Magazinrundschau
Übermaß an Liebe
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
30.04.2013. n+1 geht den Tonarten Hilary Mantels nach. The New Republic bewundert die chinesische Einfachheit des georgianischen Dichters Edward Thomas. Slate.fr sucht eine neue revolutionäre Klasse. Rumänische Filmregisseure werden auf der ganzen Welt geachtet, nur nicht in Rumänien, lesen wir in HVG. In The National Interest sucht Walter Laqueur vergeblich nach der vielbeschworenen Marx-Renaissance. Der New Yorker liest Bücher über den amerikanischen Drohneneinsatz. Der Guardian erleidet den Liebestod.
n+1 | Guardian | HVG | National Interest | Elet es Irodalom | New Yorker | Outlook India | Economist | New Republic | Slate.fr
n+1 (USA), 24.04.2013
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q226/A37461/n1.jpg)
Während Einsatzkräfte nach dem flüchtigen Boston-Attentäter fahndeten, dachte Benjamin Kunkel über politisch motivierte Gewalt nach. Er bekennt, dass sie ihm - zumindest in der Phantasie - nicht gänzlich fremd ist: "Die freie Verfügbarkeit, auch für Verrückte, von Sturmgewehren mit großen Magazinen und die Verbrennung fossiler Energieträger weit über die Klimaverträglichkeit hinaus hängen, wie jeder weiß, mit einem Kongress zusammen, der überwiegend von Mietlingen der Waffenlobby und Ölfirmen besetzt ist. Ich könnte den ein oder anderen Senator erwürgen, wenn ich dazu imstande wäre. Nur wäre ich das nie."
Elet es Irodalom (Ungarn), 17.04.2013
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q88/A37476/es.jpg)
New Yorker (USA), 06.05.2013
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q19/A37480/ny.jpg)
Außerdem: Nicholas Schmidle geht der Frage nach, ob man der UCK, der Befreiungsarmee des Kosovo, all die "grotesken" Kriegsverbrechen, die man ihr anlastet - vor allem das Ausweiden und den Verkauf von Organen serbischer Gefangener - auch tatsächlich wird nachweisen können; im Zentrum seiner ausführlichen Reportage steht der amerikanische Radiojournalist Michael Montgomery, der mithalf, das Massaker an 41 Kosovo-Albanern durch serbische Kräfte am 14. Mai 1999 aufzudecken. Und Emily Nussbaum stellt die zweite Staffel der TV-Serie "Veep" vor.
Outlook India (Indien), 06.05.2013
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q15/A37470/oindia199.jpg)
Ein paar wenige Texte von Ashokamitran gibt es im Archiv von Outlook India, diese Playlist versammelt Klassiker des Tamil-Kinos und "Pather Panchali" steht in voller Länge auf Youtube:
Economist (UK), 27.04.2013
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q14/A37469/eco025209.jpg)
Außerdem beobachtet der Economist den Fortschritt von 3D-Printern und blickt mit Sorge auf die global steigende Jugendarbeitslosigkeit.
New Republic (USA), 28.04.2013
Adam Kirsch stellt einige Dichter vor, von denen man hierzulande kaum je gehört hat: Georgianische Dichter allesamt, die, so T.S. Eliot einst in boshafter Stimmung, "alles streicheln, was sie anfassen". Sie liebten besonders die Natur, die sie in schwärmerischen - oft etwas zu schwärmerischen - Tönen besangen. Kirsch las jetzt ein Buch über den Dichter Edward Thomas, der zwar unter Georgianern lebte, aber selbst keiner war. Der 1917 im Ersten Weltkrieg getötete Dichter war depressiv und in vielem ein echter Modernist, meint Kirsch: "Thomas ist of ein trauriger Dichter, manchmal sogar ein selbstmitleidiger, in der großen viktorianischen Tradition des Selbstmitleids. Aber in seinen feinfühligsten Momenten weiß er, wie man Natur so beschreibt, dass ihre Heiligkeit eingefangen wird ohne sie als heilig zu beschreiben - zufrieden zu sein mit einer Erfahrung, die er nicht beherrschen oder verlängern kann. In solchen Momenten versucht Thomas gar nicht mehr, das Gedicht zu beherrschen, und er erreicht eine abklingende Einfachheit, die den Leser unwiderstehlich an chinesische Poesie erinnert. Etwas von dieser Qualität kann man sogar in einem seiner berühmtensten englischen Gedichte hören, 'Adlestrop':
The steam hissed. Someone cleared his throat.
No one left and no one came
On the bare platform. What I saw
Was Adlestrop - only the name
And willows, willow-herb, and grass,
And meadowsweet, and haycocks dry,
No whit less still and lonely fair
Than the high cloudlets in the sky.
And for that minute a blackbird sang
Close by, and round him, mistier,
Farther and farther, all the birds
Of Oxfordshire and Gloucestershire.'"
Außerdem: Cara Parks singt ein Loblied auf die Reporterin Janet Malcolm
The steam hissed. Someone cleared his throat.
No one left and no one came
On the bare platform. What I saw
Was Adlestrop - only the name
And willows, willow-herb, and grass,
And meadowsweet, and haycocks dry,
No whit less still and lonely fair
Than the high cloudlets in the sky.
And for that minute a blackbird sang
Close by, and round him, mistier,
Farther and farther, all the birds
Of Oxfordshire and Gloucestershire.'"
Außerdem: Cara Parks singt ein Loblied auf die Reporterin Janet Malcolm
Slate.fr (Frankreich), 27.04.2013
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q248/A37468/slate_fr.jpg)
"Für Wikipedia sind Frauen keine Schriftsteller wie die anderen" überschreibt Charlotte Pudlowski ihren Bericht über eine Entwicklung auf der Plattform, Autorinnen aus der Kategorie "amerikanische Schriftsteller" zu verbannen und sie in sie in eine "Untergruppe amerikanische Schriftsteller weiblichen Geschlechts" zu packen. Angeblich aus Platzgründen. Das sei nicht nur äußerst albern: "Sind Nicole Krauss, Siri Hustvedt, Jennifer Egan oder Toni Morisson etwa weniger amerikanisch, weil sie keinen Penis haben? Dieser Ausschluss von Frauen aus der Kategorie 'amerikanische Schriftsteller' hat ganz praktische Konsequenzen. Denn sucht man bei Google nach amerikanischen Autoren, ist es eben diese angeblich allgemeine, in Wahrheit jedoch höchst männliche Liste, die als erstes angezeigt wird."
Guardian (UK), 27.04.2013
"Wie kann mir dieser Antisemit nur so das Herz zerreißen?", fragt Paul Mason in einer - im Guardian eher unerwarteten - Hymne auf Richard Wagner, in der er weniger den revolutionären Impuls des "Rings" als den Humanismus und die psychologische Tiefe der späten Opern hochhält, bei den "Meistersingern", "Tristan und Isolde" oder im "Parsifal": "Die Antwort ist: Bei Wagner gibt es ein Übermaß an Liebe. Sie überkommt einen von allen Seiten und in jeder Form. Egal, was Wagner uns zu sagen glaubte, was er tatsächlich sagte, war: Liebt, wen Ihr wollt, ohne Rücksicht auf soziale Schranken, und wenn Ihr Eure Gefühle unterdrücken müsst, dann bewusst und aus höheren Gründen."
Weiteres: Andy Beckett liest gleich zwei Biografien, über Margaret Thatcher, die ihr ihre früheren Vertrauten Charles Moore und Robin Harris gewidmet haben. Viel neues Material hat er in ihnen gefunden, auch einen Hauch von Ehrlichkeit, aber - ganz wie in einem Spectator-Artikel - immer noch "eher herrschaftliches als logisches" Denken. Gemeldet wird außerdem, dass Richard Dawkins in einer Umfrage wieder zur Nummer eins unter den Weltklasse-Denkern gekürt wurde, gefolgt von dem afghanischen Ökonomen und früheren Finanzminister Ashraf Ghani auf Platz zwei und Steven Pinker auf Platz drei.
Weiteres: Andy Beckett liest gleich zwei Biografien, über Margaret Thatcher, die ihr ihre früheren Vertrauten Charles Moore und Robin Harris gewidmet haben. Viel neues Material hat er in ihnen gefunden, auch einen Hauch von Ehrlichkeit, aber - ganz wie in einem Spectator-Artikel - immer noch "eher herrschaftliches als logisches" Denken. Gemeldet wird außerdem, dass Richard Dawkins in einer Umfrage wieder zur Nummer eins unter den Weltklasse-Denkern gekürt wurde, gefolgt von dem afghanischen Ökonomen und früheren Finanzminister Ashraf Ghani auf Platz zwei und Steven Pinker auf Platz drei.
HVG (Ungarn), 17.04.2013
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q111/A37477/hvg.jpg)
National Interest (USA), 01.05.2013
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q358/A37474/nationalinterest.jpg)
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