Außer Atem: Das Berlinale Blog

Uninspiriert: Alexei Germans Biopic "Dovlatov" (Wettbewerb)

Von Anja Seeliger
17.02.2018.


Das hat der arme Sergei Dowlatow nicht verdient: sein Leben als Fernsehfilm, in schlechten Kostümen und zu grellem Winterlicht, damit man die Realität von heute jenseits der Fenster nicht erkennt. Wir sehen dem Schriftsteller und seinen Freunden einige Tage im November 1971 beim Überleben zu. Alle versuchen etwas zu veröffentlichen, ihre Bilder zu zeigen, ihre Musik zu spielen. Doch immer sitzen an den entscheidenden Stellen Apparatschiks - viele Frauen darunter - die Bedingungen stellen: Schreiben Sie das um. Zeigen Sie etwas Positives. Die Geschichte braucht einen Helden.

Die Künstler, darunter Joseph Brodsky, bemühen sich redlich, aber sie können es einfach nicht. Sie treffen sich, trinken, reden, machen Witze, aber die Verzweiflung bricht immer wieder in Momenten durch. Es gibt einen sehr schönen Augenblick in diesem Film. Dowlatow ist verzweifelt, er kommt nicht weiter. Da sagt eine Frau tröstend zu ihm: Es braucht viel Mut, sich treu zu bleiben, wenn man ein Nichts ist.

Dowlatow reiste 1978 nach Amerika aus, wo er 1990, mit knapp 49 Jahren starb. Er ist heute ein überaus beliebter Schriftsteller in seiner Heimat. Er selbst hat das nie erfahren. Seine Bücher konnten in Russland erst nach seinem Tod veröffentlicht werden. Zwei, "Der Koffer" und "Der Kompromiss", waren 2009 ein kleiner Erfolg bei der deutschen Literaturkritik. Wenn der Film jemanden inspiriert, sie zu lesen, hat er sich doch gelohnt.

Dovlatov. Regie: Alexey German Jr.. Mit Milan Marić, Danila Kozlovsky, Helena Sujecka, Artur Beschastny u.a.. Russische Föderation / Polen / Serbien 2018. 126 Minuten. (Vorführtermine)