Als "großen Unbekannten" unter den bedeutenden russischen Autoren des 19. Jahrhunderts
bezeichnet David Auerbach
Nikolai Leskow. Nach der Lektüre der ins Englischen übersetzten Texte dieses Prosaisten hält er ihn für einen Meister, allerdings nicht der Psychologie, sondern des
aufs äußerste riskanten Erzählens. Am großartigsten findet Auerbach die Erzählung "Der verzauberte Pilger", deren Held ein junger Mann namens
Iwan ist, der von seinem Weg in den Schoß der russisch-orthodoxen Kirche erzählt: "Leskow scheint es darauf angelegt zu haben, seine Figur einfach in die verrücktesten Abenteuer hineinzusetzen, die ihm nur einfallen wollten, und zu sehen, wie dieser merkwürdige Stoiker mit ihnen umgeht... In mindestens zwei Dutzend unverbundenen Episoden, manche kaum mehr als ein, zwei Seiten lang, geschieht etwa dies:
- Iwan wird zum
Kindermädchen für Frau und Kind eines Landbesitzers. Der Liebhaber der Frau bringt ihn dazu, sie und das Kind mit ihm entkommen zu lassen...
- Iwan flieht vor dem Gesetz in die Tartarische Steppe, wo ihn die Tartaren festsetzen, indem sie ihm schmerzhafte
Borsten in seine Hacken einnähen. Er verbringt da zehn Jahre, mit mehreren Frauen und Kinder, und flieht dann.
- Iwan wird von seinem Alkoholismus geheilt, und zwar durch einen mysteriösen
Magnetiseur, der ihn durch eine Folge bizarrer Alpträume begleitet.
- Ein anderer von Iwans Herren kauft ein Zigeunermädchen und hält sie in einer Hütte gefangen. Sie flieht und bittet Iwan, sie umzubringen, was er tut, allerdings fühlt er sich furchtbar schuldig und bemüht sich (vergebens), im Krieg sein Leben zu geben.
Und so geht das weiter und weiter, die ganzen 150 Seiten dieser Geschichte."