Nadine Bahrmann (Hg.), Andrea Baresel-Brand (Hg.), Gilbert Lupfer (Hg.)

Kunstfund Gurlitt

Wege der Forschung
Cover: Kunstfund Gurlitt
Walter de Gruyter Verlag, München 2020
ISBN 9783110658132
Kartoniert, 188 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

2013 wurde infolge einer Beschlagnahme der "Schwabinger Kunstfund" in den Blick der Weltöffentlichkeit katapultiert und damit der Kunsthändler Hildebrand Gurlitt (1895-1956), bei dessen Sohn Cornelius (1935-2014) sich die Werke befunden hatten. Eine Taskforce wurde gegründet, um die Herkunft der Werke aufzuklären, welche man wegen Gurlitts Tätigkeit während des Nationalsozialismus als "Raubkunst" verdächtigte. 2014 tauchten weitere Werke aus dem Besitz Gurlitts auf. Im Fokus der Provenienzrecherche zum Kunstfund stand stets die zügige Aufklärung der Herkunft einzelner Werke, nicht jedoch die Grundlagenforschung. Im Zuge der komplexen Recherchen und des Umgangs mit dem heterogenen schriftlichen Nachlass ergaben sich jedoch zahlreiche weiterführende und für die Provenienzforschung wichtige Erkenntnisse, die hier in einer Auswahl vorgestellt werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.07.2020

Rezensent Patrick Bahners ärgert sich über diesen vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste herausgegebenen Band mit Zwischenergebnissen zu Forschungen im Fall Gurlitt. Überhaupt kocht bei dem Kritiker nochmal einiges an Wut hoch, wenn er den Fall Gurlitt im Besonderen und die deutsche Restitutionspolitik im Allgemeinen Revue passieren lässt. Schon seit 1945 wurde restituiert, das meiste sei getan und nicht immer wurden private Eigentümer beraubt, schreibt er. Dass in dem Band kein Aufsatz zur Affäre selbst, also dem Umgang mit Cornelius Gurlitt und dem finanziellen Aufwand für die Taskforce, zu finden ist, empört Bahners ebenso wie die Tatsache, dass sich die Herausgeber stattdessen für "Transparenz und Selbstkritik" loben. Die vielen Einzelstudien im Band, etwa zum ehemaligen Wallraff-Richartz-Museumsdirektor Otto Förster oder zu Hildebrand Gurlitts Wirken auf dem niederländischen Kunstmarkt lassen eine Bündelung des Wissens zu Hildebrand Gurlitt vermissen, fährt der Rezensent fort. Viele Spekulationen und zu "kleine" Bilder geben ihm schließlich den Rest.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.06.2020

Mit Interesse hat Rezensent Philipp Meier den zweiten Band der Reihe "Kunstfund Gurlitt. Wege der Forschung" gelesen, in dem vor allem der Kunsthistoriker und Kunsthändler Hildebrand Gurlitt in einem "klareren" Licht erscheint. Dass jener aufgrund seiner jüdischen Großmutter zu Beginn der Nazizeit seine Anstellungen als Direktor des Zwickauer König-Albert-Museums und als Leiter des Hamburger Kunstvereins verlor, liest der Kritiker hier ebenso, wie er erfährt, wie sich Gurlitt in Frankreich zu einem der "erfolgreichsten Protagonisten" des nationalsozialistischen Kunstmarktes aufschwang.