Anne Weber

Annette, ein Heldinnenepos

Cover: Annette, ein Heldinnenepos
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2020
ISBN 9783957578457
Gebunden, 208 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Was für ein Leben! Geboren 1923 in der Bretagne, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, schon als Jugendliche Mitglied der kommunistischen Résistance, Retterin zweier jüdischer Jugendlicher - wofür sie von Yad Vashem später den Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern" erhalten wird -, nach dem Krieg Neurophysiologin in Marseille, 1959 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wegen ihres Engagements auf Seiten der algerischen Unabhängigkeitsbewegung… und noch heute an Schulen ein lebendiges Beispiel für die Wichtigkeit des Ungehorsams. Anne Weber erzählt das unwahrscheinliche Leben der Anne Beaumanoir in einem biografischen Heldinnenepos. Die geschilderten Szenen werfen viele Fragen auf: Was treibt jemanden in den Widerstand? Was opfert er dafür? Wie weit darf er gehen? Was kann er erreichen?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.10.2020

Für Rezensent Alexander Cammann ist Anne Webers Versepos über die Résistance-Heldin Anne Beaumanoir ein Hoffnungsschimmer am Horizont und Triumph des Kunstwillens. So wandlungsfähig Cammann die Autorin, so außergewöhnlich der Stoff und so experimentell ihm das Buch erscheint, so abenteuerlich und "hochspannend" gestaltet sich für ihn die Lektüre. Dass die Verse sich auch noch leicht lesen lassen und Beaumanoir ganz ohne Verklärung als postheroische Heldin aus diesem Gesang aufersteht, hält Cammann für groß.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.10.2020

Anne Webers Heldinnenepos über Anne Beaumanoir hat die Nominierung für den Deutschen Buchpreis verdient, meint Rezensentin Judith von Sternburg. Die Autorin erzählt hier in Versform vom Leben der hierzulande wenig bekannten französischen Widerstandskämpferin während des Zweiten Weltkriegs. Neben der Tatsache, dass hier völlig ohne Ironie eine Heldin auftreten dürfe, scheinen der Rezensentin vor allem Webers rhythmische Verse und ihr Erzählton zu gefallen, den sie als "hehr" und oft ernsthaft trauernd, aber auch als stellenweise humorvoll beschreibt. Dass Widerstand ein allmählicher Prozess ist, lernt die Kritikerin von Webers Text. Da ist die Buchpreis-Nominierung nicht nur angemessen, sondern "würdig", schließt sie.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.08.2020

Für Rezensent Moritz Baßler gelingt Anne Weber mit ihrem Text über die französische Résistance-Aktivistin Annette Beaumanoir etwas Besonderes. Indem Weber die Form des Epos wählt, aber auf Reimzwang, festes Metrum und "historischen Muff" verzichtet, lässt sie dem Leser laut Baßler die Freiheit des lockeren Lesens und der Heldenverehrung ohne "Zwangsintimität von Annettes Subjektposition" und sich selbst die Möglichkeit, Klassiker-Zitate und historische Sachinfos einzubauen und sogar Spannung zu erzeugen. Ein weises Epos, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.06.2020

Rezensent Jörg Plath bewundert, wie Anne Weber in ihrem Buch über die 95-jährige Résistance-Veteranin Annette Beaumanoir sowohl die Form des Epos als auch die der Hagiografie unterläuft, indem sie die durchaus heldenhafte Lebensgeschichte der Beaumanoir episodisch, nicht vollständig oder auch nur psychologisch nachvollziehbar erzählt und der Mythisierung die Ironisierung gegenüberstellt, der Verehrung die Distanz. Das ist riskant, gibt Plath zu, gelingt aber durch form- und sprachspielerische Raffinesse.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.04.2020

Dieser Frau ein "Denkmal" aus Versen zu setzen, ist laut Joseph Hanimann schon eine mutige Entscheidung. Denn es geht um eine Frau, die Französin Anne Beaumanoir, die auch selbst über ihr Leben geschrieben hat ("Wir wollten das Leben ändern"). Diese selbstgestellte Aufgabe dann aber so brillant auszuführen, dem gegenüber zieht der Kritiker tief seinen Hut, ach was, auf die Knie sinkt er! Begeisterung löst bei ihm nicht nur die Lebensgeschichte der Französin aus, die Resistance, Rettung von Juden und Gefängnishaft wegen ihrer Unterstützung des algerischen Widerstands samt Flucht und mehrfachem Neubeginn hinter sich hat. Nein, es ist auch die große Sprachkunst der Autorin, die ihn bezaubert. Den Perspektivenwesel - Fernblick auf das historische Geschehen neben intimen Lebensdetails und sogar ihre eigenen sanften Vorbehalte - meistert sie vollkommen, findet der hingerissene Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.02.2020

Rezensentin Carolin Fischer hält Anne Webers Heldinnenepos über die französische Résistance-Kämpferin und Verfechterin der Unabhängigkeit Algeriens, Anne Beaumanoir, für ein gelungenes literarisches "Experiment": Das lange Prosagedicht, das zwar in Versen verfasst, aber nicht gereimt ist, wird mit seiner ungewöhnlichen Form dem ungewöhnlichen Leben dieser Frau, die von den Franzosen nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst gefeiert und dann wegen ihres Engagements für die Unabhängigkeit Algeriens ins Exil vertrieben wurde, bestens gerecht, versichert die Kritikerin. Ein einmaliger Weg, Beaumanoirs wichtigste Taten einem deutschen Publikum näherzubringen, lobt sie.