Außer Atem: Das Berlinale Blog

Berlinale 5. Tag

Von Lukas Foerster, Ekkehard Knörer
10.02.2009. Im Dienste eines neuen Republikanismus: Thomas Heises Dokumentarfilm über 1989 "Material". Nüchtern in London: Rachid Boucharebs Wettbewerbsfilm "London River". Erzählt vom Erwachsenwerden in Istanbul: Reha Erdems "Hayat Var". Führt ungeduldige Streitgespräche mit ihrer Mutter: Rebecca Millers "Pippa Lee".
Im Dienste eines neuen Republikanismus: Thomas Heises Dokumentationsfilm "Material" (Forum)

Ein junger Arbeiter tritt erst schüchtern, dann beherzt ans Mikrofon. Er redet in breitem Berlinerisch. Er berichtet über Probleme im Betrieb und über die Frustration der Belegschaft, die immer wieder vergebens versucht, auf eben diese Probleme aufmerksam zu machen, aber in den Mühlen der Verwaltung stecken bleibt. Er richtet seine Worte an die Umstehenden, und er scheint daran zu glauben, dass seine Worte etwas bewirken können.

Der Arbeiter spricht auf einer Versammlung der SED-Basis kurz vor dem Fall der Mauer. Die Wende ist schon eingeleitet, doch von den Anwesenden weiß niemand, wie es weitergehen wird. In beeindruckender Offenheit diskutieren Arbeiter und kleine Beamte über aktuelle Probleme und versuchen, gemeinsam eine Zukunft zu entwerfen, die sie vorläufig noch unter den Begriffen "Sozialismus" und "Perestroika" fassen, welche plötzlich eher Arbeitshypothesen sind als aufoktroyierte Staatsideologie.



Diese Aufnahmen von SED-internen Veranstaltungen sind Teil von Thomas Heises "Material", einem dokumentarischen Kompilationsfilm, der in unterschiedlichen Kontexten entstandene, bislang unveröffentliche Filmaufnahmen bündelt. Der Großteil dieser Aufnahmen entstand kurz vor und kurz nach dem Mauerfall. Neben den oben erwähnten Szenen sieht man unter anderem Demonstrationen auf dem Alexanderplatz, Interviews mit Strafgefangenen und ihren Wärtern, Theaterproben am Berliner Ensemble, Straßenschlachten in Berlin Kreuzberg und, vielleicht am eindrücklichsten, eine Kinovorführung, die im Chaos endet.

Der Film unternimmt in Bezug auf den Gegenstand, den er umkreist, eine wichtige Schwerpunktverlagerung. Es geht in Heises Film nicht einfach um Kapitalismus vs Sozialismus. Viel wichtiger als die Systemfrage, die im Rückblick meist alles andere zudeckt, erscheint hier ein genuin utopisches Moment, das "Material" präpariert. Die Wendezeit wird als eine kurze historische Phase konstruiert, in der eine Gesellschaft ganz grundlegend, vorbehaltlos und ergebnisoffen über sich selbst nachdenken kann. Sicherlich geht es dabei um ein demokratisches Moment, aber dieses demokratische ist eben dezidiert basisdemokratisch. Die Repräsentationsmodelle der DDR sind gescheitert, sind endgültig zusammengebrochen und noch haben sich an ihrer Stelle keine anderen Repräsentationsmodelle, zumindest keine auf gleicher Ebene, etabliert.



Diesen neuen Republikanismus charakterisiert Heises Film, und das ist angesichts aktueller Diskussionen über das Erbe der Wendejahre, wie sie sich beispielsweise an Uwe Tellkamps Roman "Der Turm" entzündeten, entscheidend, als eben gerade nicht bürgerlich geprägt. Statt dessen möchten die Menschen, die in Heises Film zu Wort kommen, die egalitären Versprechungen des Sozialismus beim Wort nehmen. Sie fordern Transparenz ein, sie möchten nicht nur wählen können, sie möchten auch und zuerst, dass man ihnen zuhört, wenn sie reden. Sie wollen keine anderen Repräsentationsmodelle, sie stellen den Gedanken der Repräsentation als Ganzes in Frage. Der Film beschreibt nicht einfach nur diesen neuen Republikanismus, er stellt sich offen in seinen Dienst, unter anderem in den Gefängnis-Szenen. Hier ist es nur die Filmkamera, die den öffentlichen Raum bis zu denjenigen erweitert, die durch den Staatsapparat von eben diesem öffentlichen Raum ausgeschlossen sind.

An einer Tatsache kommt man jedoch nicht vorbei: 2009 ist nicht 1989. Der historische Moment, den "Material" als Utopie beschreibt, ist vorbei und der Film kommt im Grunde zwanzig Jahre zu spät. Es gibt eine eindringliche Sequenz, die ein paar Jahre nach dem Mauerfall aufgenommen wurde, in welcher das Scheitern der Utopie unmittelbar im Bild erscheint. Während einer Kinovorführung seines Films "Stau - Jetzt geht's los" platziert Heise im Jahr 1992 eine Kamera in einem Kino. "Stau" ist ein Film über junge Neonazis und das besondere an der Vorführung ist, dass einige der Skinheads, die im Film auftauchen, auch im Publikum sitzen. Zunächst bleibt alles ruhig. Doch dann attackiert eine Gruppe linker Autonomer von außen das Kino. Innen spaltet sich das Publikum in zwei Lager: Die meisten Zuschauer flüchten hinter die Theke, die Skins rennen an die Fenster und nehmen den Kampf auf. Im Hintergrund flackert noch eine ganze Weile der Film weiter über die Leinwand.

Die Skins laufen auf die Kamera zu und präsentieren ihre Platzwunden, das bürgerlich/studentische Restpublikum lässt sich von den Rechtsradikalen beschimpfen und greift schließlich seinerseits den Kameramann an. Was er denn hier filme, das grenze ja an Voyeurismus. Es sind alptraumhafte Szenen, die sich da abspielen und ihre Opposition zum großen Rest des Films ist kaum zu übersehen. Was da im Kino zusammenkommt, ist eine in jeder Hinsicht defekte Öffentlichkeit, angesichts derer die scheinbare Objektivität des dokumentarischen Blicks nicht mehr aufrecht zu erhalten ist.

Man muss hinzufügen, dass die Opposition, die ich hier konstruiert habe, im Film nur bedingt angelegt ist. Der ist zunächst tatsächlich nur Materialsammlung, der assoziativ-poetische Voice-Over-Kommentar zwischen den disparaten Blöcken verbindet zwar, ordnet oder hierarchisiert aber nicht. Die unwahrscheinliche Dichte und Komplexität der einzelnen Elemente dieser Materialsammlung verlangen nach immer neuen Investitionen von Seiten des Zuschauers. Für manch einen werden die Szenen im Berliner Ensemble, die für mich nicht viel mehr zu bezeugen scheinen als Heises Faszination für die Person Fritz Marquardt, das interessanteste an dem Film sein. In anderen Worten: Schauen Sie sich "Material" an und urteilen Sie selbst!
Lukas Foerster
Thomas Heise: "Material". Dokumentarfilm. Deutschland 2009, 166 Minuten. (Alle Vorführtermine)


Nüchtern in London: Rachid Boucharebs "London River" (Wettbewerb)

Die Antwort, die Rachid Boucharebs Film "London River" auf die Frage gibt, wie man sich brennend aktuellen Themen im Film nähern kann, lautet: Von der Seite und mit möglichst großer Einfachheit. Hier wird nicht Schicksal gespielt, hier wird nicht - wie in Hans-Christian Schmids didaktischem "Storm" - jeder dokumentarische Aspekt mit Gewalt erzählförmig gemacht. "London River" erzählt eine Geschichte rund um die Bombenanschläge von London und seinem Autor und Regisseur genügen die Doku-Bilder fürs wirklich Ereignete und es genügt ihm der Zugang über genau zwei Figuren.



Die eine ist Mrs. Sommer, es spielt sie die hoch dekorierte Charakterdarstellerin Brenda Blethyn, die dabei, was zu erwarten war, charakterdarstellerisch nicht zuviel tut und auch nicht zu wenig. Mrs. Sommers sitzt, so führt der Film sie ein, in der Kirche, in die sie durch menschenleere Landschaft am Meer geht (es ist die britische Insel Guernsey, erfahren wir dann), sie sitzt am Grab ihres Mannes, der, das ist dem Grabstein abzulesen, vor vielen Jahren als Soldat im Falklandkrieg starb. Diese paar Striche, dazu einige wenige Tätigkeiten im Haus und im Garten - das reicht erst einmal, um Mrs. Sommers vors Auge und in diese Geschichte zu stellen.

Der andere Protagonist ist ein alter Mann schwarzer Hautfarbe, mit Dreadlocks und einem Stock. Sein Name, erfahren wir später, ist Ousmane (mit hoch kontrollierter Minimal-Mimik: Sotigui Kouyate). Er wird mit noch weniger Strichen gezeichnet. Im Fernsehen sehen wir, mit Mrs. Sommer, die Nachrichten vom Londoner Bombenanschlag. Mrs. Sommer ruft ihre Tochter an, die sich nicht meldet. Sie wartet weiter vergeblich, packt dann ihre Sachen und macht sich auf den Weg Richtung London. Sie ist fremd in der Großstadt und hoch irritiert, als sie feststellen muss, dass ihre Tochter in einem arabisch dominierten Viertel gelebt hat. Überhaupt, stellt sich heraus, weiß sie trotz regelmäßigen Telefonkontakts wenig über das Leben der Tochter.



Sie weiß auch das wichtigste nicht: Jane war mit Ali zusammen, dem Sohn von Ousmane, der Ali seit Jahrzehnten nicht gesehen hat, nun aber von der in Afrika lebenden Mutter seines Sohnes gebeten wird, nach ihm zu suchen. Dies ist die Ausgangssituation und man wird nicht sagen können, dass irgend eine weitere Bewegung, die die Geschichte im Fortgang macht, eine Überraschung birgt. Was für Bouchareb spricht, der von gar nichts weiter erzählen will, als von der Annäherung zweier Menschen, die sich über ihre Ängste, Sorgen und Vorurteile hinweg näher kommen.

Diese Einfachheit ist im Prinzip angenehm, ebenso wie die Nüchternheit, mit der Bouchareb auf emotionale Zudringlichkeiten weitgehend verzichtet. Darum ist "London River" ein angenehmer Film, der noch angenehmer und vielleicht sogar wirklich interessant wäre, stellte sich nicht recht bald heraus, dass das Einfache vom Schematischen hier kaum unterscheidbar ist. Insofern: Ein Film, den man gerne mehr mögen würde, als er es einem aufgrund seiner Beschränkungen erlaubt.
Ekkehard Knörer
Rachid Bouchareb: "London River". Mit Brenda Blethyn, Sotigui Kouyate, Roschdy Zem, Sami Bouajila, Bernard Blancan. Algerien, Frankreich, Großbritannien 2009, 87 Minuten. (Alle Vorführtermine)


Reha Erdems "Hayat var - My Only Sunshine" (Forum)

Hayat ist ein schüchternes Mädchen mit langem, ungekämmtem Haar. Sie spricht nicht viel, statt dessen summt sie mit Vorliebe vor sich hin, und dieses Summen begleitet den Film manchmal auch körperlos in Szenen, in denen Hayat gar nicht anwesend ist. Hayat lebt mit ihrem Vater, einem Zuhälter, und dem schwerkranken, röchelnden Großvater in einer baufälligen Hütte. Schon früh im Film findet Erhem ein Bild, das die soziale Stellung dieser Rumpffamilie charakterisiert: Hayats Vater paddelt mit seinem erbärmlich kleinen Ruderboot am gewaltigen Rumpf eines Ozeandampfers entlang. Er beliefert diesen und andere Dampfer mit Prostituierten beiderlei Geschlechts, bleibt selber aber immer ganz unten.




Was "Hayat var" dann erzählt, ist eine klassische Coming-of-age Erzählung aus der Perspektive eines morschen Ruderboots. Hayat hat ihre erste Regelblutung, raucht ihre erste Zigarette und benutzt das erste Mal Lippenstift. Die sexuelle Belästigung allerdings, die sie im Tante-Emma-Laden über sich ergehen lässt und für die sie mit ein paar Handvoll Süßigkeiten bezahlt wird, die widerfährt ihr vermutlich nicht zum ersten Mal. Und als eine der Prostituierten, die für ihren Vater arbeiten, zu Hayat sagt, dass diese ihr in ein paar Jahren die Kunden abspenstig machen wird, ahnt man, dass sie damit recht haben könnte.



Hayat ist ein türkischer Eigenname und bedeutet gleichzeitig "Leben", der Originaltitel "Hayat var" bedeutet deshalb gleichzeitig "Es gibt Leben" und "Es gibt Hayat". Auch wenn sowohl Gestaltungswille als auch Autorenhandschrift bisweilen über das Ziel hinaus schießen, ist "Hayat var" einer der interessanteren Filme im diesjährigen Forum.



Besonders ambitioniert - und gleichzeitig in einigen Passagen besonders prätentiös - ist die Tonspur: Aus Alltagsgeräuschen synthetisiert Reha Erdem einen dichten, symphonischen Klangteppich, der auf eine ähnliche Überhöhung des Dargestellten abzielt wie die fast schon sakralen Orchesterklänge, die den Festivalhit und Vorgängerfilm des Regissuers "Bes Vakit" prägten. Mit diesem Klangteppich setzt der Film ein: Das Dröhnen der Schiffshörner, das den Film leitmotivisch prägen wird, das Rauschen des Wassers, das Brutzeln der Fische im Bratfett, Hayats Singsang, das heisere, schleimige Röcheln des Großvaters, wie er in der armseligen Hütte der Familie auf dem Bett liegt. Die Bilder scheinen bisweilen ebenfalls eher musikalischen Gestaltungsprinzipien zu gehorchen als dass sie sich in den Dienst der Erzählung stellen.



Nur zögerlich formt sich dieses Zeichensystem aus affektiv aufgeladenen Bildern und Tönen zu einem Plot. Erdem löst seine Geschichte, die in vielem Rudiment bleibt, in kurze Szenen an immer wiederkehrenden Schauplätzen auf. Hayat auf der Wiese mit dem Truthahn, der Vater mit den Prostituierten im Ruderboot, Hayat mit ihrem heimlichen Verehrer am Meer. Die Logik ist eher assoziativ als narrativ. Aus Wiederholungen und kleinen Variationen konstruiert "Hayat var" eine Welt, in der wenig vorwärts geht und in der für große Erzählungen kein Platz ist.



Nicht allzu viele Fluchtwege führen aus dem Milieu heraus, das Erdems Film entwirft. Für ein Mädchen wie Hayat, die aufgrund ihrer sozialen Stigmatisierung in der Schule nicht reüssieren kann, bleibt im Grunde nur die Heirat. Hayats Mutter hat diesen Weg gewählt, nachdem sie sich von ihrem Vater getrennt hat. Manchmal besucht Hayat sie im Haus ihres neuen Mannes. Es ist wenig heimelig dort. Ein anderer, zumindest theoretisch denkbarer Ausweg öffnet sich immer mal wieder: Die Flucht. Weg aus Istanbul. In der Türkei ist eine Flucht aus dieser Stadt, die zwar nicht politisch, aber umso mehr ökonomisch das unbestrittene Zentrum darstellt, keine naheliegende Option. Genau das ist es aber, was den jungen Herumtreiber, der ein Auge auf Hayat geworfen hat und dessen Gesichtsbemalung ihn als Fenerbahce-Fan identifiziert, für Hayat interessant macht: Er ist kein Istanbuler, er stammt nicht aus der Stadt, in der Hayats Familie seit vielen Generationen lebt, die aber ein Familienmitglied nach dem anderen ins Unglück stürzt.
Lukas Förster
Reha Erdem: "Hayat var - My Only Sunshine". Mit Elit Iscan, Erdal Besikcioglu, Levend Yilmaz, Banu Fotocan, Handan Karaadam u.a. Türkei/Griechenland/Bulgarien 2008, 121 Minuten. (Alle Vorführtermine)


Rebecca Miller: "The Private Lifes of Pippa Lee" (Wettbewerb)

Pippa Lee (Robin Wright Penn) ist eine Frau mittleren bis fortgeschrittenen Alters, die mit ihrem deutlich älteren Mann Herb, einem erfolgreichen Verleger, in einer Kleinstadt eine routinierte, aber im großen und ganzen glückliche Ehe führt. Von hier bewegt sich der Film in zwei Richtungen. Zum einen in Richtung Vergangenheit: Pippa führt das Publikum durch ihre eigene Lebensgeschichte und erläutert, wie sie zu der Person wurde, die sie ist. Geboren wurde sie als Pipa Sarkassian, bei ihrer Geburt war ihr Körper von blondem Fell überzogen. Ihre Mutter, die im Krankenhaus vor dem vermeintlichen Affenbaby Reißaus nimmt, sollte eigentlich wissen, woher die Körperbehaarung stammt. Schließlich ist ihr eigener Speed-Konsum die Ursache.



Um diese Mutter und ihre Drogensucht kreist der erste und schwächste Abschnitt des Films. Etwas zu nah an gängigen Klischees a la "Desperate Housewifes" rekonstruiert Rebecca Miller eine dysfunktionale Mittelklassefamilie, die sich langsam aber sicher in ihre Bestandteile auflöst. Irgendwann hält nichts mehr Pippa zu Hause. Erst zieht sie zu ihrer lesbischen Tante, dann schlägt sie sich als Bondage-Modell durch und lebt ein wildes Hippie-Leben, dessen Exzesse der Film allerdings lediglich in einer kurzen Montagesequenz abhandelt. Irgendwann trifft sie den schon ergrauten Herb und ihr Leben nimmt eine entscheidende Wendung. Der restliche Film entscheidet dann darüber, ob es eine Wendung zum Besseren war.

Zur gleichen Zeit bewegt sich der Film in die andere Richtung, in die Zukunft. Parallel zu den Rückblenden gerät Pippas Alltag aus dem Takt, sie beginnt zu schlafwandeln, hat kleine Nervenzusammenbrüche und führt ungeduldige Streitgespräche mit ihrem Mann. Sie hat Angst, zu enden wie ihre Mutter. Miller hält souverän die Balance zwischen dramatischen und komischen Momenten, ihr Film ist äußerst sorgfältig inszeniert und unbedingt unprätentiös, manchmal vielleicht etwas zu perfekt: Leerstellen kennt das Skript keine, auf jede Aktion folgt genau eine Reaktion und insbesondere die Nebenfiguren bleiben rein instrumentell.



"The Private Lifes of Pippa Lee" ist filmästhetisch trotz einiger Spielereien (unter anderem sogar einer kurzen Animationssequenz) middle of the road und will nichts anderes sein. Insgesamt ist das sicherlich kein Film, um den man großes Aufheben machen muss. Eine kleine Überraschung in seinem Programmsegment stellt er dennoch dar. Die Filme, die im Wettbewerb außer Konkurrenz programmiert sind, werden nur zu oft ausschließlich mit Blick auf den roten Teppich ausgewählt. Auch "The Private Life..." verfügt über eine hohe Stardichte (neben Penn sind unter anderem Keanu Reeves und, in einer amüsanten Rolle, Winona Ryder mit von der Partie), aber gleichzeitig ist Millers Streifen nicht nur eine durch und durch souveräne Angelegenheit, sondern auch von einer femininen Sensibilität geprägt, wie sie im Mainstreamfilm immer noch äußerst selten anzutreffen ist.
Lukas Foerster
Rebecca Miller: "The Private Lives Of Pippa Lee". Mit Robin Wright Penn, Alan Arkin, Keanu Reeves, Maria Bello, Julianne Moore. USA 2008, 93 Minuten. (Alle Vorführtermine)