Begabungen, also der Unterdrückung wertvoller Potenziale und eines Wildwuchs kreativer Diversität jenseits des Mainstreams. Sehen wir von der neuen Dimension des Generationenmissbrauchs ab - die Gehirnwäsche des Kapitals löst jene der Religionen ab -, wird genau das verhindert, was die Menschheit künftig mehr denn je braucht, wenn sie die Gefahr einer weitgehenden Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen entschärfen will. Nicht zufällig wurden die jugendlichen Proteste der letzten Jahre von einem Mädchen mit Asperger-Syndrom initiiert. Es braucht offenbar Störungen der normierten sozialen Kompetenz und einseitige, ökonomisch dysfunktionale Begabungen, um auf neue Ideen zu kommen und diese auch starrköpfig durchzusetzen. Und auch für Abweichungen von der Norm gilt: man kann sie nicht forcieren, man muss sie aber mindestens zulassen, besser noch ermutigen - und das nicht erst in den Werkstätten spleeniger Kunstprofessoren.  

III

Hoffen heißt, die Zukunft dementieren
                                            Emile Cioran

Ein letztes Mal Hölderlin: Da das Rettende ohnehin wächst, daran lässt der zeitlose Präsens keinen Zweifel, ist es sinnlos, auf dessen überraschende Epiphanie etwa in Gestalt einer bahnbrechenden Erfindung zu spekulieren. Das Rettende ist vielmehr schon da und im genauen Sinn des Partizips Teil dessen, wovon die Gefahr ausgeht, die wir selbst heraufbeschworen haben. Es ist etwas Altbekanntes und jedem Menschen Geläufiges, man muss nur kurz das ablenkende Sperrfeuer des medialen Infotainments abschalten, um es aus gebotener Distanz zu erkennen und zu benennen.

Seit Jahrzehnten wird der Mangel an substanziellen Zielen beklagt, die menschlichem Dasein einen erfüllenderen - metaphysisch belastbaren - Sinn verleihen könnten als die Aussicht auf höhere Dividenden, den Zuwachs von Konsumgütern, berufliche oder sportliche Leistungssteigerungen. Jetzt wäre das große, die ganze Menschheit verbindende Jahrhundertziel da, doch in Parlamenten und auf internationalen Konferenzen schrumpft jede noch so halbherzige Vision davon administrativ auf das Niveau technischer Problemlösungen. Dabei käme es darauf an, die Begeisterungsfähigkeit mehrerer Generationen zu mobilisieren und eine signifikante Mehrheit der Bevölkerungen darin zu vereinen. Das Projekt "Rettung des Planeten" - genaugenommen unseres Habitats, das klingt aber weniger zugkräftig - kann nur gelingen, wenn es zugleich als Rettung vor der existenziellen Sinnlosigkeit, der politischen Apathie und der um sich greifenden Depression beworben und orchestriert wird. Das wird jedoch nicht ohne substanzielle Veränderungen des politischen, juristischen und ökonomischen Gefüges moderner Gesellschaften gelingen, im Klartext: nicht ohne bedingungsloses Grundeinkommen und eine Vergemeinschaftung unserer Lebensgrundlagen: Feuer (Energie), Wasser, Erde (Boden) und Luft. Solange die elementaren Voraussetzungen unserer Existenz nicht grundgesetzlich - national ebenso wie global in der Menschenrechtscharta und in verbindlichen, sanktionsbewährten UNO-Resolutionen - vor ihrer privateigentumsrechtlichen Monopolisierung und Ausbeutung durch einige Wenige zu Lasten aller geschützt sind, wird jeder Versuch ihrer Bewahrung zum Scheitern verurteilt sein. Und nur durch ein Grundeinkommen, das diesen Namen verdient, würde die Erwerbsarbeit aufhören, überstülptes Identitätsmerkmal und würdeloser Existenzgrund zu sein, damit Menschen endlich ohne lähmende Subsistenzangst und ohne Verwertungspflicht ihrem Eigensinn und Forschergeist auf experimentellem Terrain nachgehen können.

Da es bei der Neuausrichtung unseres Naturverhältnisses um etwas geht, was es zumindest in Europa seit den Zäsuren der Pest und des Dreißigjährigen Kriegs nicht mehr gegeben hat, nämlich Rückwachstum, Rückbau, Degrowth, Minuswachstum gar - also um die Umkehrung der seit Beginn der Industrialisierung vorherrschenden Überbeanspruchung tellurischer Rohstoffe und der gesamten davon abhängenden Zivilisationsdynamik, muss vor zu hohen Erwartungen gewarnt werden. Schließlich zirkuliert die Einsicht in die Notwendigkeit dieser Metanoia seit bald 50 Jahren - seit der ersten Veröffentlichung der Grenzen des Wachstums durch den Club of Rome - in der Welt, und sie hat sich inzwischen soweit ausgebreitet, dass niemand mehr anzugeben wüsste, warum und wohin sie noch wachsen sollte. Sie hätte längst umgesetzt werden müssen, doch fast nichts ist geschehen.

Wie aussichtslos muss die Einschätzung unserer Chancen für ein Umsteuern des desaströsen Weiter so sein, wenn zahllose Zeitgenossen, darunter die meisten Künstler und Intellektuellen, sich über eine Pandemie freuen, die der Natur eine Regenerationspause verschafft und die rastlosen Effizienzoptimierer dazu anhält, im erzwungenen Slowdown über die Prioritäten ihres Lebens nachzudenken und jene Szenarien des Ausnahmezustands durchzuspielen - und zu erleiden -, die in unvorstellbar größerem Ausmaß drohen, und zwar unabhängig davon, wann die Erderwärmung ihren tipping point erreicht haben wird. Es scheint, als würde uns Corona auf eine Schubumkehr historischer Triebkräfte vorbereiten, auf den "Griff nach der Notbremse" (Benjamin) zur Rettung des Menschengeschlechts. Ob die Pandemie uns diese "revolutionäre" Geste - wie von vielen erhofft - sogar abnehmen könnte, darf  mittlerweile bezweifelt werden.

Wenn das Neue am Anthropozän dadurch definiert ist, dass anthropogene Schädigungen der Ökosysteme irreversibel werden und diese Irreversibilität geomorphologische Züge annimmt, wäre, einmal die Notbremse gezogen, für die kommenden Generationen ein katechontischer Imperativ zu formulieren: Handelt so, dass die von euch in Gang gesetzten Prozesse jederzeit wieder angehalten und die dadurch ausgelösten Veränderungen rückgängig gemacht werden können.

Und schenket das Liebste
Den Unfruchtbaren
Denn nimmer, von nun an
Taugt zum Gebrauche das Heilge.

(Einst hab ich die Muse gefragt...)

Daniele Dell'Agli