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Peter Handke fordert Tag der Schande

Von Thierry Chervel
29.05.2008. Peter Handke fordert im Rheinischen Merkur einen europäischen "Tag der Schande", um an die Bombardierungen Serbiens durch die Nato zu erinnern.
Gerade war Peter Handke für die Hauchzartheit seiner Prosa in der "Morawischen Nacht" vom Feuilleton wieder eingemeindet worden, da meldet er sich mit einem seiner gefürchteten Statements zum Jugoslawienkrieg zurück und fordert im heutigen Rheinischen Merkur die Ausrufung eines "Tags der Schande" in Europa: "Der 24. März 1999, an dem der rechtsbrecherische Bombenkrieg der Nato gegen Jugoslawien begann, wird für die Rechtdenkenden (an der Hand des rechts Denkenden) für alle Zeit das Datum bleiben, welches den Rückfall bedeutet in die deutsche Erbsünde, zwar unter anderen Vorzeichen als im Nationalsozialismus, aber genauso höllisch."

Am 24. März 1999 begann die Nato mit Bombardierungen Serbiens, nachdem Serbien durch die Vertreibung von Hunderttausenden Kosovaren eine neue ethnische Säuberung in Gang gesetzt hatte. Handke hat stets die serbische Position verfochten. Auch der satirische Hymnentext, den Handke für seinen "Schandtag" vorschlägt, suggeriert, dass es der Nato um eine Auslöschung Serbiens gegangen sei: "Bomben, holde Höllenfunken, Töchter aus Uranium."

Handke unterstützt mit seinem kurzen Text eine Gruppe von Serben, deren Angehörige bei einem Bombenangriff der Nato
auf eine Brücke über die Morava im Städtchen Varvarin ums Leben kamen. Sie möchten vor dem Bundesverfassungsgericht eine Entschädigung erstreiten. Hans Wallow berichtet im Rheinischen Merkur über den Prozess. Handke spricht in seinem Text von "über 1000 Bombentoten, nicht nur in Varvarin..." Die englische Wikipedia (hier) und Human Rights Watch (hier) gehen von insgesamt etwa 500 Opfern der Nato-Bombenangriffe in Serbien aus.

Die Zeitungen haben auf Handkes Text heute kaum reagiert. Nur die FAZ und die Presse (hier) brachten Meldungen. Dabei gäbe es doch Stoff zum Nachdenken. Wen oder was genau meint Handke zum Beispiel mit den "
Rechtdenkenden (an der Hand des rechts Denkenden)"?

Thierry Chervel