Magazinrundschau
Office 39
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
18.08.2009. In The Atlantic findet Jeffrey Goldberg die "Inglourious Basterds" nicht jüdisch. Im Espresso erklärt Suketu Mehta inwiefern die Bombenattentate in Bombay den Zusammenhalt der unterschiedlichen religiösen Gruppen in der Stadt gestärkt hat. Der New Yorker porträtiert Milliardär und Bürgermeister New Yorks Michael Bloomberg. Auch die Briten basteln an einem Loi Hadopi, berichtet Rue89. In Vanity Fair empfiehlt Christopher Hitchens den "Baader-Meinhof-Komplex". Der Independent beschreibt den Streep-Effekt. Im Guardian warnt Pankaj Mishra Europas Muslime vor der der säkularen intellektuellen Priesterschaft des Westens.
The Atlantic | New York Times | Espresso | New Yorker | Rue89 | Vanity Fair | Independent | Spectator | Guardian | Economist
The Atlantic (USA), 01.09.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q7/A24921/atlantic.jpg)
Espresso (Italien), 14.08.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q17/A24909/espresso.jpg)
New Yorker (USA), 24.08.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q19/A24924/ny.jpg)
Weiteres: David Sedaris beschreibt hinreißend einen Ausflug ins ländliche Australien und seine Begegnung mit einem Kookaburra, vulgo: Lachender Hans. Sasha Frere-Jones schreibt über Leonard Cohen, der gerade auf Welttournee ist: "Cohen mag über Transzendenz singen, scheint sie jedoch nie gänzlich zu billigen." Peter Schjeldahl führt durch eine Ausstellung des amerikanischen Bildhauers Augustus Saint-Gaudens im Metropolitan Museum of Art. Und David Denby sah im Kino Quentin Tarantinos "Inglorious Basterds" (den er einfach "lächerlich" findet) und Nora Ephrons Komödie "Julie & Julia" mit Amy Adams und Mery Streep. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Max at Sea" von Dave Eggers und Lyrik von Deborah Digges, Stephen Dunn und Anne Carson.
Rue89 (Frankreich), 16.08.2009
In Frankreich konnte sich das so genannte Hadopi-Gesetz, das illegales Herunterladen aus dem Netz mit Sanktionen gegen die Nutzer ahnden will, bisher nicht durchsetzen. Nun meldet Rue89, dass in England ein Gesetzentwurf vorbereitet wird, der sich eng am französischen Vorstoß orientiert. Laut einem Bericht des Independent sei Wirtschaftsminister Peter Mandelson mit dessen Formulierung befasst. Netzpiraten sollen durch ihre IP-Adresse dingfest gemacht und mit einer Verlangsamung ihres Internetzugangs sowie Geldstrafen bis zu 50.000 Pfund (mehr als 58.000 Euro) bestraft werden können. Die Debatte hat bereits begonnen: Viele britische Künstler begrüßen das Gesetz, ebenso viele andere sind strikt dagegen. Für die Sängerin Lily Allen stehen die Verantwortlichen für die Probleme der Musikindustrie jedenfalls fest: "Die Netzpiraten, weil durch das illegale Runterladen kein Geld mehr für die Musiker bleibt." Pikant findet Rue89, was derweil die Times herausgefunden hat: dass Mandelson vor einer Woche im Griechenlandurlaub mit David Geffen gespeist hat - einem der einflussreichsten Musik- und Filmproduzenten der USA.
Vanity Fair (USA), 17.08.2009
"Versäumen Sie nicht die Gelegenheit, den best gemachten und antiromantischsten Action-Thriller des Jahres zu sehen", ermuntert Christopher Hitchens (nur online) die Amerikaner zum Besuch von Uli Edels Film "Der Baader-Meinhof-Komplex". Außerdem sei der Film politisch interessant, weil er mit einigen Lügen aufräumt, und aus zwei Gründen aktuell: Wegen der RAF-Symphatisanten wie Horst Mahler, die von ganz links nach ganz rechts marschiert sind. Und wegen der von Bettina Röhl veröffentlichten Stasiakten, die deutlich machen, wie stark die RAF von der DDR unterstützt wurde. "Das zeigt, kurz gesagt, dass das Baader-Meinhof-Milieu, weit davon entfernt, eine Kritik der deutschen Gesellschaft bereitzustellen, tatsächlich eine Art Petrischale war, in der die Bazillen der zwei schlimmsten Diktaturen auf deutschen Grund wuchsen, Nationalsozialismus und Stalinismus. Es ist höchste Zeit, dass die Filmindustrie aus ihren Illusionen über 'radikalen' Terrorismus herauswächst, und dieser Film ist ein bewunderswert unsentimentaler Beitrag zu dieser Aufgabe."
Für sein Waffenprogramm ist Nordkorea auf etliche Importe angewiesen, die nötigen Devisen besorgt, wie David Rose berichtet, das Office 39, eine straff organisierte, gigantische Fälscherwerkstatt, in der Banknoten, Zigaretten, Medikamente und Drogen fabriziert werden. "Laut Syung Je Park, Direktor des Asia Strategy Institute, arbeitet das Office 39, dessen Aufgabe es unter anderem ist, Kim Jong Ils milliardenschwere Bankkonten in der Schweiz und anderen über die Welt verstreute Steueroasen zu managen, mit den anderen Sektionen eng zusammen, etwa mit Office 99, das Geld eintreibt, indem es Raketen und andere Waffen verkauft, deren Entwicklung Office 39 möglich macht. Und mit Office 35, das darauf ausgerichtet ist, Südkorea zu schaden."
Für sein Waffenprogramm ist Nordkorea auf etliche Importe angewiesen, die nötigen Devisen besorgt, wie David Rose berichtet, das Office 39, eine straff organisierte, gigantische Fälscherwerkstatt, in der Banknoten, Zigaretten, Medikamente und Drogen fabriziert werden. "Laut Syung Je Park, Direktor des Asia Strategy Institute, arbeitet das Office 39, dessen Aufgabe es unter anderem ist, Kim Jong Ils milliardenschwere Bankkonten in der Schweiz und anderen über die Welt verstreute Steueroasen zu managen, mit den anderen Sektionen eng zusammen, etwa mit Office 99, das Geld eintreibt, indem es Raketen und andere Waffen verkauft, deren Entwicklung Office 39 möglich macht. Und mit Office 35, das darauf ausgerichtet ist, Südkorea zu schaden."
Independent (UK), 16.08.2009
Im Independent berichtet Jonathan Romney über den "Streep-Effect", den man auch als einen Midas-Effekt bezeichnen könnte: Jeder Film, in dem Meryl Streep mitspielt, lässt die Kassen klingeln, und zwar nicht nur die Kinokassen. Nach ihrer Rolle in dem Musical "Mamma Mia" schossen Abba wieder in die Charts. Jüngstes Beispiel: "Meryl Streeps neuester Film, 'Julie & Julia', löst in den USA einen Kochwahnsinn aus. Einzelhändler berichten über einen riesigen Boom bei Kochbüchern, Kochkursen und Le Creuset-Töpfen. Streep spielt hier die späte Julia Child, Autorin des [1961 erschienenen] Klassikers 'Mastering the Art of French Cooking'. Das Buch, das den Film inspirierte, steht nun auf Platz 2 der New-York-Times-Bestsellerliste."
Hier macht die originale Julia Child ein Omelett:
Hier macht die originale Julia Child ein Omelett:
Spectator (UK), 15.08.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q62/A24910/spectator.jpg)
Guardian (UK), 15.08.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q75/A24925/guardian.jpg)
Economist (UK), 14.08.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q14/A24926/economist.jpg)
In weiteren Artikeln geht es um sehr viel unbedeutendere Dinge wie das Verschwinden der Festnetzanschlüsse in den USA, die zunehmende Regionalförderung für Hollywood-Filme ebendort und den Einbruch des Tourismus-Geschäfts im Mittelmeerraum. Besprochen werden unter anderem eine Friedrich-Engels-Biografie, die Autobiografie der Uiguren-Vorkämpferin Rebyia Kadeer und die Oxford Geschichte der Klassischen Musik auf knapp 4.000 Seiten.
New York Times (USA), 16.08.2009
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q12/A24911/nyt.jpg)
Dana Jennings bespricht in der Buchbeilage Greg Kots Buch "Ripped - How the Wired Generation Revolutionized Music" (Auszug) über den Kampf der Musikindustrie gegen die Kids: "Der faszinierendste Teil dieses Buchs erzählt erzählt noch einmal, wie die Majors kapitalistischen Selbstmord begingen. Die Manager konnten ihre anologen Köpfe einfach nicht in die digitale Richtung drehen. Wären Industrieführer stets ihrem Misstrauen gegen die Technik gefolgt würden wir wohl noch Musik von Schellackplatten oder Wachswalzen lauschen."
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