Patrizia Bach

Passagen-Arbeit

Zeichnungen zu Walter Benjamin & "Paris-Stadtplan" zu Walter Benjamins Passagenwerk
Cover: Passagen-Arbeit
Revolver Verlag, Frankfurt am Main 2017
ISBN 9783957632692
Paperback, 264 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

Mit Texten von Kathrin Busch und Knut Ebeling. Die Publikation gibt einen Überblick über Patrizia Bachs langjährige Arbeit zu Walter Benjamins Passagen-Projekt: Ein Konvolut aus über 4000 Zitaten, die Walter Benjamin in seinem Pariser Exil-von 1927 bis zu seinem Tod 1940 - in der Bibliothèque Nationale ansammelte. Seit die Künstlerin 2012 die zugehörigen Manuskripte im Walter Benjamin Archiv, Berlin, sichtete, ließ sie ihre Einzigartigkeit nicht mehr los: Benjamins akribisch ausgeführte Blatteinteilung und die unzähligen farbigen Markierungen schienen eine weitere Bedeutung zu beinhalten, die in der bisher publizierten Ausgabe verloren geht. Ausgehend von einer bildlichen Recherche an dem Material entstand eine Arbeit auf mehreren Ebenen: Bach folgte seinen Spuren nach Paris und übersetzte seine farbigen Markierungen und Querverweise in Form einer Webseite ins Digitale. (zu finden unter www.benjamin-passagen.de) Schließlich erarbeitete die Künstlerin eine Serie von über 150 Zeichnungen, die Walter Benjamins Arbeitsweise aufgreift: Alle Zeichnungen sind miteinander verbunden. Gerade bei der Beschäftigung mit einem Werk, das so sehr dem Medium Buch und seiner Linearität entgegensteht, stellt sich die Frage, wie (und ob) eine solche wieder in Buchform zu bringen ist. Darauf antwortet Patrizia Bach mit einem Buch, das zum Blättern einlädt. Die Reihenfolge der abgebildeten Zeichnungen folgt der von Benjamins Konvoluten -gleichzeitig stehen ihnen aber all ihre möglichen Verbindungen gegenüber: Von einer Zeichnung blättert man zur beliebig nächsten, von dort wird man zu dem dazugehörigen Text geleitet, vom Text zu einer farbigen Markierung, von einer Markierung zu einer der dazu entstandenen Zeichnungen, so möglicherweise zu einem Ort in Paris und von einem Ort in Paris zu dem beiliegenden Walter-Benjamin-Paris-Stadtplan. Paris erkundete Bach dabei systematisch. In der Recherche nach Motiven für ihre Zeichnungen suchte sie all die Orte auf, die in Benjamins Zitaten vorkommen. Die Stadt so zu erkunden, ist eine Besonderheit: Drei Zeitschichten verbinden sich darin. Das heutige Paris überlagert sich mit Benjamins Zeit und der Epoche, die in den zitierten Textstellen erwähnt wird: Das Paris des 19. Jahrhunderts. Benjamin las Städte: In Passagen, Einbahnstraßen, Hinterhöfen, Straßenecken oder Schaufenstern fand er die Schichten der Geschichte auf - mit dem vorliegenden Stadtplan kann man dieser Spurenlese folgen und sich nun erstmals einen Weg durch das vielschichtige Paris von Benjamins Passagen bahnen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.09.2018

Rezensent Ralph Trommer ist der Künstlerin Patrizia Bach dankbar, dass sie sich Walter Benjamins unvollendetem "Passagenwerk" angenommen hat, denn in seinen Augen erlauben ihre Zeichnungen und Ordnungsvorschläge für das umfangreiche Fragment aus Zitaten und Kommentaren "einen tieferen Blick in Benjamins Denkgebäude". Mit ihren Bildern des heutigen Paris', zu denen sie sich von Benjamins Beschreibungen habe inspirieren lassen, aktualisiere sie sogar dessen Vorhaben, anhand der Beschreibung der Konsumwelt die Wesensart seiner Zeit zu erfassen, staunt der beeindruckte Rezensent.
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