Bücher der Saison

Sachbücher

Eine Auswahl der interessantesten, umstrittensten und meist besprochenen Bücher der Saison.
13.11.2019. Jill Lepore erzählt uns Wahrheiten über die Geschichte der USA, Jürgen Habermas blickt auf 3000 Jahre Philosophiegeschichte zurück, Volker Reinhard präsentiert uns exquisite Herrlichkeiten in Italien, Carlo Rovelli lehrt uns mit Anaximander kritisches Denken, und Wolfram Knauer erzählt die Geschichte des Jazz in Deutschland.
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Geschichte

Cover: Diese WahrheitenGeradezu bejubelt wurde Jill Lepores kritische Geschichte der Vereinigten Staaten "Die Wahrheiten" (Bestellen). Der Titel bezieht sich auf Thomas Jeffersons Präambel zur amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, nach der es zu den "offenkundigen Wahrheiten" gehört, dass alle Menschen gleich geschaffen und mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind, zu denen Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören. Den Blick fest auf diese Ideale gerichtet, erzählt Lepore die amerikanische Geschichte, die bei ihr mit Christoph Kolumbus beginnt, als Geschichte einer Nation von Einwanderern und Eroberern, Sklaven und Sklavenhaltern - einer Nation also, "die im Widerspruch zu sich selbst geboren wurde". In der FAZ bewundert Paul Ingendaay, wie gekonnt Lepore die historische und individuelle Perspektive verknüpft, Herausragendes und Alltägliches, Mächtige und Ohnmächtige. In der Zeit hält Alexander Cammann das Werk für "ein bahnbrechendes, ach was: revolutionäres Buch". Er attestiert dem 1.000-Seiten-Trumm nicht nur echte Pageturner-Qualitäten, sondern auch ein Gespür für schlagende Zahlen: "So kamen zwischen 1600 und 1800 eine Million Europäer über den Atlantik, aber zweieinhalb Millionen versklavte Afrikaner." In der FR interviewt Martin Hesse die Historikerin zu Populismus, Donald Trump und der Universalität der Menschenrechte. Nur in der SZ ist der Historiker Michael Hochgeschwender nicht ganz überzeugt und kritisiert Lepores anachronistischen Umgang mit Begriffen wie Freiheit und Gleichheit - beides sahen die meisten amerikanischen Revolutionäre sehr viel begrenzter als wir heute, meint er. Ihn überzeugt das Buch mehr als Geschichte der USA von 1865 bis heute. In der NZZ weist Alfred Defage auch auf Lepore Essay "This America" hin, in dem sie für einen liberalen Patriotismus plädiert.

Cover: Der GeneralCharles de Gaulle war ein Egomane, hochfahrend, kalt, abweisend, und, wenn es sein musste, auch skrupellos. Das ungeschönte Bild, das Johannes Willms in seiner Biografie "Der General" (Bestellen) zeichnet, belässt es nicht beim Mythos, versichern die Rezensenten, aber er zertrümmert ihn auch nicht. Willms zeigt de Gaulle eben auch in seiner Größe, als den Militär, der sich mit den deutschen Besatzern nicht arrangieren wollte, als Präsident, der Algerien in die Unabhängigkeit entließ und sich nach dem Krieg mit den Deutschen aussöhnte, und als Revolutionär, der die Fünfte Republik nach seinem Gusto formte. In der NZZ bewundert Clemens Klünemann die Souveränität, mit der Willms zum Kern des Mythos de Gaulle vordringt, zu seiner certaine idée de la France, mit der er sich an die Spitze der monarchie populaire setzte. Auch in der FR findet Wilhelm von Sternburg das Werk großartig und erkennt als große Tragik Europas, dass große Männer wie de Gaulle so veralteten Ideen wie der französischen Grandeur anhingen. In der FAZ empfiehlt Günther Nonnenmacher das Buch als elegant geschrieben und leicht zu lesen.


Philosophie

Cover: Auch eine Geschichte der PhilosophieDass Jürgen Habermas mit seinen neunzig Jahren noch einmal ein Werk schafft, das auf 1.700 Seiten dreitausend Jahre Philosophiegeschichte umspannt, lässt die Rezensenten vor Bewunderung erschauern: "Man steht sprachlos vor einer solchen Leistung, vor einer solchen Lebenskraft", schreibt etwa Arno Widmann in der FR in einer Hymne auf den Großphilosophen und sein opus magnum "Auch eine Geschichte der Philosophie" (Bestellen, derzeit nur Softcover). Habermas verfolgt systematisch, wie sich, beginnend bei den großen Metaphysikern der Antike, die Philosophie von der Religion löste, wie schließlich auch metaphysisches Denken obsolet wurde und moderne Sprach- und Kommunikationstheorien die Philosophie bestimmten. Die Rezensenten besprechen das Buch sehr eingehend und respektvoll, machen aber im Detail Einwände geltend. In der NZZ hätte sich der Tübinger Philosoph Otfried Höffe zwar mehr Athen und weniger Jerusalem, mehr Machiavelli und weniger Luther gewünscht, zeigt sich aber im Großen und Ganzen überzeugt von Habermas' Genealogie. In der Zeit bespricht der Zürcher Philosoph Michael Hampe das Vermächtnis seines Kollegen durchaus respektvoll, aber nicht unkritisch, er macht darin zu viel Teleologie aus. In der FAZ erhebt Jürgen Kaube religionskritischen Einspruch, da bei Habermas der Glaube stets ein sozial integratives Moment bleibe, feiert das Buch insgesamt aber als ein "Fest der Erkenntnisfreude." Im Dlf fasst Henning Klingen sein Gespräch mit Habermas über das Buch zusammen.

Cover: Grand Hotel AbgrundCover: Mit dem Bestseller-Erfolg seines Vortrags "Aspekte des neuen Rechtsradikalismus" von 1967 hatte Theodor W. Adorno in diesem Sommer für eine gewisse Überraschung gesorgt, dann aber auch wieder nicht. Natürlich ist die Kritische Theorie mit ihren Analysen zu Totalitarismus und autoritärem Charakter, Propaganda und Kulturindustrie heute anschlussfähig. Aber wie genau? Mit großem Interessen haben die Kritiker daher Stuart Jeffries Geschichte der Frankfurter Sozialphilosophie "Grand Hotel Abgrund" (Bestellen) zur Hand genommen. Gut lesbar, erfrischend und inspirierend finden die Kritiker das Buch, auch wenn sie sich gewünscht hätten, dass der britische Publizist die Gültigkeit und Relevanz der Kritischen Theorie besser herausgearbeitet hätte. Stark finden SZ und DlfKultur die Biografien der zum Kreis gehörenden Denker, die von Adorno über Max Horkheimer bis zu Erich Fromm, so marxistisch und freudianisch wie großbürgerlich waren. Zwei weiteren Granden der politischen Theorie kann man im Briefwechsel "Ich bin Dir halt ein bißchen zu revolutionär" (Bestellen) begegnen, in dem Hannah Arendt und Dolf Sternberger "lebhaft, schön, geistvoll", wie etwa Gustav Seibt in der SZ schreibt, deutsche Nachkriegsgesellschaft kommentieren.


Kunst und Kulturgeschichte

Cover: Die Macht der SchönheitEine Fülle "exquisiter Herrlichkeiten" erblicken die Rezensenten, wenn Volker Reinhardt mit "Die Macht der Schönheit" (Bestellen) durch Italiens Kulturgeschichte führt. Geglückt findet Hans-Albrecht Koch in der NZZ das reich bebilderte Werk allein schon deshalb, weil es seinen überbordenden Stoff geschickt bündele, scharfsinnig analysiere und brillant erzähle. In der FR versinkt Christian Thomas in den Reichtümern der italienischen Kultur, betont allerdings, dass Reinhardt nie ins Schwärmen verfalle, sondern immer Distanz wahre. Reinhardt erkenne zudem als Charakteristikum der Italianità den Hang zur Rivalität, der sich im Willen zur Schönheit ebenso ausdrücke wie im Konkurrenzdenken und der Eitelkeit. Eine Kostprobe seines Schreibens liefert Reinhardt in der Zeit mit seiner Betrachtung der Sixtinischen Kapelle: "Was die Touristen dort anstaunen, ist die nackte Gewalt des Glaubens."

Auch Karl Ove Knausgard hat dem autofiktionalen Schreiben abgeschworen, verriet Espedal - und sich in "So viel Sehnsucht auf so kleiner Fläche" (bestellen) stattdessen Edvard Munch zugewandt. Dass Knausgard sich vor allem dem späten, überwiegend unbekannten Werk Munchs widmet und dabei sogar hinter den Künstler zurücktritt, findet Thomas Steinfeld in der SZ bemerkenswert.

Literaturgeschichte

Cover: Literaturgeschichte der deutschen Einheit 1989-2000Cover: HölderlinSehr gelobt wurde auch Arne Borns "Literaturgeschichte der deutschen Einheit" (Bestellen), die nachzeichnet, wie sich nach dem Mauerfall Literatur und Wirklichkeit gegenseitig prägten. Im Dlf las Cornelius Wüllenkemper sehr angeregt nach, wie die hoch politisierte Literatur von Heiner Müller, Christa Wolf, Volker Braun oder Günter Grass abgelöst wurde von einem autobiografischen Schreiben. Im Tagesspiegel gibt Born mit einem kurzen Essay, in dem er Euphorie, Enttäuschung und bleibende Fremdheit nachzeichnet, einen Eindruck von seiner Arbeit. Rüdiger Safranskis Hölderlin-Biografie "Komm! ins Offene, Freund!" (Bestellen) wurde ebenfalls positiv besprochen. FR und SZ würdigten, wie souverän Safranski Hölderlins Leben und Werk zu fassen bekommt, "seine Zerrissenheit, seine Schönheit", ohne ordiginelle Thesen zu bemühen.


Musik

Cover: Einhellig positiv haben die Kritiker Wolfram Knauers Geschichte des Jazz in Deutschland "Play yourself, man!" (Bestellen) aufgenommen. Der Leiter des Jazzinstituts Darmstadt erzählt darin, wie der Jazz nach Deutschland kam, wie sich die hiesigen Musiker von ihrem amerikanischen Vorbildern emanzipierten und eigene Stilformen entwickelten. Kenntnisreich und flüssig geschrieben, findet Christoph Wagner das Buch in der NZZ. In der FAZ schätzt Wolfgang Sandner an dieser insgesamt "satten Lektüre" besonders, dass Knauer die Interpretenkunst des Jazz zu beschreiben versteht. In der FR lobt Hans-Jürgen Linke, wie gekonnt Knauer historische Einordnung und stilistische Analyse verbindet und auch die Ambivalenz von Empathie und Misstrauen nicht verhehlt, mit der schwarze Musik hierzulande lange rezipiert wurde.

Ins Deutsche übertragen wurde jetzt auch der bereits in den 90ern auf Englisch erschienene Musikbuch-Klassiker "The Sex Revolts" (Bestellen) von Joy Press' und Simon Reynolds, eine kritische Auseinandersetzung mit dem Machismo im Rock. Das Buch ist eine spannende Untersuchung zu Pop, Rebellion, weiße Arroganz, Sex und Misogynie bei Mick, Iggy und Co, lobt Julian Weber in der taz. Wie die Autoren zum Beispiel das krasse Inszenesetzen des Rockmusikerkörpers mit Klaus Theweleits "Männerfantasien" kurzschließen, erscheint Weber weitsichtig. Eine große Rolle spielt aber auch die Selbstermächtigung von Frauen in der Popmusik, angefangen mit Janis Joplin und Joni Mitchell über Kate Bush, Siouxsie und Grace Jones bis zu Courtney Love und PJ Harvey. In der deutschen Übersetzung gibt es außerdem ein zusätzliches Kapitel, das die Geschichte feministischer Revolten im Rock seit Erscheinen des Buches 1995 weitererzählt. Hingewiesen sei auch noch einmal auf Jens Balzers "Pop und Populismus" (Bestellen), der die Grenze untersucht zwischen Tabubruch, Aufbegehren und Provokation einerseits und Verrohung, brutalem Sexismus und expliziten Aufrufen zur Gewalt andererseits.

Hingewiesen sei außerdem noch auf die Autobiografie von Prince, "The Beautiful Ones" (Bestellen), die - obwohl unvollendet, Prince starb, bevor er richtig damit angefangen hatte - dem FAZ-Kritiker Dietmar Dath den Menschen hinter seiner Musik zeigte: funky 1978 und danach. Auch Spon-Kritiker Arno Raffeiner versichert, dass in diesem Buch wirklich viel Prince steckt, und zwar ganz ohne Superstardom: Es sei "Reportage, Fotoalbum und Coffeetable-Schmuckstück geworden. Es enthält die Comic-Kritzeleien eines Teenagers, bisher unveröffentlichte Fotos, Entwürfe für Songtexte, teilweise auf Papiertüten verewigt. Außerdem eine Drehbuch-Skizze für einen Film, aus der 1984 'Purple Rain' wurde ... Wie ein gutes Biopic macht 'The Beautiful Ones' Princes Persönlichkeit durch Schlaglichter auf besondere Lebensphasen begreiflich". Gut besprochen wurde auch Elton Johns Autobiografie mit dem unvermeidlichen Titel "Ich" (Bestellen), die FAZ und Tagesspiegel so gehaltvoll wie amüsant fanden.

Cover: Clara Schumann: Jugendtagebücher 1827-1840Cover: 'Komm' aus dem Staunen nicht heraus'Erstmals vollständig erscheinen die "Jugendtagebücher" der Pianistin Clara Schumann (Bestellen) und gewähren nicht nur Einblicke in das Seelenleben der jungen Frau, sondern auch in ihr ästhetische Empfinden. FAZ-Rezensent Jan Brachmann las mit angehaltenem Atem von ihrer Liebe zu Robert Schumann oder ihrer Bekanntschaft mit Goethe, Paganini und Chopin. In der SZ staunt Helmut Mauró über den Reichtum der Texte, die nichts Überflüssiges enthielten. Sehr gelobt wurden auch Brigitte Fassbaenders Memoiren "Komm' aus dem Staunen nicht heraus" (Bestellen). In der FAZ kann Jens Malte Fischer nur bewundern, wie offen und unprätentiös aus die Mezzo-Sopranistin aus ihrem Leben erzählt. Immerhin kann sie auf eine der größten Gesangskarrieren des 20. Jahrhundert zu rückblicken. Eindrücklich findet er ihre Begegnungen mit Joseph Keilberth, Martha Mödl oder Dietrich Fischer-Dieskau, klar ihre deutlichen Aussagen zu den Übergriffen im Opernbetrieb, einnehmend die Passagen über ihr Privatleben.


Film / Theater

Cover: Konrad WolfKonrad Wolf war einer der wichtigsten Filmemacher der DDR, aber er war auch als Präsident der Akademie der Künste ein tragender Kulturfunktionär, Bruder der Geheimdienst-Spitze Markus Wolf und berüchtigter Nichtunterzeichner der Protesterklärung gegen Wolf Biermanns Ausbürgerung. Die frühere Grünen-Politikerin Antje Vollmer und der DDR-Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel widmen Wolf eine Biografie (Bestellen), die sich zu einem Porträt seiner Epoche ausdehnt. Vollmer und Wenzel kommen ihrem Protagonsten nah, versichert Fritz Göttler in der SZ, für seinen Geschmack mitunter zu nah, aber sie lassen auch sehr deutlich einen Filmemacher erkennen, der wusste, dass Humanismus und Formalismus, Sozialismus und Demokratie unvereinbar sind. In der FAZ betont Bert Rebhandl, dass Konrad Wolf kein Taktiker oder Opportunist war, sondern Kommunist aus Überzeugung. Und fasziniert bemerkt Rebhandl auch mit Blick auf die Familiengeschichte, auf was für wechselvollen und weltumspannenden Lebenswege die politischen und persönlichen Leidenschaften einst führten.

Auch zwei Theaterbücher sind anzuzeigen: Wolfgang Schopf und Marion Victor haben mit "Fundus" (Bestellen) ein Buch zum Verlag der Autoren 1969-2019 herausgegeben. Die beiden haben anlässlich des 50. Geburtstags tief in den Archiven gegraben, um anhand von Fotos, Faksimiles und Zitaten die Verlagsgeschichte anschaulich zu machen und dabei Bekanntes und weniger Bekanntes entdeckt, freut sich SZ-Kritiker Helmut Böttiger. Er begegnet hier noch einmal den ersten Verlagsgesellschaftlern Böll, Fassbinder, Handke oder Heiner Müller und staunt über die frühe internationale Zusammenarbeit. "Fundus" ist wie ein "Spaziergang durch die vergangenen fünfzig Jahre Verlagsgeschichte", schreibt Arno Widmann in seinem Nachttisch. "Und gleichzeitig ist es ein Gang durch die Geschichte der BRD - immer wieder mit Blicken hinüber über die Mauer in die DDR -, durch die wechselnden Interessen einer sich unablässig ändernden Öffentlichkeit." Hingewiesen sei schließlich auch noch auf Angela Winklers Erinnerungsband "Mein blaues Zimmer" (Bestellen), den die FAZ wunderbar frei und assoziativ geschrieben findet.


Die digitale Welt

Cover: New Dark AgeNach den Lobeshymnen im Guardian und im New Yorker haben sich auf James Bridles "New Dark Age" (Bestellen) die höchsten Erwartungen gerichtet. Bridle füchtet, dass die Flut an Informationen und Meinungen, der wir online ausgesetzt sind, nicht Aufklärung und Vernunft dienlich sind, sondern Überforderung und schlechter Laune oder dass die Zukunft insofern abgeschafft wird, als KI und Big Data nur vorhandenes Datenmaterial hochrechnen, also eigentlich die Gegenwart potenzieren. Vom Hocker hat das nicht alle Kritiker gerissen. In der SZ gibt Burkhard Müller zu, dass er sich von Bridle als IT-Fachmann und Künstler eine spannendere Kombination aus sachlicher Kenntnis und kreativem Denken erhofft hatte. Im DlfKultur findet Christoph Drösser einige Probleme durchaus anschaulich und aufrüttelnd beschrieben, aber manchmal auch etwas altmodisch gelöst. Thomas Fromm hält im Dlf Bridles Bilanz zwar für etwas plakativ, aber durchaus bedenkenswert.

Cover: Permanent RecordCover: MusterAllseits Bewunderung hat Edward Snowden für seine Lebensgeschichte "Permanent Record" (Bestellen) auf sich gezogen: Toll erzählt sei sie, mit grundlegenden Einsichten in die Arbeit der Geheimdienste verbunden und konsequent in ihrem Freiheitsdrang, finden die Kritiker und lesen das Buch des Whistle-Blowers auch als erneuten Aufruf, das Verschlüsseln zu lernen. Nachdrücklich sei noch einmal auf Armin Nassehis vielbesprochene Theorie der digitalen Gesellschaft "Muster" (Bestellen) hingewiesen, die etwa Steffen Martus in der SZ als Einführung in die Systemtheorie und in das "ausnüchternde Denken" pries oder Marc Reichwein in der Welt für ihre historische Tiefenschärfe.


Physik

Cover: Können wir die Welt verstehen?Cover: Die Geburt der WissenschaftWer noch glaubt, die Welt würde aus kleinen Teilchen bestehen, muss unbedingt sein Physik-Wissen auf Vordermann bringen. Es sind nämlich Quantenfelder! Im DlfKultur empfiehlt Gerrit Stratmann das Kompendium "Können wir die Welt verstehen?" (Bestellen) als "lohnenswerte Zumutung". Die beiden Physiker Josef Gaßner und Jörn Müller führen darin zu den Meilensteinen der Physik, von der Methodik des Aristoteles über Newtons Gravitationsgesetz und Einsteins Relativitätstheorie bis zu den neuensten Stringtheorien. Das sei anstrengend, aber großartig. Der Star unter den populären Physik-Autoren ist der in Marseille lehrende Carlo Rovelli. Wie er in "Die Geburt der Wissenschaft" (Bestellen) die Biografie des Anaximander mit einer Geschichte des kritischen Denkens verbindet, findet Ulf von Rauchhaupt in der FAZ zwar etwas zu anekdotisch erzählt, aber physikphilosophisch absolut solide.