Jacqueline Boysen

Angela Merkel

Eine deutsch-deutsche Biografie
Cover: Angela Merkel
Ullstein Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783548363028
Taschenbuch, 250 Seiten, 8,64 EUR

Klappentext

Mit 12 Fotos. ''Ich bin nicht mehr so, wie ich war'', sagt Angela Merkel. Von Helmut Kohls ''Mädchen'' stieg die promovierte Physikerin zur Parteivorsitzenden der CDU auf und sprengte damit alle gängigen Karrieremuster. In der tiefsten Krise, in der ihre Partei je steckte, bewahrte die Pastorentochter aus Ostdeutschland Ruhe und wagte, gegen ihren Förderer Helmut Kohl aufzubegehren. Doch hat sie das politische Profil, um der Union wirklich ein neues Gesicht zu geben? Als die Mauer fällt, ist Angela Merkel fünfunddreißig Jahre alt. Der Schlüssel zum Verständnis ihrer Stärke und ihres politischen Antriebs liegt in einer Zeit, über die sie selbst nicht gern viele Worte verliert. Jacqueline Boysen ist die Lebensstationen der Parteivorsitzenden nachgegangen und hat politische Weggefährten und Menschen aus dem Umfeld befragt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.09.2001

Georg Paul Hefty bespricht zwei Politikerbiografien: Jacqueline Boysen habe über Angela Merkel eine "Biografie zum Kennenlernen" verfasst. Peter Köpf dagegen setze mit seinem Stoiber-Portrait auf das Vorwissen seiner Leser um Zeitgeschichte allgemein und die CDU/CSU-Parteigeschichte insbesondere - letzteres also ein Buch für Kenner der politischen Szene.
1) Jacqueline Boysen: "Angela Merkel"
Bemerkenswert findet Hefty einen Artikel von Merkel aus der "Berliner Zeitung" im Jahr 1990, den die Autorin ausgegraben hat. Darin äußert die frühere Pressesprecherin des "DA" (Demokratischen Aufbruchs) ihre Begeisterung für Ludwig Erhards Ideen der sozialen Marktwirtschaft. Bis heute, so verdeutliche Boysen, hängt Merkel eigentlich einem idealisierten Bild der sozialen Marktwirtschaft an. Hefty bezeichnet das Merkel-Portrait als sachlich und kompetent. Einer moralischen Wertung über die erstaunliche politische Karriere einer Ostdeutschen mit westdeutscher Mutter scheint sich die Verfasserin zu enthalten, liefert dafür aber jede Menge Fakten. Dennoch: "frappierend" findet Hefty die Vielzahl der Politikernamen schon, hinter denen sich Merkel in den vergangenen zehn Jahren "eingereiht" und die sie allesamt überholt hat. Egal, wie man ihren Weg "nach oben" sehen möchte, schreibt Hefty, Merkel habe ihre Chance genutzt, soviel mache die Biographie ohne jede Häme deutlich.
2) Peter Köpf: "Stoiber"
Wo Hefty Boysen sachliche Distanz gegenüber Merkel attestiert, sieht er beim Stoiber-Biographen Köpf mehr Bösartigkeit im Spiel. Auch Stoibers Stunde schlug Ende der 80er Jahre, fasst Hefty die biografischen Beschreibungen eines bayrischen Politikerlebens zusammen, als dieser nach dem Tod seines Förderers Franz-Josef Strauss aus dessen politischen Schatten treten und die politischen Geschicke der neuen Bundesrepublik zu seinen Gunsten wenden konnte. Es sei auch in dieser Partei keine Selbstverständlichkeit, kommentiert der Rezensent, Ministerpräsident Bayerns und CSU-Parteivorsitzender in einer Person zu werden. Wer von beiden - Merkel oder Stoiber - das Rennen um die Kanzlerkandidatur 2002 mache, könnten beide Bücher nicht beantworten, resümiert Hefty am Ende seiner Besprechung. Angela Merkel habe den Pluspunkt, eine Frau zu sein, dafür sei aber 13 Jahre jünger als Stoiber - und damit auch um 13 Jahre Erfahrungen ärmer.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.05.2001

Auf die Frage, ob Angela Merkel Kanzlerkandidatin wird, gibt das Buch keine Auskunft, schreibt Susanne Höll. Und nicht nur der spekulative, sondern auch der aktuellere Teil des Buches sei relativ kurz geraten (die Spendenaffäre, die Nachfolgedebatte). Ausführlicher dargelegt ist offenbar ein Vergleich Merkels mit der Rolle Erhards nach dem Rücktritt des Patriarchen Adenauer. Wenn der Vergleich auch hinke, so konzediert die Rezensentin, dass Merkel genauso wie Erhard keine typische Berufspolitikerin ist und deshalb ähnlich wie Erhard von den Unionspolitikern kritisch beäugt werde. Ausführlich, so Höll, ist auch der durchaus erstaunliche Werdegang Merkels dargestellt. Boysen schreibe kühl und fast trocken, schaffe es jedoch, eine Linie in die bekannten Bruchstücke der Biografie Merkels zu bringen. Boysen blicke mit Distanz auf das Phänomen Merkel, "ohne dieses vollständig zu enträtseln". Der Rezensentin scheint diese Herangehensweise nicht unsympathisch zu sein, zumal Boysen mit dieser Methode ihrer Ansicht nach zu einem "ausgewogenen Gesamturteil" gelangt.
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