Joachim Dolezik

Die prekäre Verbindung von Menschenrechten und Frieden.

Zur Ambivalenz des Liberalismus und der Ordnungsmuster des Völkerrechts
Cover: Die prekäre Verbindung von Menschenrechten und Frieden.
Duncker und Humblot Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783428188970
Gebunden, 320 Seiten, 89,90 EUR

Klappentext

Liberale Völkerrechtskonzeptionen hatten nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Konjunktur. Kantisch inspirierte Erwartungen auf eine liberale internationale Friedensordnung sowie ein erreichtes "Ende der Geschichte" (Fukuyama), i.e. ein ideologischer Sieg der westlichen Werte der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit - ein Ende der ideologischen (Klassen-)Kämpfe - sind jedoch im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bis auf Weiteres begraben worden. Auch wenn es spätestens seit dem Truppenabzug aus Afghanistan sowie im Hinblick auf den machtpolitischen Aufstieg Chinas wenig überzeugt, weiter unbeirrt von einem Siegeszug liberalen Denkens zu sprechen, so impliziert dies indes mitnichten die Schlussfolgerung, dass der Westen seinen Anspruch auf eine liberale Weltordnung aufgegeben hat. Der Forschungsansatz, inwieweit die Menschenrechte in einer ideologiekritischen Perspektive als Voraussetzung des Friedens gelten können, hat weiter an Berechtigung gewonnen. Eine zunehmend anthropozentrisch angereicherte internationale Rechtsordnung, die Eschatologie des Kantischen Friedensbegriffs sowie die Ambivalenz des Liberalismus, dessen Universalismusgedanke schon immer auch eine imperialistische Schlag- und Schattenseite sowie den Keim gewaltsamer Durchsetzung liberaler Ideen inkorporiert hat, sind hinsichtlich des prekären Verhältnisses von Menschenrechten und Frieden zur Disposition zu stellen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2024

Viel Wissenswertes über die Menschenrechtsproblematik hat Joachim Dolezik in diesem Buch zusammengetragen, so Rezensent Alexander Gallus. Es handelt sich, stellt Gallus klar, um Doleziks Dissertation und dementsprechend fußnotenlastig fällt das Buch auch aus. Der Autor ist weniger an Einzelfallstudien interessiert, erläutert der Rezensent, als an einer Ideengeschichte der Menschenrechte, die er zwischen universalistischen - ausgehend von Kant - und interessenspartikularistischen - ausgehend von Hobbes - Positionen aufspannt. Viel Raum gibt Dolezik Gallus zufolge den diversen Kritikern der universalistischen Position, auch die Rolle des Kapitalismus, der sich ethischen Forderungen entzieht, wird ausgearbeitet. Stellenweise geht Gallus Doleziks Abrechnung mit dem Menschenrechtsidealismus zu weit, auch die zentrale Rolle, die der Autor in seiner Argumentation Carl Schmitt einräumt, hält er für zumindest diskussionswürdig. Insgesamt dennoch ein wichtiges Buch, meint der Historiker Gallus, gerade auch für diejenigen, die die weltweite Geltung der Menschenrechte auch in Zukunft verteidigen wollen.
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