24 Weihnachtsgeschenke ohne jeden Kompromiss! Wie in den letzten Jahren haben wir auch 2023 durchsucht nach Büchern, die helfen, die Gegenwart zu verstehen. Im Grunde tut das ja jedes gute Buch, weil jedes gute Buch immer auch etwas zur Gegenwart hinzufügt oder etwas an ihr besser verständlich - oder zumindest erträglich - macht. Aber 2023 war ein besonderes Jahr. Die Krisen brauen sich zusammen wie die Gewitter in einem vom Klimawandel bestroffenen Landstrich - und der Klimawandel selber spielt natürlich auch eine Rolle: Israel, Ukraine, Russland, Iran: Manchmal liegt der Trost einzig darin, dass Bücher aufklären! Nötiger als 2023 waren sie nie.

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Hier die Bücher in zufälliger Reihenfolge

1.

China! Noch eine Gefahr für die Demokratie! Ein Buch "gerade noch zur rechten Zeit", ruft Kai Strittmaier in der SZ.




2.

Manche Leute lieben ja Soziologie. Dies Buch gibt eine Antwort auf auf Andreas Reckwitz "Gesellschaft der Singularitäten": So groß ist die Polarisierung gar nicht, wie Reckwitz behauptet. Man muss nur aufpassen, dass man nicht auf die "Triggerpunkte" tritt.
3.

Bewältigungen der Vergangenheit, hier und dort und besonders in Russland, wo sich zeigt, welche Folgen das Ausbleiben der Vergangenheitsaufarbeitung auf ein Land haben kann.
4.

Kein anderer Journalist in Deutschland setzt sich so ehrlich und streitbar mit den Zuständen im Klassikbetrieb auseinander.
5.

Am Freitag, den 13. November 2015 (vendredi 13), hatten sich in der Konzerthalle Bataclan, auf den Terrassen mehrerer Cafés und vor dem Stade de France sieben IS-Kämpfer in die Luft gesprengt. Emmanuel Carrère berichtet vom Prozess und liefert ein Bild des grausamen Geschehens, wie auch des Prozesses, der mit seinen nüchternen rechtsstaatlichen Regeln die Katharsis seiner jetzigen Lektüre erst ermöglicht.
6.

Geschichte eines jahrhundertelangen Kampfes. Verblüfft sind die Rezensenten von der Ähnlichkeit der Rhetorik von Stalin und Putin in Bezug auf die Ukraine.
7.

Wer verstehen, wie sich das Böse über Jahre in Gesellschaften einnistet, muss Tagebücher aus der Vergangenheit lesen, zum Beispiel: Etty Hillesums "Ich will die Chronistin dieser Zeit werden".
8.

Auch die Literaturgeschichte muss umgeschrieben werden. Dieser Band belegt, warum, und das äußerst unterhaltsam.
9.

Was SZ-Rezensent Lothar Müller über Sarajewo im Jugoslawien-Krieg liest, erinnert ihn an die Ukraine dreißig Jahre später. Karahsan ist kurz nach der Veröffentlichung des Romans gestorben.
10.

Der rätselhafte Vadim Baranow war Regisseur und Produzent von Reality-TV-Shows, bevor er zur grauen Eminenz von Putin wird. Ein besonderer, düsterer und sehr aktueller Roman über die Labyrinthe des Kreml.
11.

Die beiden FAZ-Redakteure erzählen, wie führende SPD-Politiker, aber nicht nur sie, Deutschland über Jahre in die Abhängigkeit von Putin führten. Ein Abgrund.
12.

Der Westen hat sich von den Oligarchen korrumpieren lassen, und jedes Land fand sein eigenes Modell. Die Briten reichen gerne Tee.
13.

Die DDR war 2023 ein großes Debattenthema. Erinnert sei an Katja Hoyers und Dirk Oschmanns DDR-Apologien. Anne Rabe spielt bei diesem Spiel nicht mit.
14.

Das Klima traktiert die Menschen seit Jahrhunderten. Aber jetzt traktieren sie es. Peter Frankopan erzählt die ganze Geschichte.
15.

Ein weiteres Debattenthema dieses Jahres: Künstliche Intelligenz. Dieses Buch ist allerdings ausschließlich für natürlich Intelligente geeignet.
16.

Wer ein Land und eine Sprache verstehen oder sich zumindest in sie einfühlen will, sollte sich mit ihren Dichtern beschäftigen. Polen lieferte in diesem Jahr einen der wenigen Hoffnungsschimmer.
17.

2023 war ein gutes Jahr für die deutsche Literatur, auch dank einiger alter weißer Männer wie Uwe Timm, Durs Grünbein, aber auch dem nicht ganz so alten Maxim Biller: Die Kritiker haben seine Familiensaga zwischen Hamburg, Odessa und Tel Aviv geliebt.
18.

Nochmal Polen: Vier Generationen, ein Jahrhundertepos. Gefeiert.
19.

Während Sarajewo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Der Krieg aus der Perspektive eines Kindes: Es ist wichtig, dieses Buch, wie das von Dzevad Karahasan zu lesen, hoffentlich nicht, um sich auf Kommendes vorzubereiten.
20.

Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi hat 2023 den Friedensnobelpreis bekommen. In ihrem Buch erzählen Frauen in iranischen Gefängnissen. Ihre Losung "Frauen Leben Freiheit" ist die schönste Losung, die eine Revolution je hatte.
21.

Am 7. Oktober 2023 wachte der israelische Soziologe Natan Sznaider in einer anderen Welt auf. Entsetzt und verzweifelt waren unzureichende Worte, um das Massaker der Hamas zu fassen. In diesem bereits vor zwanzig Jahren geführten und aktualisiert veröffentlichten Briefwechsel mit Navid Kermani haben sich die beiden Gedanken zur Situation in Israel gemacht.
22.

"Der Buchhändler aus Kabul" war ein Bestseller, zwanzig Jahre später kehrt die norwegische Journalistin Asne Seierstad erneut nach Afghanistan zurück.

23.

Auch Nature Writing ist politisch. Moore trocken zu legen, war einst ein Akt der Aufklärung, weil so die auch in Europa grassierende Malaria bekämpft wurde. Heute werden sie renaturiert. Annie Proulx plädiert in einem Essay fürs Moor und seine Kultur.
24.

In diesem Buch erfährt man, was ein "Tronie" ist: ein gemaltes Abbild ohne Vorbild, also ein auf reiner Fantasie beruhendes Porträt. Rembrandt malte Tronies, und zwar zum gleichen Zeitpunkt und in der gleichen Stadt, in der Descartes sein "Cogito ergo sum" erdachte. Charme und Schönheit der westlichen Kultur!